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Straßen sind wieder vollWie Corona den Stadtverkehr in Köln verändert hat

Lesezeit 5 Minuten

Volle Straßen am Kölner Neumarkt.

Köln – Die Corona-Pandemie hat das Mobilitätsverhalten vieler Menschen stark verändert. Wie sieht es aktuell aus auf den Kölner Straßen? Ein Blick auf die Zahlen und die Zukunft.

Radverkehr in Köln

Der Radverkehr erlebt durch Corona einen Aufschwung. Mehr als 14 Millionen Radbewegungen zählte die Stadt 2020 an den zwölf Dauerzählstellen – etwa elf Prozent mehr als im Vorjahr. „Insbesondere dort, wo der Freizeitverkehr stattfindet, hatten wir ganz extreme Peaks“, sagt Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club: „Corona hat dem Radverkehr gutgetan.“ Wegen des schlechteren Wetters würden die Rekordwerte von 2020 in diesem Jahr möglicherweise nicht mehr erreicht. Doch vor allem auf fahrradfreundlichen Strecken verstetige sich der Radverkehr, etwa auf der Zülpicher Straße.

Kölner Autoverkehr

Die Stauzeiten geben Hinweise, was auf den Straßen los ist. In seiner jüngsten Statistik kommt der Verkehrsdatenanbieter Inrix zu einem klaren Ergebnis: „Trotz der Lockdown-Maßnahmen hat Deutschland beim Autoverkehr wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.“ Nach Inrix-Angaben verlor jeder Autofahrer 2021 in Köln durchschnittlich 42 Stunden Zeit im stehenden Verkehr, auch die umliegenden Autobahnen wurden in die Berechnung einbezogen.

Fahrplan an den Festtagen

Die Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe fahren an Heiligabend bis 15 Uhr nach dem Samstags-Fahrplan. Im Anschluss wird auf den Stadtbahnlinien im Stadtgebiet ein 30-Minuten-Takt angeboten. Auch auf der Linie 17 fahren die Bahnen bis 1.15 Uhr im 30-Minuten-Takt. Der Nachtverkehr im 30-Minuten-Takt setzt sich bis 5.30 Uhr am 25. Dezember fort. Die Linie 7 fährt ab 15 Uhr zwischen Neumarkt und Frechen lediglich im 60-Minuten-Takt. Die Verstärkerfahrten auf der Linie 15 zwischen Wilhelm-Sollmann-Straße und Ubierring entfallen.

Die Linie 16 fährt von 15 Uhr bis 20 Uhr zwischen Wesseling und Bonn-Bad Godesberg im 60-Minuten-Takt, ab 20 Uhr fahren die Bahnen jedoch nur bis Bonn Hauptbahnhof. Die Linie 18 verkehrt ab 18 Uhr zwischen Klettenbergpark und Bonn Hauptbahnhof ebenfalls im Stundentakt.

Am ersten Weihnachtstag fahren die Bahnen ab 5.30 Uhr nach Sonntags-Fahrplan. Lediglich die Linie 7 ist bis 9 Uhr zwischen Neumarkt und Frechen nur im 60-Minuten-Takt unterwegs. In der Nacht auf den zweiten Weihnachtstag fahren die Bahnen im durchgehenden Nachtverkehr. (red)

Waren es 2020 wegen der Lockdowns nur 24 Stunden, wird das Ergebnis von 2019 (41 Staustunden) sogar noch übertroffen. „Der Verkehr hat stark zugenommen, insbesondere der Lkw-Verkehr hat sich fast normalisiert“, sagt Roman Suthold vom ADAC Nordrhein. Für den Verkehrsexperten sprechen die Zahlen auch dafür, dass das Homeoffice den herkömmlichen Arbeitsplatz offensichtlich nicht komplett ersetzt. Eine Rolle spiele auch, dass viele Menschen aus Angst vor Ansteckungen von Bus und Bahn auf das Auto umgestiegen sind.

