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Erste türkische Jungfrau im Kölner KarnevalKölscher Imi bekommt den Bart abrasiert

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau schneidet mit einer Schere den Bart ihres Mannes ab.

Ehefrau Anke führt den ersten Schnitt am Bart ihres Mannes aus.

Ziya Arpaci opfert das Gesichtshaar für seinen Traum vom Dreigestirn. Am Samstag wird er mit seinen Kollegen in der Gesamtschule Rodenkirchen proklamiert.

Von wegen der ganze Stolz ist: „Einmol Prinz zo sin“. Vor wenigen Tagen stand in der Hofburg „Zur alten Post by Green Dragon“ des designierten Dreigestirns der Altgemeinde Rodenkirchen, ganz eindeutig die Jungfrau im Mittelpunkt. Jungfrau Zirkonia (Ziya Arpaci) nämlich, die tapfer angetreten war, ihr Gesichtshaar zu opfern, denn das stört doch definitiv vor der offiziellen Proklamation am 12. November in der Gesamtschule Rodenkirchen.

Jungfrau Ziya stammt aus Adana

Kurzerhand wurde der Bartfall zum Event deklariert. Die designierte Jungfrau hatte ihre Haarpracht extra noch zwei Monate lang wachsen lassen. Jeder in der gut gefüllten Gaststube durfte dann auch einmal die Schere in die Hand nehmen und ein Stück zur äußeren Jungfräulichkeit beitragen, gegen eine Spende zugunsten der Kinderkrebshilfe. Der Kölsche „Immi“ Ziya, Mitglied der Rondorfer Karnevalsgesellschaft, KG löstige Öhs, kam mit vier Jahren mit seiner Familie aus Adana, einer Provinz im Süden der Türkei, nach Köln - und zwar ins Vringsveedel. Mittlerweile hat seine Familie die Südstadt verlassen und wohnt am Barbarossaplatz, er selbst lebt mit Frau Anke und Tochter Dilara in Rondorf.

1996 heiratete Ziya seine Frau Anke und die kennt ihn überhaupt nicht ohne Bart. „Das wird ganz sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ich freue mich für ihn, weil sein Traum in Erfüllung geht“, sagt die Ehefrau. Für den kölschen Türken, der erste seiner Art in einem Trifolium, ist es mehr als das. „Ich möchte unseren Mitbürgern und Jecken zeigen, dass auch ein anderes Miteinander geht“, sagt Ziya, dessen gesamte deutsch-türkische Familie hinter ihm steht. „Bei uns wird überhaupt alles gefeiert, ob Ostern, Weihnachten, Zuckerfest oder Karneval“, sagt seine Frau Anke lachend.

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Das Kölner Dreigestirn und Jungfrau Zirkonia lachen in die Kamera.

Das Kölner Dreigestirn, Jungfrau Agrippina (André Fahnenbruck), Prinz Prinz Boris I. und Bauer Marco Schneefeld sorgten bei Rodenkirchens Jungfrau Zirkonia für den letzten Feinschnitt.

Knapp anderthalb Stunden dauerte die zunächst zögerlich und vorsichtig angesetzte Rasur. Den Anfang machte Bezirksbürgermeister Manfred Giesen. Auch Ehefrau Anke griff beherzt zur Schere, während Tochter Dilara dann schon den Rasierer in die Hand nahm. Da stand der Jungfrau zwischendurch wahrlich der Schweiß auf der Stirn. Kein Wunder, nach kaum einer Viertelstunde gab es die erste kleine Blessur, als es kurz die Nase erwischte.

Erste-Hilfe-Koffer wurde gereicht

Ein Erste-Hilfe-Koffer wurde mit herzhaftem Gelächter überreicht. Passiert ist aber nichts. Öhs-Präsident Ralf Schliffer möchte die Jungfrauenhaare als Trophäe behalten und so schnippelte sich die Gesellschaft, Freunde, Familie und befreundete KGs durch die erste Stunde. Da war dann immer noch eine Menge Bart übrig, während die Veranstaltung deutlich fröhlicher wurde. Der designierte, Bart tragende Bauer Stefan Widdig freute sich, dass seine Gesichtshaartracht erhalten bleiben darf. „Ich verkörpere eine große, repräsentative Rolle“, meint der zukünftige Bauer selbstbewusst.

Etwas kleinlauter äußerte sich der zukünftige Prinz Marc I. der Altgemeinde. Schließlich starrten die Damen von der Bühne zu ihm auf. Da muss in seinem Fall das Beinhaarkleid fallen. „Ich waxe aber ganz im Stillen bei mir zu Hause“, gestand Marc Müller freimütig. Dem Spendenspektakel wurde mit dem Auftritt des designierten Kölner Dreigestirns ein Ende gesetzt. Beherzt griffen Jungfrau Agrippina (André Fahnenbruck), Prinz Prinz Boris I. und Bauer Marco Schneefeld zum Rasierer. Jungfrau und Prinz wohnen beide im Kölner Süden. Eine Stippvisite war für das designierte Trifolium deshalb Ehrensache. Sagenhafte 2222 Euro, aufgerundet vom Dreigestirn der Altgemeinde und dessen Festkomitee, sind für den guten Zweck zusammen gekommen. Die äußerliche Jungfräulichkeit endet an Aschermittwoch. Wie so manches, ist es dann auch mit der bartlosen Zeit vorbei.