- Gerade hat der Landschaftsverband Rheinland beschlossen, das Projekt von „Zug um Zug“ zu fördern.
- Vorbild ist das Geschichtenhaus in Bremen. Dessen Leiter soll nun helfen, den Plan in Köln umzusetzen.
Köln – Wenn die Erfinderin des „Klosterfrau Melissengeist“ zum Leben erwacht – dann muss das nicht am fast 80-prozentigen Alkoholanteil des Heilkräuter-Mittels liegen. Bedeutende Kölnerinnen und Kölner – wie eben die ehemalige Ordensfrau Maria Clementine Martin – sollen künftig im „Kölner Geschichtenhaus“ am Alter Markt wieder lebendig werden. In historischen Kulissen schlüpfen ehemalige Arbeitslose in ihre Rollen.
Der Landschaftsverband Rheinland hat gerade beschlossen, das Projekt von „Zug um Zug“ zu fördern – der Verein engagiert sich dafür, Jobsuchende wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. „Von außen betrachtet mag man denken: Das kann doch nicht klappen, das sind doch Laien, die können das doch gar nicht!“, sagt Vorstand Martin Schmitz. Aber das Vorbild des Geschichtenhauses in Bremen zeige, dass das Konzept wunderbar funktioniere: „Wenn man da durchgeht, denkt man, das sind Schauspieler – weil die Darsteller ihre Rollen so gut gelernt haben“. Der ehemalige Leiter des Bremer Geschichtenhauses soll nun in Köln helfen, das Projekt auf die Beine zu stellen.
Räume werden umgebaut
390.000 Euro vom LVR
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) fördert im kommenden Jahr zehn Kölner Kulturprojekte mit insgesamt 390.000 Euro. Neben dem Geschichtenhaus unterstützt der LVR unter anderem eine Tagung des Historischen Archivs zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Köln und dem Rheinland“, einen historischen Pfad auf dem Clouth-Gelände in Nippes, eine Aktionsplattform der „Initiative Freie Musik“ und das Musikprogramm „Ambient Eintausend“ zum tausendjährigen Bestehen von Sankt Aposteln. (mm)
Die Darsteller der historischen Figuren sollen sich direkt an die Besuchergruppen wenden und auf sie eingehen. „Sie kommen zum Beispiel in einen Raum und werden mit dem Dombaumeister konfrontiert, der gerade darüber klagt, dass der halbe Dom abgebrannt ist“, sagt Schmitz. Viel von der Kölner Stadtgeschichte lasse sich auch über die Lebensgeschichte von Johann Maria Farina oder des Hänneschen-Gründers Johann Christoph Winters erzählen. Gerade Schülergruppen könnten sich so auf neue Art historischen Persönlichkeiten nähern. Auch ein Themenraum zu den Edelweißpiraten sei geplant.
Nachdem nun sicher ist, dass der LVR das Projekt im kommenden Jahr mit 100000 Euro fördert, werden die Räume umgebaut und gestaltet. Gleichzeitig müssen die ehemaligen Arbeitslosen auf ihre ungewöhnliche Aufgabe vorbereitet werden. Anfang 2022 wird es dann am Alter Markt eine ganz neue Form der Geschichtsvermittlung geben, hofft Martin Schmitz.