Köln – Mitte 2016 könnte, wenn alles glattgeht, die Nord-Süd-Stadtbahn durch die Südstadt rollen: Als Linie 17 soll sie dann zwischen der Haltestelle Severinstraße und dem Bahnhof Rodenkirchen fahren, sechsmal am Tag sogar weiter bis Sürth. Der Rat hat am Dienstag in einer turbulenten Sitzung mehrheitlich die Weichen dafür gestellt, dass auch der südliche Abschnitt in Betrieb gehen kann, bevor die gesamte Trasse eröffnet wird — was nach jetzigem Stand frühestens 2019 der Fall sein wird. „Wir haben uns immer für diese Lösung ausgesprochen und arbeiten jetzt an einer zügigen Umsetzung“, so Gudrun Meyer, Pressesprecherin der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB).
Die Linie 17 fährt dann von Süden kommend wie die Linie 16 am Rheinufer entlang, biegt aber an der Südbrücke nach links ab – damit queren sowohl an der Schönhauser Straße als auch am Ubierring KVB-Bahnen die viel befahrene Rheinuferstraße. Die Linie 17 rollt dann weiter in den neu errichteten Tunnel über die Haltestellen Bonner Wall, Chlodwigplatz, Kartäuserhof bis zur Severinstraße. Dort können die Fahrgäste in die Linien 3 und 4 umsteigen.
Um die neue Strecke herzurichten, muss die KVB nach eigenen Angaben rund 5,3 Millionen Euro investieren; die jährlichen Betriebskosten beziffert das Unternehmen auf gut sieben Millionen Euro. Würde die Strecke bis zum Start der gesamten Nord-Süd-Stadtbahn brach liegen, würden pro Jahr rund 1,7 Millionen Euro für die Instandhaltung fällig. Die KVB rechnet auf der Südtrasse mit rund 10.000 Fahrgästen täglich, darunter 2000 Neukunden; durch die Fahrten bis Sürth könnte diese Zahl auf 2100 steigen.
Es wäre dann der dritte Abschnitt der Nord-Süd-Stadtbahn, der vorzeitig in Betrieb geht. Bereits seit Dezember vorigen Jahres fährt die Linie 5 von der Haltestelle Dom/Hauptbahnhof bis zum Rathaus, ab Dezember 2013 wird sie weiter bis zum Heumarkt rollen. Die Linie 5 wird später über die Bonner Straße oberirdisch bis zum Verteilerkreis fahren.
Eine Lücke bleibt vorerst zwischen Heumarkt und Severinstraße. Dort liegt die Einsturzstelle des Stadtarchivs, wo sich die Ermittlungen zur Unglücksursache mindestens bis 2014 hinziehen werden. Und dann muss dort auch noch das KVB-Gleiswechselbauwerk fertiggestellt werden.
Die Interessengemeinschaft Severinsviertel und die anderen Initiativen des Stadtbahn-Aktionsbündnisses sehen sich durch die Ratsentscheidung in ihrer „unermüdlichen und nachhaltigen Arbeit“ bestätigt. Dass der Beschluss für die Nord-Süd-Stadtbahn gefallen sei, sei eine „symbolische Handreichung“ der Politik nach den „menschlichen Katastrophen und wirtschaftlichen Miseren“, von denen das Viertel durch die jahrelangen Bauarbeiten und den Archiveinsturz betroffen gewesen sei. Auch der Verkehrsclub Deutschland begrüßte das Votum. Die häufig überlastete Linie 16 werde entlastet. Zudem werde verhindert, dass „eine kilometerlange, bald fertiggestellte U-Bahn-Strecke für viele Jahre zu einer teuren Investitionsruine“ werde.