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Sein Herz schlug immer im Veedel

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Neuehrenfeld – Seine Leidenschaft und seine Begeisterungsfähigkeit waren mitreißend. Familie, Freunde, Beruf, Hobbys – wenn Albin Köhler sich für etwas entschieden hatte, dann mit Leib und Seele. Das erfüllte Leben des Friseurmeisters aus Neuehrenfeld endete an Heiligabend. Albin Köhler wurde 88 Jahre alt. Die Urnenbeisetzung fand jetzt auf dem Melatenfriedhof statt.

Viele, die kamen, um dankbar Abschied zu nehmen, fanden in der Trauerhalle nur noch Stehplätze. In seiner Trauerrede erinnerte Radiojournalist Georg Nolden an den Werdegang, die zahlreichen Anekdoten, mit denen Köhler sein Leben und das seiner Mitmenschen bereicherte. Für die Friseur- und Kosmetikinnung Köln würdigten Obermeister Mike Engels und Geschäftsführerin Julia Paffenholz den Verstorbenen, der 66 Jahre beruflich tätig war. Er war zeitweise Mitglied der Prüfungskommission der Handwerkskammer. Zudem engagierte er sich ehrenamtlich im Vorstand der Innung und für die Karnevalsgesellschaft der Kölner Friseure, die KG Kölsche Figaros. „Albin Köhlers Rat war bis zuletzt gefragt“, sagte Julia Paffenholz. In der Overbeckstraße 74, gegenüber der Schule, wurde Albin Köhler 1931 geboren.

Im Erdgeschoss hatten die Eltern eine Bäckerei, doch schon als kleiner Junge war Albin vom Friseurhandwerk fasziniert. Der Onkel war Handelsvertreter für Friseurprodukte und nahm ihn manchmal mit, wenn er zu Kunden fuhr. Am 1. Oktober 1946 begann er die Ausbildung in einem Salon am Ehrenfeldgürtel. Eine Zeit, in der Friseurlehrlinge noch das Ondulieren lernen mussten. Dabei wurden Locken mit Hilfe einer Brennschere künstlich erzeugt. Die Gesellenjahre führten ihn unter anderem in die Modemetropolen Paris und London. Spätestens hier lernte er, wie entscheidend es für den Erfolg ist, die Leidenschaft für den Beruf auch die Kundschaft spüren zu lassen. Den eigenen Salon „Haarpflege Köhler“ eröffnete er 1959 als Friseurmeister mit Ehefrau Gisela, ebenfalls Friseurin, an der Merkensstraße nahe der belebten Landmannstraße.

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Ein Foto aus einer Porträtgeschichte des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zu Köhlers 80. Geburtstag im Jahr 2011.

„Neben seiner Leidenschaft zeichneten Albin Köhler sein Charme und sein Gespür für Trends, Markenentwicklung und die geschickte Kommunikation aus“, sagte Georg Nolden, der mehrere Radiosendungen mit Albin Köhler und dessen Erinnerungen produziert hatte.

Mehr als einmal gelang es ihm, Medien auf seine Ideen rund um das Thema Haarpflege aufmerksam zu machen. Zur Fußballweltmeisterschaft 1982 erfand er den „WM-Doppelpass-Schnitt“. Wort- und gestenreich konnte er vor laufenden Kameras die Kurzhaarfrisur erklären, deren Scheitel links wie rechts gekämmt werden konnte. Fußball war spätestens seit 1948 seine zweite Leidenschaft. In diesem Jahr wurden seine beiden Lieblingsvereine – der 1. FC und der SC West Köln – gegründet. Damit nicht genug: Mit der Hobbytruppe Inter Ehrenfeld gründete er 1964 sogar einen eigenen Verein.

Bis 2012 war Albin Köhler Chef im Salon. Sohn Marco führt seitdem das Geschäft mit Ehefrau Pia weiter: „Köhler Meisterfriseure“. Erst als er die 80 überschritten hatte, beschränkte sich Köhler senior darauf, auf seinem täglichen Rundgang durch das Viertel auf der Sitzbank vor dem Laden Platz zu nehmen, um ein Schwätzchen zu halten. Genau dort legten viele Nachbarn und Freunde ein Meer aus Blumen und Kerzen ab, als sich die Nachricht vom Tod Albin Köhlers wie ein Lauffeuer im Viertel verbreitet hatte. Obermeister Mike Engels, der auch Hoffriseur des Kölner Dreigestirns ist, sprach mit seinem Abschiedsgruß das aus, was viele dachten: „Albin, di Hätz schleiht em Veedel.“

Julia Paffenholz, Geschäftsführerin Friseur- und Kosmetikinnung

Georg Nolden, Radiojournalist