Erstmals sperrt die Stadt auch Bereiche am Aachener Weiher ab. Auf den Ringen steigt ein Straßenfest mit Bands und DJs.
Straßenfest, Zäune, NotfallzeltDas ist neu an Weiberfastnacht in Köln
Was ist dieses Jahr neu beim Straßenkarneval an Weiberfastnacht?
Im Wesentlichen vertrauen Stadtverwaltung, Polizei und Rettungsdienste auf die ihrer Ansicht nach bewährten Konzepte aus den Vorjahren. Auch die Uniwiesen dienen erneut als Ausweichfläche. Aber es gibt auch drei Neuerungen: Um das Gedränge im Zülpicher Viertel zu entzerren, soll das Straßenfest „Open Ring“ auf dem Hohenstaufenring Feiernde von der Zülpicher Straße weglocken. In einem provisorischen „Notfallversorgungszentrum“ im Mauritiusviertel kümmern sich Rettungskräfte vor allem um Feiernde, die zu viel Alkohol getrunken haben, aber keine akute medizinische Hilfe benötigen – so sollen die Krankenhäuser entlastet werden. Und im Hiroshima-Nagasaki-Park am Aachener Weiher werden Teile der Wiese und Waldstücke sowie der Weiher selbst mit Gittern und Bodenplatten geschützt und abgesperrt.
Köln: DJs und Bands bei „Open Ring“ an der Schaafenstraße
Was erwartet die Besucherinnen und Besucher beim Straßenfest „Open Ring“ auf den Ringen?
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Gefeiert wird zwischen Schaafenstraße (Eingang) und Schaevenstraße (Ausgang). Von 9 bis 17 Uhr gibt es Musik und Moderation auf einer kleinen Bühne und in zwei DJ-Zonen. Auch für Essen, Getränke und Toiletten ist gesorgt. Es spielen der Jugendchor St. Stephan und die Bands Rhythmussportgruppe, Stadtrand, Kempest Finest, Kuhl un de Gäng und die Wimmer Band. Veranstalter ist die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“.
Deren Präsident Joachim Zöller sagt: „Wir wollen eine neue, intelligente Veranstaltung, eine echte Alternative, mit der wir die Jugendlichen für zwei bis drei Stunden binden können.“ Platz ist für maximal 7500 Menschen gleichzeitig, insgesamt 20.000 werden den Tag über erwartet. Wird das Gelände zu voll, werden die Besucherinnen und Besucher über die Lindenstraße und die Bachemer Straße zu den Uniwiesen umgeleitet. Es sei ein „Pilotprojekt“, evaluiert werde später, sagte Zöller. Daniel Kölle, Leiter der städtischen Stabsstelle Events, Film und Fernsehen nannte das Engagement der Karnevalsgesellschaft „besonders vorbildlich“.
Gibt es auch Kritik an „Open Ring“?
Ja, und zwar von Wirten auf der Schaafenstraße sowie vom Verein Cologne Pride. Sie alle befürchten Pöbeleien oder sogar tätliche Übergriffe von alkoholisierten Jecken auf die überwiegend bis zu 5000 queeren Menschen, die dort friedlich feiern wollen. Ein weiteres Problem nach Ansicht von Uwe Weiler von Cologne Pride: Die „Open-Ring“-Fläche soll mit Gittern von der Schaafenstraße getrennt werden. Was für Veranstalter Joachim Zöller einen „zusätzlichen Schutz“ für die Menschen auf der Schaafenstraße bedeutet („Die Schaafenstraße wird durch unsere Veranstaltung nicht tangiert“), stellt für Uwe Weiler eine Gefahr dar. Denn alle Menschen, die aus Richtung Innenstadt kommen und über die Schaafenstraße auf die Ringe laufen möchten, landen jetzt in einer Sackgasse.
„Und außerdem“, sagt Weiler, „was ist denn das für ein Bild? Die queere Communitiy in Köln wird eingegittert? Weggesperrt?“ Cologne Pride sei in die Planungen für das Straßenfest nicht einbezogen worden, kritisiert Weiler. Für ihn kommt nur eine Lösung in Frage: „Open Ring“ dürfe nicht stattfinden.
