„Saure Zitrone“Zwei Zitronen für Köln-Ehrenfelds Bahnbögen
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Ehrenfeld – Ebertplatz, Opernumfeld oder Breslauer Platz – mit der „Sauren Zitrone“ zeichnet der Kölner Verkehrsverein seit rund zehn Jahren misslungene Bauprojekte, unverträgliche Stadtarchitektur oder vernachlässigte öffentliche oder private Plätze aus.
Die Deutsche Bahn AG und die Kölner Bahnbögen GmbH erhielten in diesem Jahr die Negativ-Auszeichnung des Verkehrsvereins. Grund dafür sind die seit Jahren andauernden städtebaulichen Missstände an den Ehrenfelder Bahnbögen. Ein industrie- und verkehrsgeschichtliches Denkmal aus den 1920er Jahren, das sich als Viadukt mit rund 50 Gewölbebögen quer durch Ehrenfeld zieht. Eigentümer ist die Deutsche Bahn AG, die die Bögen über eine Laufzeit von mehreren Jahrzehnten an die Kölner Bahnbögen GmbH verpachtet hat.
Marodes und feuchtes Mauerwerk kennzeichnen die Bogengewölbe. Die Suche nach dem geeigneten Sanierungsverfahren verzögert eine Nutzbarmachung durch den Pächter seit Jahren. Einziges Vorzeigeprojekt ist der 2010 eröffnete Club Bahnhof Ehrenfeld.
„Der Deutschen Bahn und der Kölner Bahnbögen GmbH scheint es offensichtlich gleichgültig zu sein, dass die Bahnbögen verkommen und einen äußerst vernachlässigten Eindruck machen“, sagte Martin Schwieren, Vorsitzender des Kölner Verkehrsvereins, bei der Verleihung in der Hüttenstraße. „Insgesamt machen die Bahnbögen einen hässlichen verdreckten Eindruck. Dies ist unwürdig für unsere Heimatstadt Köln“, so Schwieren weiter. Bereits vor 15 Jahren sei vom Pächter eine „Flaniermeile“ mit Läden, Cafés und Restaurants geplant gewesen. Stattdessen habe sich die Gegend negativ entwickelt.
Der Kölner Verkehrsverein hatte per Online-Voting über vier Kandidaten für die diesjährige „Saure Zitrone“ abstimmen lassen. Neben den Bahnbögen mit im Rennen der Tunnel Kalk, die Müllumladestation hinter dem Haus Neuerburg in der Innenstadt und der Tunnel Johannisstraße unter dem Hauptbahnhof. Die Bahnbögen hatten mit großem Abstand die Nase vorn. Ulf Heywang, zuständiger Planungsleiter bei der DB Netz AG, und der Chef der Kölner Bahnbögen GmbH, Lutz Figge, nahmen die Zitrusfrucht persönlich in Empfang. „Uns ist bewusst, dass der Bereich der Bahnbögen Ehrenfeld aktuell keinen schönen Anblick bietet und dass hier etwas geschehen muss. Wir haben nun eine Freigabe für dieses zweistellige Millionen-Projekt erreichen können“, sagte Heywang.
Das Ausschreibungsverfahren für die Wiederherstellung der Bahnbögen sei auf den Weg gebracht. Anfang des 2. Quartals 2019 soll ein Ingenieurbüro mit den Planungen für die Sanierung von rund 50 Bögen beginnen. Um das Feuchtigkeitsproblem in den Griff zu bekommen, soll ein flüssiges Gel per Hochdruck in ein engmaschiges Netz von Bohrlöchern im Gewölbemauerwerk gepresst werden.
Dieses Gel härtet zu einem festen Kunststoff aus. Vorteil dieser Methode, der darüberliegende Bahnverkehr könnte uneingeschränkt weiterlaufen und das Sichtmauerwerk der denkmalgeschützten Gewölbe bliebe erhalten. Die Bahn hofft dadurch die Lebensdauer der Bahnbögen um 50 Jahre verlängern zu können. Pächter Lutz Figge bleibt trotz allen Ärgers über die Verzögerung optimistisch, dass bereits Mitte 2020 die Bögen an der Bartholomäus-Schink-Straße genutzt werden könnten: „Für alle Bögen an der Bartholomäus-Schink-Straße haben wir Mietverträge mit Nutzern abgeschlossen. Die Planungen laufen und Bauanträge werden bald bei der Stadt eingereicht“.