Wer zur Feuerwehr Köln will, muss erstmal den berüchtigten Sporttest bestehen. Durchfallquote: 50 Prozent. Wie schwer ist das wirklich? Wir haben es ausprobiert.
„War das dumm“Wie schwer ist der Sporttest der Feuerwehr Köln? – Redakteure wagen den Selbsttest
Meine Karriere als Feuerwehrmann endet nach zwei Stunden auf dem harten Hallenboden der Feuerwehrwache 5 in den Armen einer 75 Kilogramm schweren Dummy-Puppe. Dabei habe ich mich bis dahin glänzend geschlagen, selbst Feuerwehrmann Michael „Siggi“ Siegmund schien beeindruckt – zumindest kam es mir so vor. Am Ende hat eine Sekunde gefehlt. Aber auch die kann im Notfall entscheidend sein.
Sporttest bei der Feuerwehr Köln: In neun Übungen zur Ausbildung
Wer eine Ausbildung bei der Feuerwehr anfangen möchte, muss zunächst seine körperliche Eignung unter Beweis stellen. Klar: Im Ernstfall müssen Feuerwehrleute in einer 25-Kilo-Montur bewusstlose Menschen aus brennenden Häusern hieven. Meine Kollegin Elena Stickelmann und ich wollten wissen: Wie schwer ist der Sporttest wirklich? Und wie weit kommt man ohne Vorbereitung?
Zu den Voraussetzungen: Müsste ich meinem Fitnessniveau eine Schulnote geben, würde ich mit Wohlwollen auf eine Zwei Minus kommen. Als Reporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bin ich zwar auch im Beruf öfter draußen vor der Tür unterwegs. Den Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich aber vor dem Computer. Seit ein paar Jahren versuche ich das mit Rennradfahren zu kompensieren. Im Weg stehen könnte mir aber mein großes Laster – das Rauchen.
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Neun Übungen müssen überstanden werden, sie bestehen aus Kraft-, Ausdauer- und Balance-Aufgaben, bei jeder Übung ist ein Fehlversuch erlaubt. Die Durchfallquote liegt bei etwa 50 Prozent.
„Wir orientieren uns bei den Übungen seit mehreren Jahren an dem Sporttest der Sporthochschule Köln. Der bildet die Anforderungen, die im Einsatz auf uns zukommen, sehr gut ab“, wird Daniel Heu, stellvertretender Leiter für Aus- und Fortbildung bei der Feuerwehr Köln später erklären.
Als es losgeht und Michael Siegmund uns die erste Aufgabe erklärt, steigt die Anspannung: Man kann sich gut vorstellen, wie groß die Nervosität sein muss, wenn hier nicht nur die sportliche Ehre, sondern die berufliche Zukunft auf dem Spiel steht.
Die Oberschenkel brennen, die Raucherlunge pfeift
In 30 Sekunden sollen wir 42-mal im Wechselsprung über eine 33 Zentimeter hohe Stange springen. Und tatsächlich bestehe ich direkt beim ersten Mal – wenn auch knapp und völlig außer Puste. Die zweite Übung, zwölf Liegestütze, bereitet mir weniger Probleme. Das gibt Sicherheit. Und tatsächlich überstehe ich auch die nächsten Übungen zwar knapp, aber dennoch recht sicher.
So schwer, fange ich an zu denken, ist das doch eigentlich gar nicht! Als ich mich vor meinem inneren Auge schon mit Feuerhelm den nächsten Großbrand löschen sehe, reißt mich Übungsleiter Siegmund aus meinen Träumen: Als vorletzte Übung steht die Personenrettung auf dem Plan. In einer Minute müssen wir eine 75 Kilogramm schwere Puppe in drei Runden 66 Meter über den Hallenboden ziehen. Schon nach Runde eins sendet mein Körper alle Notfallsignale aus, die ihm zur Verfügung stehen: Die Oberschenkel brennen, die Raucherlunge pfeift und der Dummy in meinen Armen verschwimmt vor meinen Augen.
Mit letzter Kraft taumle ich dem Ziel entgegen und lasse mich fallen. Doch aus der Ferne höre ich Siegmund rufen: „Weiter, weiter.“ Ich habe mich zu früh gefreut. Die Puppe ist noch nicht ganz über der Ziellinie. Mit letzter Kraft zerre ich sie auf dem Boden liegend die letzten Meter weiter. Siegmund hält die Uhr an: eine Minute und eine Sekunde. „War das dumm“, entfährt es mir, bevor ich auf der Puppe zusammensacke. Hätte ich besser aufgepasst, hätte ich wohl auch diese Übung bestanden. Doch weil sie so wichtig ist, gibt es keine zweite Chance. Ich bin durchgefallen.
Immerhin: Ganz ohne Vorbereitung bin ich bis zur Königsdisziplin gekommen. Und denkbar knapp gescheitert. Mit ein paar Wochen Training mehr und ein paar Zigaretten weniger hätte es vielleicht ja sogar auf Anhieb geklappt mit der Karriere bei der Feuerwehr.