Wie genau soll diesmal das Grüngelände am Aachener Weiher geschützt werden, das am 11.11. völlig überlaufen war?
Auch hier sind Bauzäune das Mittel der Wahl. Die Wäldchen links und rechts des Hügels in der Mitte werden anders als in den Vorjahren an Weiberfastnacht nicht zugänglich sein. Der Grund: Nach dem 11.11. hat es sich als schwierig bis unmöglich erwiesen, insbesondere Glasscherben aus dem Unterholz zu entfernen. Auch der Weiher selbst soll „abgegittert“ werden, teilte Jens Westendorf, Leiter Veranstaltungsservice im Ordnungsamt, mit.
Wird es wieder die von Umweltschützern heftig kritisierte Ausweichfläche auf den Wiesen hinter dem Uni-Hauptgebäude geben?
Ja, darauf könne man nicht verzichten, betont Daniel Kölle von der Stadt Köln. Das neue Straßenfest auf den Ringen sei zwar ein „erster Schritt“ dahin, das Zülpicher Viertel zu entlasten, es mache das bisherige Sicherheitskonzept für das Kwartier Latäng aber nicht überflüssig. Das heißt: Wird es auf der Zülpicher Straße zu voll, werden die beiden Eingänge vor der Unimensa und auf der Roonstraße gesperrt und die Besucherinnen und Besucher auf die Uniwiesen umgeleitet. Dort gibt es Musik, Speisen und Getränke und Platz für bis zu 50.000 Menschen. Ein Teil der Wiese wird wieder mit Bodenplatten abgedeckt, um die Natur zu schützen.
Köln: Große Teile des Kwartier Latäng für Feiernde gesperrt
Wer darf auch im sehr wahrscheinlichen Fall einer Sperrung jederzeit ins Zülpicher Viertel – und wie?
Anwohner, Anwohnerinnen, Gewerbetreibende und Gäste von geschlossenen Gesellschaften. Den Zugang ins Viertel, aber auch die Einhaltung des Glasverbots kontrollieren mehr als 1000 private Sicherheitsleute. Der Schutz der Anwohner vor allem vor Vermüllung und Wildpinklern sei der Stadt „ein besonderes Anliegen“, betont der Leiter des Ordnungsdienstes, Thomas Frenzke. Deshalb bleibt der größte Teil des Kwartier Latäng für Feiernde gesperrt. Öffentlich zugänglich ist vor allem das Kneipenviertel zwischen Zülpicher Straße, Moselstraße, Luxemburger Straße und Roonstraße – und natürlich die Zülpicher Straße selbst.
Jens Westendorf vom Ordnungsamt kündigte an, dass auch die privaten Sicherheitsleute „intensiv“ überprüft würden – zum einen in einem mehrstufigen Verfahren im Vorfeld, zum anderen an Weiberfastnacht selbst beim „Check-In“ am Morgen und bei Kontrollen im Tagesverlauf. Jeder Security-Mitarbeiter und jede -mitarbeiterin erhält eine Weste mit persönlicher Nummer, falls es im Nachhinein Beschwerden gibt. In den Vorjahren sollen immer wieder Sicherheitsleute Feiernde gegen Schmiergeld durch die Absperrungen gelassen haben.
Wie hoch ist die Anschlagsgefahr derzeit in Köln nach den Terrorwarnungen am Dom zu Weihnachten?
Weiterhin „abstrakt“ hoch, sagen die Sicherheitsbehörden – wie allerdings ganz generell in Deutschland. Konkrete Hinweise auf Sicherheitsrisiken in Köln oder speziell zur Karnevalszeit gebe es derzeit nicht, betont der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz.
Wie schon am 11.11. soll die Synagoge auf der Roonstraße auch an Weiberfastnacht wieder mit Absperrgittern und Polizisten geschützt werden.