Die „ColognePride“ wirft Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor, die „Beseitigung von Schutzräumen“ für queere Menschen zu befürworten.
Veranstaltung in Nähe der Schaafenstraße?Kölner CSD-Verein fürchtet mehr queerfeindliche Angriffe im Straßenkarneval
Die Organisatoren des Kölner „Christopher Street Day“ (CSD) kritisieren die laufende Prüfung einer Veranstaltungsbühne auf dem Hohenstaufenring. „Eine Bühne in der Nähe zur Schaafenstraße wird die Zahl der Konfrontationen, Anfeindungen und Übergriffe auf die Gäste und das Sicherheitspersonal der Straße erhöhen“, teilte der Vorstand des Vereins „ColognePride“ am Dienstag mit.
Hintergrund der Kritik sind die Pläne der Stadt Köln, den Andrang auf das Kwartier Latäng und die Uniwiesen an Karneval durch eine Veranstaltung auf den Ringen zu reduzieren. Mitte November bestätigte die Stadt, bereits zur kommenden Weiberfastnacht eine alternative Veranstaltungsfläche auf dem Hohenstaufenring zwischen Schaafenstraße und Schaevenstraße in den Blick zu nehmen. Der Bereich ist rund 200 Meter lang. Die Gespräche mit potenziellen Veranstaltern liefen zu diesem Zeitpunkt laut Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bereits.
In der Sitzung der Stadt AG Queerpolitik am 23. November 2023 habe Reker Fragen zu der möglichen Veranstaltung „nur oberflächlich“ beantwortet, heißt es vom „ColognePride“-Vorstand. Sie habe gesagt, man wolle die Wirtegemeinschaft Schaafenstraße in die Planungen einbeziehen, sollten diese konkret werden. Und genau das sei bislang nicht passiert, das Versprechen sei also nicht gehalten worden.
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„Seit der Absperrung des Gebietes Zülpicher Straße auf Höhe der Beethovenstraße, die die Jugendlichen quasi direkt vor der Schaafenstraße auflaufen lässt, hat sich die Zahl der Übergriffe auf queere Personen stark erhöht“, heißt es von dem Verein mit Blick auf die vergangenen Jahre. Die mögliche Veranstaltung werde diesen Effekt weiter verschärfen. „Würde nun durch eine zusätzliche Bühne auf dem Hohenstaufenring das Publikum sogar noch gezielt in die direkte Nachbarschaft der Schaafenstraße gelockt werden, müssen wir befürchten, dass die Zahl dieser Übergriffe nochmal ansteigen.“
Stadt Köln: „Noch ist gar nichts genehmigt“
Entschieden und unterschrieben ist jedoch noch nichts. Darauf bezieht sich nun auch die Stadt. „Die besonderen Bedürfnisse der Schaafenstraße sind der Stadt Köln natürlich bekannt und meines Wissens gab es auch Kontakt zur Wirtgemeinschaft seitens des Ordnungsamtes“, sagte Stadtsprecher Alexander Vogel, der ab Mitte Januar kommissarisch auch die Leitung des Ordnungsamtes übernehmen wird. Zuletzt habe es Ende Dezember entsprechende Gespräche gegeben. „Noch ist gar nichts genehmigt“, so Vogel.
Ein Dringlichkeitsbeschluss des Stadtrates vor Weihnachten habe der Stadt neben der Finanzierung einer Veranstaltung lediglich ermöglicht, mit dem möglichen Veranstalter, der „Grosse von 1823“, weiter Gespräche zu führen. „Auch ob es überhaupt eine Bühne oder dezentrale Aktionsflächen in diesem Bereich gibt, ist noch nicht entschieden“, so Vogel: „Die Stadt wird die Veranstaltung nur genehmigen, wenn ein schlüssiges Sicherheitskonzept inklusive der Situation an der Schaafenstraße vorliegt.“ Viel Zeit bis zur Entscheidung bleibt allerdings nicht mehr: Laut Vogel soll diese Mitte Januar getroffen werden.