Familien, die in der zweiten Anmelderunde schon wieder eine Absage bekommen haben, sind verzweifelt und fühlen sich von der Stadt alleingelassen.
SchulplatzvergabeAuch in der zweiten Anmelderunde in Köln sind viele Kinder leer ausgegangen
Die zweite Anmelderunde an den weiterführenden Schulen ist beendet. Es war das zweite angespannte Warten aller Viertklässer, die noch keinen Schulplatz hatten. Als die Briefe nun diese Woche im Briefkasten lagen, war es für einen großen Teil der betroffenen Kinder die erlösende Zusage.
Aber auch in der zweiten Runde gab es wie befürchtet Kinder, die erneut leer ausgingen und schon wieder eine Absage bekamen. Wie viele das waren, wollte die Stadt auf Anfrage nicht sagen. Zahlen gebe es dann, wenn das Verfahren komplett abgeschlossen und ausgewertet sei.
Es waren Familien wie die Zadehs aus Longerich, für die da eine Welt zusammenbrach: Nachdem es in der ersten Runde beim Gymnasium Pesch eine Absage gab, kam nun auch eine Absage vom Heinrich-Mann-Gymnasium in Chorweiler, wo die Familie den Sohn in der zweiten Runde angemeldet hatte. 151 Kinder wurden dort angemeldet. „150 haben einen Platz bekommen. Und ein einziges Kind nicht. Mein Sohn", sagt der verzweifelter Vater Murad Zadeh. Er könne nicht begreifen, dass für ein einziges Kind kein Platz sein solle.
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Abgelehnte Kölner Familie sieht sich diskriminiert
„Wir haben uns so angestrengt, uns zu integrieren“, sagt der Familienvater, der im öffentlichen Dienst bei der KVB arbeitet und erst vor sieben Jahren mit seiner Familie aus dem Iran gekommen ist. Seine Frau arbeitet im offenen Ganztag, die älteren Töchter gehen auf Gymnasium und Gesamtschule, der Sohn habe sich in der Grundschule so angestrengt. „Wir fühlen uns ausgeschlossen und traurig. Vielleicht liegt es daran, dass man uns hier nicht will“, sagt er resigniert.
Die Gymnasien, auf denen es jetzt noch Plätze gibt, würden für den Neunjährigen von Tür zu Tür mit Umsteigen eine Fahrzeit von über einer Stunde für eine Strecke bedeuten. „Das kann er nicht alleine. Und das wollen wir ihm auch nicht zumuten.“
Und da ist die Geschichte der alleinerziehenden Mutter Nora Buchheit aus Nippes, deren Sohn Emil nun – anders als seine beiden besten Freunde – wieder keinen Platz bekam. Erst die Absage am Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, jetzt von der Kaiserin-Augusta-Schule. Die Gymnasien, an denen es noch Plätze gibt, seien für ihren Sohn und für sie als alleinerziehende Mutter keine realisierbare Option. „Er müsste jeweils mehrmals umsteigen und würde realistischerweise über eine Stunde brauchen.“
Nora Buchheit selbst arbeitet Vollzeit in Bergisch Gladbach und könnte ihn weder bringen noch holen. „Ich werde meinen Sohn definitiv an keiner der noch möglichen Schulen mit freien Plätzen anmelden“, sagt sie bestimmt. Stattdessen wandte sie sich über die mit der Absage mitgeschickte Mailadresse an die Stadt und bat um Beratung, wie und wo es in ihrem Härtefall eine für sie und ihren Sohn realisierbare Möglichkeit auf einen Schulplatz geben könne. Eine solche Beratung hatte die Stadt betroffenen Eltern auf Wunsch zugesagt.
Die Stadt antwortete per Mail: Man bedauere die Situation und ermutigt Emil, dass er bestimmt auch auf der neuen Schule gute Freunde findet und es lernt, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Verbunden mit dem Wunsch, dass es vielleicht doch noch über die Warteliste mit einem Platz klappen möge. Für die Mutter ist das nicht die zugesagte individuelle Beratung, die im Schulausschuss zugesagt wurde. Sie fühlt sich abgespeist.
Die Initiative „Die Abgelehnten“ verschickte an Oberbürgermeisterin einen „Aufruf zur politischen Intervention“, in dem sie aufgefordert wird, allen mehrfach abgelehnten Kindern aktiv einen „verträglichen Schulplatz“ zu vermitteln. Für Kritik sorgte auch, dass die Plätze an den vier Schulen, die jetzt noch mit Kapazitäten auf der städtischen Liste stehen, nun nach der Reihenfolge der Anmeldung vergeben werden. Dabei hatten die Schulen noch nicht mal die Zusagen gleichzeitig rausgeschickt, so dass auch hier wieder Ungerechtigkeiten entstanden.
Dabei betonte die Stadt, dass es auch in diesem Jahr gelungen sei, dass die Plätze an den weiterführenden Schulen ausreichen: Allen Kindern könne ein Platz an der gewünschten Schulform angeboten werden. Dass das gelang, ist maßgeblich dem Umstand zu verdanken, dass Nachbarkommunen wie Dormagen und Hürth in relevanter Zahl Kölner Kinder aufnahmen.
Wut und Empörung in Hürth wegen aufgenommener Kölner Kinder
Das sorgt beispielsweise in Hürth jetzt für Wut und erbitterten Streit: Weil an den dortigen Gymnasien Hürther und Kölner Kinder in einen gemeinsamen Lostopf kamen, stehen nun 35 Hürther Kinder ohne Gymnasialplatz in ihrer Kommune da. Um die gemeindeeigenen Kinder bei der Aufnahme zu bevorzugen, hätte es bis zum Beginn des Anmeldeverfahrens einen entsprechenden Ratsbeschluss gebraucht. Der wurde jedoch nicht gefasst, weil es bislang immer gelungen war, sowohl die Kinder aus Hürth als auch aus Köln unterzubringen. Dass die Anmeldezahlen so steigen würden, damit hatte in Hürth wohl niemand gerechnet.
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