Warum Köln im Straßenkarneval zwischen Abgegitterten und Eingegitterten unterscheidet.
Satirischer WochenrückblickKölner Karneval in Bodenhaltung
So kurz vor dem Auftakt des Straßenkarnevals ist es an der Zeit, alle Jeckinnen und Jecken mit neuen Begriffen vertraut zu machen, die in den kölschen Wortschatz Einzug halten müssen, damit Sie neuen Spielarten des bunten Treibens nicht sprachlos gegenüberstehen und gezwungen sind, Phänomene wie das Massenbesäufnis im Kwartier Latäng mit der Negation „Für mich is‘ dat kein Fastelovend“ zu umschreiben.
Selbstverständlich haben Sie recht und mir ist dazu außer „Karneval in Käfighaltung“ auch nichts Besseres eingefallen. Käfighaltung trifft im Fastelovend aber auch auf jede Kneipe zu.
Die Ordnungsbehörden unserer schönen Stadt sind überraschenderweise fantasievoller. Sie unterscheiden zwischen Eingegitterten und Abgegitterten. Verbunden mit dem Hinweis, dass diese Jecken nur unter freiem Himmel anzutreffen sind, man also korrekterweise von Bodenhaltung sprechen muss. Schließlich habe ein Käfig immer ein Dach.
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Zu den Abgegitterten zählen alle Jecken, die es (noch) nicht geschafft haben, in den Bereich hinter dem Zaun vorzudringen, wo die Megaparty auf sie wartet. Es zählt zu den unerklärlichen Verhaltensweisen dieser Spezies, dass sie alles tut, sich in Eingegitterte zu verwandeln. Das geschieht immer dann, wenn sie sich an der Einlasskontrolle durch ein Drängelgitter gezwängt haben. Drinnen tun sie dann genau das, was sie draußen getan haben: Rumstehen und nicht wissen, was sie jetzt machen sollen.
Das geschieht aus freien Stücken. Hingegen können Eingegitterte unfreiwillig in diese Situation geraten, weil ihr karnevalistisches Milieu plötzlich in einer Sackgasse, also vor einem Drängelgitter endet, das dort noch nie gestanden hat. Das nennt man Zwangsbodenhaltung, die keine Federboa lange durchhält und ist eine Haltungsform, die man selbst bei Höhnern aus dem Kühlregal von Billigsupermärkten nicht mehr vorfindet.
Sollten Sie das alles nicht verstanden haben, ein kleiner Tipp. Verkleiden Sie sich an Wieverfastelovend als Bruderküken, spazieren um 11.11 Uhr zum abgegitterten Aachener Weiher und feiern mit Schwänen und Enten, die auch nicht wissen, wie ihnen geschieht, das Leben.
Vielleicht wundern Sie sich dann auch, warum die Stadt den Weiher in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt, wo doch die wertvollen China-Vasen aus dem Ostasiatischen Museum nebenan geklaut wurden. Sollten Ihnen dabei zufällig ein paar Einbrecher über den Weg laufen, machen Sie sich keine Gedanken. Die sind bloß verkleidet.