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„Händler werden veräppelt“Kölner Ratsfraktionen fordern Erhalt des Großmarkts in Raderthal bis 2030

Lesezeit 3 Minuten
Norbert Heep (rechts) ist Händler auf dem Kölner Großmarkt.

Norbert Heep (rechts) ist Händler auf dem Kölner Großmarkt.

Eigentlich soll der Großmarkt bis zum 31. Dezember 2025 schließen, weil auf dem Gelände die Parkstadt Süd gebaut werden soll.

Die Ratsfraktionen der SPD, der Linken und der FDP wollen die Zukunft des Kölner Großmarkts sichern. Dazu bringen die Fraktionen in der Ratssitzung am Donnerstag einen Antrag ein, der einen Fortbestand des Großmarkts an seinem Standort in Raderthal bis 2030 fordert. Den Antrag hatten die Fraktionen bereits im Mai schon einmal eingebracht, damals war er allerdings verschoben worden.

„Wir müssen die Pachtverträge der Händler am Großmarkt jetzt verlängern, damit sie Planungssicherheit haben“, sagte SPD-Fraktionschef Christian Joisten. „Es muss kein Gegeneinander der Parkstadt Süd und des Großmarktes geben. Es ist völlig unrealistisch, dass die Parkstadt Süd in den nächsten fünf Jahren gebaut wird.“

Großmarkt in Raderthal soll Parkstadt Süd weichen

Der Großmarkt in Raderthal soll eigentlich zum 31. Dezember 2025 dicht machen. Danach soll auf dem Gelände das Projekt „Parkstadt Süd“ entstehen, 3000 Wohnungen und 4000 Arbeitsplätze sollen gebaut werden. Die Großmarkthalle selbst steht unter Denkmalschutz, sie soll in das neue Quartier integriert werden. Der Großmarkt sollte dann eigentlich auf eine Fläche in Marsdorf umziehen und Frischezentrum heißen – doch für den Bau hat sich noch kein Investor gefunden, und die Stadt wird den künftigen Großmarkt nicht mehr selbst betreiben.

Der Großmarkt in Raderberg mit der Markthalle von oben.

Der Großmarkt in Raderberg mit der Markthalle von oben.

Volker Görzel (FDP) nannte die bisherige Entwicklung rund um den Großmarkt „ein Versagen der Oberbürgermeisterin, für die das Thema keine Priorität zu haben scheint“. Vorwürfe machte er auch der Verwaltung, die sich jahrelang nicht um den Großmarkt gekümmert habe, und dem Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt. „Die Händler werden seit Jahren vom Bündnis veräppelt“, so Görzel. Denn einige CDU-Vertreter hätten von vornherein nicht gewollt, dass ein Großmarkt nach Marsdorf kommt.

Jörg Detjen (Linke) wies darauf hin, dass „eine Metropolregion einen Großmarkt braucht. Ohne Großmarkt wird Köln in die Provinz getrieben, weil es dann nur noch wenige Lebensmittelkonzerne gibt, von denen wir abhängig sind.“ Die Stellungnahme der Kommunalen Spitzenverbände, in denen Großmärkte nicht mehr als elementarer Teil der Daseinsvorsorge gewertet werden, kann Detjen nicht nachvollziehen.

Händler will bei Großmarkt-Schließung aus Köln wegziehen

Norbert Heep, selbst Früchtehändler auf dem Großmarkt, prophezeite: „Mit dem Großmarkt würde auch jeder Kölner Wochenmarkt sterben.“ Da auch der Großmarkt in Düsseldorf gerade schließe, befände sich dann kein Großmarkt zur Belieferung der Markthändler mehr in der Nähe. „Ich habe Verständnis dafür, dass das Grundstück in Raderthal ein Filetstück ist und bebaut werden soll. Die Fläche in Marsdorf wäre für uns super, da sie gut an die Autobahn angebunden ist“, so Heep.

Mit einem ähnlichen Ratsantrag zur Verlängerung des Großmarkts bis 2028 waren die beteiligten Fraktionen im Sommer 2023 knapp gescheitert. Auch für die Sitzung an diesem Donnerstag ist nicht zu erwarten, dass das Ratsbündnis von seiner Priorisierung der Parkstadt Süd abrückt. Heep sagte: „Ich hoffe trotzdem auf die Einsicht der Entscheider. Wir sorgen für die Versorgungssicherheit in Köln.“ Wenn die Verlängerung am Donnerstag nicht beschlossen wird, will er mit seinem Betrieb aus Köln wegziehen.