Für konkrete Strecken ergibt sich jedoch ein uneinheitliches Bild. Auf der A4 beispielsweise kehrte die Verkehrsbelastung bisher nicht auf das Vor-Corona-Niveau zurück. Zwischen den Kreuzen Köln-West und Köln-Süd kam es hier nach ADAC-Angaben 2019 während der ersten Dezemberhälfte zu 207 Staustunden, 2020 sank die Zahl rapide auf 38 Stunden, während sie 2021 auf „nur“ 108 Staustunden stieg. Eindeutiger der Wert auf der A3: In der ersten Dezemberhälfte 2019 kam es zwischen dem Kreuz Leverkusen und dem Dreieck Köln-Heumar in beiden Richtungen zu 186,5 Staustunden. 2020 ging der Zeitverlust auf 144 Stunden zurück, 2021 war mit 185 Staustunden wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Allerdings werden Baustellen die Ergebnisse beeinflusst haben.

Busse und Bahnen in Köln

Die Kölner Verkehrs-Betriebe gehören zu den Verlierern der Pandemie. Bei den Fahrgastzahlen musste das Unternehmen 2020 einen Rückgang von mehr als 40 Prozent verkraften, nur noch 167,7 Millionen Menschen (2019: 286 Millionen) stiegen zu. Homeoffice, ausgefallene Veranstaltungen und die Sorge vor Ansteckungen trugen offenbar dazu bei, dass Busse und Bahnen gemieden wurden. Während des ersten Lockdowns lag die Auslastung der Fahrzeuge bei nur 20 Prozent. KVB-Sprecher Matthias Pesch schätzt, dass es derzeit immerhin 70 bis 80 Prozent sind. Dabei würden die Fahrzeuge regelmäßig desinfiziert, der ÖPNV biete zudem laut Studien kein erhöhtes Infektionsrisiko.

Kölns Fußgänger

Gefühlt war während der Lockdowns 2020 in jedem Park und Wald mehr los als in der Innenstadt. Die Plattform Hystreet, die die Fußgängerfrequenz den großen Einkaufsstraßen mit Hilfe von Laserscannern ermittelt, liefert konkrete Zahlen. An der Zählstelle Hohe Straße Mitte gingen 2019 noch 17,7 Millionen Menschen vorbei, 2020 waren es nur noch 10,8 Millionen, 2021 bis jetzt 8,9 Millionen.

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Vor allem im Dezember dieses Jahres sei bislang deutlich weniger los in der Kölner Innenstadt als vor Corona, sagt Hystreet-Geschäftsführer Julian Aengenvoort. Grund seien ausbleibende Touristen und nach wie vor die Sorge vor Ansteckungen. Die Impfstatus-Kontrollen schreckten ebenfalls ab. Die Zahlen belegen die Zurückhaltung: Am dritten Mittwoch im Dezember 2019 bevölkerten 95238 Menschen die Schildergasse, ein Jahr später, der Lockdown hatte gerade begonnen, waren es 9976. In diesem Jahr wurden am 15. Dezember 53663 Passanten gezählt.

Die Zukunft des Kölner Verkehrs

Die Pandemie hat die Mobilität insgesamt eingeschränkt: „Der Autoverkehr ist aber nicht so stark eingebrochen, der Radverkehr hat sogar zugenommen“, fasst es Roman Suthold vom ADAC zusammen. Ein „Riesenproblem“ für Köln sei die gleichzeitige Schwäche des ÖPNV. Hinsichtlich der Verkehrsbelastung sei Köln ohnehin schon am Limit. Wichtig sei es nun, Busse und Bahnen zu stärken. Nötig wären etwa günstigere Ticketpreise und eine attraktivere Taktung.

Auch Christoph Schmidt vom ADFC sagt: „Wir brauchen den ÖPNV. Ohne KVB schaffen wir die Verkehrswende nicht.“ Denn nicht jeder wolle Fahrrad fahren. Der aktuelle Fahrrad-Boom müsse aber in die Zukunft gerettet werden, indem der Straßenraum konsequent zugunsten der Radfahrer und Fußgänger umverteilt werde. Die Pläne des Ratsbündnisses, die Parkplätze zu reduzieren, seien ein richtiger Schritt. Julian Aengenvoort indessen ist optimistisch, dass sich Kölns Fußgängerzonen eines Tages wieder füllen. Schon im Sommer 2021, als Corona in den Hintergrund gedrängt wurde, habe die Frequenz 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreicht. Der Mensch sei ein soziales Wesen, sagt Aengenvoort: „Und wir sehen die Innenstadt nach wie vor als Erlebnisraum.“