Marode Lehrschwimmbecken, gesperrte Sporthallen, fehlende Grundschulplätze: Statt endloser Prüfungen und Vertagungen braucht es schnelle, pragmatische Lösungen.
Kommentar zu fehlenden GrundschulplätzenI-Dötzchen fallen auch in Köln nicht vom Himmel
Der Besuch von Schulausschusssitzungen in Köln ist ein Wechselbad aus resigniertem „Täglich grüßt das Murmeltier“ und Verzweiflung. Eine Veranstaltung für Stoiker, die mit endloser Frustrationstoleranz ertragen, wie sich die schulpolitischen Versäumnisse der Stadt wie an einer Perlenschnur aufreihen. Top 1: Von den ohnehin nicht üppigen neun Lehrschwimmbecken der Stadt ist bis auf Weiteres gerade mal eines unbeeinträchtigt in Betrieb. Vielleicht fahren bald Schwimmcontainer auf die Schulhöfe. Vielleicht aber auch nicht. Näheres, wenn die Prüfung irgendwann abgeschlossen ist.
Top 2: Wann die seit einem Jahr gesperrte Sechsfachhalle an der Heinrich-Böll-Gesamtschule wieder nutzbar ist? Unklar. Alternativen werden ebenfalls weiter geprüft. Bis dahin: Entscheidung erneut vertagt. Genau wie bei etlichen weiteren maroden Sporthallen auch. Vielleicht mobile Sporthallen bestellen, wie die Opposition schon im vorigen Jahr vorgeschlagen hat? Erst mal weiter prüfen.
„Die ewige Prüferei ist nicht mehr zu ertragen“, entfuhr es der schulpolitischen Sprecherin der FDP, Stefanie Ruffen. „Warum schaffen wir es nicht – wie jeder Privatmensch auch – Gebäude instand zu halten, bevor sie komplett marode sind?“ „Ich glaub‘ allmählich, ich bin hier im falschen Film“, fasste die sachkundige Bürgerin Maria Westphal das Szenario zusammen.
Und dann wiederholt sich – a propos Murmeltier – als trauriger Höhepunkt der Auftaktsitzung des Jahres 2023 das Schulplatz-Trauerspiel der weiterführenden Schulen nun auch an den Grundschulen. Völlig überraschend gibt es an mehr als jeder dritten Grundschule weniger Plätze als Anmeldungen. Als ob völlig im Dunkeln liegt, wie viele Kinder vor knapp sechs Jahren geboren wurden, wo genau die alle wohnen und wo man in der Vergangenheit Neubaugebiete genehmigt hat.
Als ob völlig überraschend ein Mangel entsteht, wenn man von den 30 neuen Grundschulen, die man bis 2030 laut Schulentwicklungsplan bauen muss, bislang erst zwei geschafft hat. Alles Weitere ist von den weiterführenden Schulen bekannt: Nachdem das inständig erhoffte Verteilungswunder ausgeblieben ist, wird jetzt hektisch nach Schulen gesucht, denen im Gebäudebestand noch eine Mehrklasse zugemutet werden kann. Mit sage und schreibe 29 I-Dötzchen pro Klasse.
Käfighaltung und Fachraummangel
An den Kölner weiterführenden Schulen hat man es so in zehn Jahren auf die stolze Zahl von 120 Mehrklassen in den bestehenden Schulen gebracht. Käfighaltung inklusive Fachraummangel für die Zukunft der Stadt. Solange, bis die Bezirksregierung dem jetzt den Riegel vorgeschoben hat.
Es reicht aber schlicht nicht mehr, dieses politische Versagen gebetsmühlenhaft zu bedauern. Es dann den Versäumnissen der Vergangenheit zuzuschieben und zu betonen, was in einer verheißungsvollen Zukunft alles so an Neubauten geplant ist. Die früheren Versäumnisse sind zweifellos die Wurzel des Übels. Aber es ist die verdammte Aufgabe von Verwaltung und der gewählten Ratsmehrheit, mit pragmatischen, schnellen und vielleicht zur Abwechslung mal vorausschauenden Lösungsvorschlägen dafür zu sorgen, dass auch in einer Situation des Mangels jedes Kind einen Schulplatz in zumutbarer Nähe bekommt, vielleicht sogar schwimmen lernt und mit sechs Jahren nicht mit einem Bus oder Elterntaxi zur Schule gefahren werden muss.
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