Sporttest der Feuerwehr: Nachteil für Frauen?
Kraft in meinen Handgelenken und Armen? Fehlanzeige. Auch die Oberschenkel schmerzen. Und die Schultern. Der Grund: der körperliche Eignungstest der Feuerwehr Köln. Neun Übungen, von denen ich weiß: Die haben es in sich.
Warum ich mich dennoch zu diesem Selbsttest habe hinreißen lassen? Ich würde mich als fit einschätzen, zwei- bis dreimal pro Woche geht es zum Tanztraining. Aber überzeugt war ich noch nicht. Erst mein Kollege Florian Holler, auch noch vergleichsweise jung und sportlich, hat mich überreden können, mit ihm zusammen meine Fitness auf die Probe stellen.
Mittwoch, zehn Uhr: Wir finden uns in der Sporthalle der Feuerwehrwache in Weidenpesch ein, um zu testen, ob es für uns zu einer Ausbildung bei der Feuerwehr reichen würde. Wichtig zu wissen: Ich bin 1,63 Meter groß und wiege etwa 52 Kilogramm, gerade bei den Kraftübungen könnte das von Nachteil sein. Einen Versuch ist es trotzdem wert, denke ich mir.
Doch schon bei Übung eins, dem Wechselsprung, wird es schwer: Meine Füße wollen beim Springen offenbar unbedingt die Stange berühren, weshalb ich die Aufgabe nicht bestehe. Zu Übung zwei – Liegestütze – nur so viel: Ich habe es nicht geschafft. Laut den Test-Regularien bin ich an dieser Stelle bereits durchgefallen.
Weil ich mich aber nicht auf die Bank setzen und meinem Kollegen Florian Holler zuschauen möchte – und um meine Selbstachtung hochzuhalten – absolviere ich alle restlichen Übungen gemeinsam mit ihm. Eine Frage drängt sich immer wieder auf: „Sind Frauen generell im Nachteil bei diesem Sporttest?“, frage ich Testleiter Michael Siegmund. „Es ist schon so, dass es kleinere, schmalere Frauen bei dem Test aufgrund ihrer körperlichen Konstitution erstmal schwerer haben.“ Bei der Ausbildung dürfe aber kein Unterschied zwischen den Geschlechtern gemacht werden, sagt Siegmund. „Eine ausgebildete Feuerwehrfrau muss körperlich genauso in der Lage sein, eine deutlich schwerere Person etwa aus einem brennenden Haus zu ziehen wie ein Feuerwehrmann.“
Für den Ernstfall geprobt
Bei der achten Übung, der Personenrettung, wird genau das getestet: Es ist die Königsdisziplin, schließlich wird hier für den Ernstfall geprobt, bei dem es um Leben und Tod gehen kann. Doch weiter als eineinhalb Runden schaffe ich es nicht, die Puppe zu ziehen. „An dieser Übung scheitern viele“, versucht Siegmund mich aufzumuntern.
Immerhin: Übung drei und vier, Gleichgewichtstest und Beugehang, bestehe ich. Erst muss ich in 50 Sekunden auf einen Schwebebalken steigen und ein fünf Kilogramm schweres Gewicht an einem Medizinball vorbei über den Balken balancieren. Beim Beugehang hänge ich 45 Sekunden im Untergriff mit dem Kinn über einer Klimmzugstange.
Insgesamt schaffe ich vier von neun Übungen. „Mit ein bisschen mehr Vorbereitung ist der Test auf jeden Fall machbar“, versucht uns Daniel Heu später aufzubauen. Auf die meisten der Übungen könne man gut hintrainieren, die Feuerwehr bietet potenziellen Bewerberinnen und Bewerben außerdem regelmäßig Probetrainings an, bei denen man auch die Personenrettung üben kann. Wie andere Branchen auch, hat die Kölner Feuerwehr mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Scheu vor einer Bewerbung wegen des Sporttests brauche aber niemand zu haben, versichert er: „Respekt sollte man schon haben, wer aber einigermaßen fit ist, braucht keine Angst zu haben“, betont er.
„Frauen sind bei der Feuerwehr noch in der Minderheit, auch wenn wir feststellen, dass es mehr werden.“ Ein alternativer Weg zur Feuerwehr ist die Ausbildung zur Notfallsanitäterin. Heu sagt: „Da haben wir viele Frauen dabei und merken, dass sie während der dreijährigen Ausbildung gezielt auf den Test hintrainieren und den dann auch schaffen.“
Mein Fazit zum Sporttest: Mit einigem Training davor würde ich es glatt nochmal versuchen. Ein bisschen angestachelt bin ich trotz schmerzender Muskeln sogar, mehr Krafttraining in meine Fitnessroutine zu integrieren.