Eine Stadtklimasimulation des Deutschen Wetterdienstes zeigt, dass es in der dicht bebauten Innenstadt immer heißer wird. So will sich die Stadt anpassen.
Studie des Deutschen WetterdienstesHeiße Tage in Köln nehmen zu – Stadt bereitet Klimaanpassung vor
Der Sommer in Köln scheint für dieses Jahr vorüber zu sein. Wem die Hitze nicht bekommt, der dürfte aufatmen. Die vielen heißen Tage werden jedoch zunehmend zum Problem für die Stadt. Denn Kölnerinnen und Kölner müssen sich auf deutlich mehr heiße Tage und Nächte einstellen. In naher Zukunft wird es in der Innenstadt bis zu 20 Tage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad geben. Zum Vergleich: Bis zum Jahr 2000 waren es maximal fünf pro Sommer. Das zeigen neue Klimaprojektionen, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die Stadt Köln erstellt hat.
Der DWD simulierte, wie sich die Stadt erhitzen könnte, wenn der Klimaschutz nicht verschärft wird. Die Ergebnisse stellen zwei Prognosezeiträume dar: Die 20 heißen Tage mit mehr als 30 Grad sind für 2031 bis 2060 berechnet, die nahe Zukunft. Für 2071 bis 2100, in ferner Zukunft, könnte es in Kölns dicht bebauten Gebieten 30 heiße Tage pro Jahr geben. Der Vergleichszeitruam ist nicht die Gegenwart, sondern die Jahre 1971 bis 2000 – eine bundesweite Konvention, um Simulationen vergleichbarer zu machen.
Konrad Peschen, Leiter des Umwelt- und Verbraucherschutzamts, sagte, das Szenario der nahen Zukunft trete mit hoher Wahrscheinlichkeit in sieben Jahren auch so ein. „Die Projektion für Köln in 100 Jahren ist ein Szenario, in das wir nicht kommen sollten.“ Das Ziel also: Mit den Daten die Stadtentwicklung so zu planen, dass sich Köln nicht derartig aufheizen wird.
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Tropennächte nehmen zu: Kühlt es nachts nicht ab, steigt die Zahl der Hitzetoten
Nicht nur ganz heiße, auch sogenannte Sommertage wird es mehr geben. Der DWD prognostiziert für die Kölner Innenstadt in naher Zukunft 60 bis 70 Tage pro Jahr mit Temperaturen höher als 25 Grad. Bis 2000 waren es 20 bis 28 im Jahr. Für die Periode in 100 Jahren könnte es 13 Wochen lang wärmer als 25 Grad sein.
Mit den heißen Tagen nehmen auch die Tropennächte zu. In der Kölner Innenstadt gab es bis zur Jahrtausendwende drei bis vier Nächte im Jahr, in denen die Temperatur in der Nacht höher als 20 Grad war. In naher Zukunft könnte es laut DWD in Kölns dicht bebauten Gebieten 20-30 Tropennächte geben, in ferner Zukunft bis zu 50 pro Sommer.
„Hitzenächte sind sehr belastend für Herz und Kreislauf“, sagte der Leiter des Umwelt- und Verbraucherschutzamts Peschen. „Diese Nächte fordern erhebliche Todesopfer.“ Das Robert-Koch-Institut schätzte, dass 2023 in Deutschland 3100 Menschen an den Folgen von Hitze starben.
Grünflächen und Rhein kühlen Köln herunter
Die Projektion des wärmer werdenden Klimas auf die Stadt Köln zeigt aber auch, dass es in weniger dicht besiedelten Veedeln auch kühler bleibt. Die Grünflächen wie der Königsforst im Kölner Osten und auch der Äußere Grüngürtel bleiben in den Zukunftsszenarien deutlich kühler als die Innenstadt. „Die kühlen Zonen müssen wir schützen“, sagte Peschen. So auch die Rheinufer: „Wir brauchen Korridore in der Stadt, die die kühlende Wirkung des Rheins nutzen.“ Man wolle die Ergebnisse nicht nutzen, um neues Bauen zu verhindern, so Peschen weiter, „wir wollen klimaangepasst bauen.“
Umweltdezernent William Wolfgramm nannte das Projekt Parkstadt Süd als Beispiel. Die geplante Verlängerung des Inneren Grüngürtels bis zum Rhein in der Südstadt kompensiere bis zu 30 Prozent der globalen Klimaerwärmung wieder. „Lokal können wir die Temperatur reduzieren“, sagte Wolfgramm.
Köln erarbeitet Konzept: Bundesgesetz fordert Strategie zur Klimaanpassung
Auch plant die Stadtverwaltung bereits die „klimarobuste“ Umgestaltung der Kasemattenstraße in Deutz. Dienstag sprach sich der Verkehrsausschuss bereits einstimmig für das Vorhaben aus: Sie soll entsiegelt und begrünt werden, damit Regenwasser vor Ort versickert. Die Straße in Deutz liegt in einer Kuhle und wird bei Starkregen überschwemmt. Künftig soll Verdunstung hier das Stadtklima kühlen.
Grundlage für Klimaanpassung war bisher das städtische Konzept „Klimawandelgerechte Metropole Köln“ basierend auf Daten einer Klimastudie von 2013. Daraufhin hatte die Stadt unter anderem einen Hitzeaktionsplan eingeführt. Außerdem hat sie die Koordinierungsstelle Klimawandelanpassungen im Umweltamt eingerichtet. Seit dem 1. Juli 2024 fordert darüber hinaus das Klimaanpassungsgesetz des Bundes Klimastrategien von den Kommunen. Die Daten der jüngsten Klimasimulation bilden nun die Grundlage für ein neues „Integriertes Klimaanpassungskonzept“ (IKA) der Stadt Köln.