Kölner Schauspieler Uke Bosse als Bösewicht„Als Comedian kann man auch ernst sein“

Uke Bosse lebt seit zwei Jahren in Köln.
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Köln – Der Leiter einer Hundepension sei der böseste Typ gewesen, den er jemals gespielt habe, verrät Schauspieler Uke Bosse. Der 45-Jährige schlüpft im neuen Donnerstagskrimi „Nord bei Nordwest“ in die Rolle eines dubiosen Mannes, der Drogen in den Bäuchen von Hunden schmuggelt. „Dem sind Menschen und Tiere egal“, sagt Bosse im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Gerade, dass er seiner Persönlichkeit komplett entgegenstehe, habe Bosse fasziniert. Besonders herausfordernd sei eine bestimmte Szene gewesen, in dem er einem ehemaligen Angestellten dermaßen fest in den Bauch schlägt, dass die Drogen darin aufplatzen. „Richtig kaltblütig“.

Schauspieler Uke Bosse im Donnerstagskrimi Nord bei Nordwest
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Für die Schlagetechnik hat er Unterstützung von einem Stuntman erhalten. „Das war eine physische Sache und eher ungewöhnlich für mich“, so Bosse. Für aufwendige Rollen bereite er sich ansonsten eher mental und durch Kontemplation vor. „Wenn ich das Drehbuch lese, habe ich was im Kopf. Ich stelle mir vor, was in mir vorgehen müsste, um so eine Handlung zu begehen. Dann gibt es noch die Regisseurin, die sagt, wie sie es haben möchte. Ich schaue mich auch im Spiegel an und probiere Ausdrucksweisen aus“, sagt der seit zwei Jahren in Köln lebende Schauspieler.
Dreharbeiten für Nord bei Nordwest: Mit 15 Hunden auf Fehmarn
Eine weitere Neuheit auf dem Filmset seien für ihn die vielen Tiere gewesen: Mit 15 Hunden habe er noch nie zusammengearbeitet. Das sei anders als seine Rolle als Bösewicht allerdings „überhaupt nicht herausfordernd“ gewesen. „Sie haben sehr gut gehorcht, das sind ja Profis: Sie sind fantastisch trainiert. Die tollste Szene war, als ich auf einem Stuhl saß, die Hunde losgelassen wurden und wir spielen, während sie um uns herum tollen“, sagt Bosse.
Die Dreharbeiten zum Krimi haben den gebürtigen Ostfriesen erstmals auf die Insel Fehmarn in Schleswig-Holstein gebracht. Während seines langjährigen Hamburger Aufenthalts habe er es nicht geschafft. Dennoch ist Bosse schon gut herumgekommen. Bevor er sich vor zwei Jahren „der Liebe wegen“ in Köln niedergelassen hat, lebte er in Berlin. Dort sollte er eigentlich regelmäßig hinpendeln, da er neben der Schauspielerei auch Professor an der Hochschule Mediadesign im Fachbereich „Gamedesign“ ist.
Uke Bosse: „Ich bleibe erst einmal in Köln“
Doch aus der Pendelei ist dann nichts mehr geworden, er ist nur noch ab und an in der Hauptstadt unterwegs. „Dann kam die Pandemie und jetzt haben wir auch ein Kind, jetzt bleibe ich erst einmal hier.“ An Köln gefalle ihm, dass er am anderen Ende der Telefonleitung auf fröhliche Menschen stoße, wenn er etwa beim Arzt oder in der Behörde anruft. „Das ist mir in Berlin so noch nie passiert.“ Er bedauert, dass er coronabedingt das Kulturangebot der Stadt noch nicht ausreichend genutzt habe. Aber die Kneipenkultur gefalle ihm gut; und in seinem Veedel Nippes sei alles wunderbar kompakt. Als Vater profitiere er besonders von der Nähe zum Zoo. „In 20 Minuten fußläufig ist man da, das ist fantastisch.“
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Uke Bosse dürfte einem breiteren Publikum durch einen TV-Reifenwerbespot mit Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel bekannt sein. Zudem hat er schon in diversen TV-Filmen mitgespielt („Soko“, „Tatort“, „Harter Brocken: Die Kunstfälscherin“). Im Bereich Videospiele war er etwa von 2012 bis 2014 Redaktionsleiter bei dem im ARD-Programm „EinsPlus“ ausgestrahlten Videospielmagazin Reload, wo er auch Regie führte.
Als Schauspieler zeichnet ihn häufig ein komödiantischer Einschlag aus, Bosse bezeichnet sich auch als Stand-Up-Comedian. „Das Komödiantische gehört, glaube ich, zu meinem Naturell, aber ich mag es vor allem sehr gern. In London, wo ich Schauspiel gemacht habe, hatte ich ein britisches Theatergenie als Lehrer, der eine Vorliebe für absurde Comedy hat. Das hat mich sehr stark beeinflusst.“ Comedian sein hieße aber nicht, dass man nicht auch ernste Rolle spielen könne, siehe sein Auftritt beim Donnerstagskrimi. „Als Jim Carrey bei der Truman Show ernst war, haben sich Leute gewundert. Aber Comedy ist schwierig, man muss das Timing beachten, die Pointen setzen. Da kann man erst recht auch andere, ernstere Rollen übernehmen, finde ich“.
Die Folge „Wilde Hunde“ vom Donnerstagskrimi „Nord bei Nordwest“ wird Donnerstag, 20 Januar um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt. In der Mediathek ist der Film seit dem 18. Januar verfügbar.