„Teilen uns den Shitstorm“6 Ehrenfelder Clubs verweigern Eintritt mit Schnelltests
Köln – Bilder überfüllter Clubs wirkten während der Hochphase der Pandemie geradezu absurd. Doch seit Wochen ist das Nachtleben wieder im vollen Gange und die Ausgelassenheit scheint zurück. Seit Anfang Oktober wird ungeimpften Nachtschwärmern zudem der Eintritt erleichtert: Konnten sie bis dahin noch unter Vorlage eines PCR-Tests tanzen gehen, reicht laut der aktuellen NRW-Coronaschutzverordnung ein einfacher Schnelltest, der zwar mittlerweile kostenpflichtig, aber bei rund 15 Euro weit erschwinglicher ist als ein PCR-Test um die 60 Euro.
Bumann&Sohn, Artheater und Live Music Hall wollen weiterhin PCR-Tests
Sechs Ehrenfelder Clubs gehen entgegen der neuen Regelung jedoch einen eigenen Weg und setzen die Lockerung – zunächst einmal – nicht um. „Es ist die richtige Entscheidung zum falschen Zeitpunkt“, kritisiert Mankel Brinkmann, Vorsitzender der Klubkomm, dem Verband der Kölner Veranstalter und Clubs und Betreiber des Club Bahnhof Ehrenfelds und des Yuca das Vorgehen der Landesregierung.
Sein Club sowie das Artheater, das Bumann & Sohn, die Live Music Hall und das Helios37 verlangen von ungeimpften Gästen also weiterhin einen PCR-Test. „Wir finden, es ist ein falsches Signal der Politik, denn die Pandemie wurde noch nicht offiziell für beendet erklärt und als Clubs sind wir immer noch ein Hochrisikogebiet für Ungeimpfte“, so Brinkmann.
Münster: Super-Spreader-Event trotz 2G, aber keiner ernsthaft erkrankt
Wie „häufig“ treffe die Politik Entscheidungen und die Clubs an der Front müssten die Konsequenzen ausbaden. Brinkmann hätte es besser gefunden, noch zwei, drei Monate zu warten – in der Hoffnung, die Impfquote würde noch höher sein. Als positives Beispiel führt er einen Münsteraner Club an: Trotz der 2G-Regel wurde ein Abend dort zwar zum Superspreader-Event, keiner sei jedoch ernsthaft erkrankt.
Im Hinblick auf Personen im Team des CBE mit (ungeimpften) Kindern sei ihnen die Lockerung daher zu heikel. Das habe Kritik ausgelöst, Impfskeptiker hätten die Entscheidung schon bemängelt. „Wir bekommen das zu spüren. Uns ist wichtig, dass Ehrenfeld hier gleich agiert, so teilen wir uns den Shitstorm“.
Sorgen bereiten Brinkmann nicht so sehr die Ungeimpften, die skeptisch sind und mit dem Pieks lieber noch länger warten wollen, sondern jene, die „durch und durch politisiert“ sind: „Aktivisten“, die auch rechtliche Mittel nicht scheuen würden, um dagegen vorzugehen.
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Micki Pick: Schnelltests nicht fair gegenüber Künstlern, Gästen und Personal
Voll hinter diesem Beschluss steht auch Micki Pick von der Live Music Hall und dem Helios37. „Jeder kann ja seine Philosophie haben, wir akzeptieren das. Aber eben nicht in unserem Laden, wo wir Hausrecht haben“, so der Clubbetreiber. Es sei fair gegenüber Künstlern, Gästen und Personal. Auf die Frage, weshalb man nicht auf Nummer sicher geht und von allen, auch Geimpften, einen Schnelltest verlangt wie andere Clubs dies schon praktiziert haben, sagt Pick: „In der Vergangenheit gab es genug Tests, die bei Vorlage sehr dubios waren. Man könnte ziemlich schnell irgendwo welche herbekommen. Das kann man nicht so leicht kontrollieren.“
Er wolle nicht wegen schwarzer Schafe andere in Gefahr bringen. Er sei außerdem der Meinung, dass die Leute Verantwortung tragen und sich impfen lassen sollen. Er benötige bereits jetzt mehr Personal am Eingang. Es gebe viele Diskussionen um die Nachweise. „Wir schicken viele weg. Es ist mühselig und anstrengend, aber wir wollen bei uns für Sicherheit sorgen“.
Auf Facebook macht sich Unmut breit
Das findet nicht jeder gut: Unter dem Statement der sechs Clubs auf Facebook, macht sich auch Unmut breit. Ein Nutzer schreibt: „Entgegen meiner schlimmsten Befürchtungen rudert die Regierung mit ihrem Spaltkurs glücklicherweise etwas zurück. Wenn jetzt aber ein Teil der Kulturbranche im vorauseilendem Gehorsam agiert – gewisse Clubs in NRW haben freiwillig 2G eingeführt – darf und sollte man das kritisch beäugen und äußern.“ Oder: „Gemeinsam entschlossen heißt gemeinsam diskriminieren, damit das Diskriminieren dann weniger schlimm klingt.“
Micki Pick lässt sich von so etwas nicht beeindrucken: Während das Konzertgeschäft noch eher schleppend ist und die Touren vor allem kommendes Jahr starten, sei der Partybetrieb – gerade auch im Helios37 – sehr gut angelaufen.
Für viele andere Clubs ist die neue Lockerung kein großes Thema. „Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann das schon verstehen, dass man bei der PCR-Test Variante bleibt“, sagt Marco Zimmermann vom Club „Zimmermanns“ an der Venloer Straße. Er gehört jedoch nicht dazu. Da ohnehin nur „sehr selten“ Gäste mit PCR-Test gekommen seien, halte sich die Relevanz im Gesamtbetrieb für ihn in Grenzen. „Für mich ist die Sicherheit durch die Schnelltests, die nicht älter als sechs Stunden sind, ausreichend gegeben.“