Am Tanzbrunnen war die Stimmung nach regengetrübtem Auftakt ausgelassen. Warum auch junge Menschen lieber auf der Schäl Sick feiern.
„Man steigt nicht über Betrunkene“So lief der 11.11. am Tanzbrunnen – Kölsches Jubiläum
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Eröffnung der Karnevalssession im Tanzbrunnen, veranstaltet von der Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“
Copyright: Dirk Borm
Die kurzzeitig getrübte Regenstimmung vom Morgen ist um 11.11 Uhr wie verflogen: Als die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ am Tanzbrunnen die Session offiziell eröffnet, fliegt das rot-weiße Konfetti durch die Luft. Die rund 11.000 Jecken jubeln und Moderator Linus sagt: „Ihr seid das Vorbild und feiert hier so, wie man den Karneval feiern sollte.“ Nämlich fröhlich, aber dennoch geordnet.
Das ist auch der Grund, weshalb Christina und ihre Freundinnen aus Höxter bereits zum dritten Mal zur Veranstaltung in den Tanzbrunnen gekommen sind. „Das ist eine gepflegte Veranstaltung. Man steigt nicht über betrunkene Jugendliche wie in der Innenstadt“, sagt die 52-Jährige. Das Publikum ist hier gemischt, der Tanzbrunnen ist auch für Familien ein beliebter Ort zum Feiern. Doch man entdeckt auch viele Gruppen von jungen Jecken.
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Sessionsauftakt am Tanzbrunnen
Copyright: Dirk Borm
11.11. am Tanzbrunnen in Köln: Auch für junge Leute attraktiv
Susi und Simona sind mit ihrem Tanzcorps „Agrippina Colonia“ zum Feiern hergekommen. Während ihre Altersgenossen den Zülpicher Platz füllen, haben sie sich ganz bewusst für die Schäl Sick entschieden. „Das am Zülpicher Platz ist kein Karneval. Dort ist alles verwüstet“, sagt die 22-jährige Simona. „Das ist einfach wildes Saufen und hat mit dem Brauchtum nichts zu tun“, findet die 23-jährige Susi. „Am Tanzbrunnen gibt es ein richtiges Programm, Livemusik, man hat Gesichter zu den Bands und sieht Instrumente. Das ist besser als Musik vom Band.“
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Der Sessionsauftakt am Tanzbrunnen feiert in diesem Jahr ein kölsches Jubiläum. Der Präsident der KG „Die Grosse von 1823“, Joachim E. Zöller, sagt: „Die Veranstaltung hat sich in Köln längst etabliert. Obwohl heute Montag ist, haben wir rund 11.000 Karten verkauft.“ Vor elf Jahren war die Feier auf der Schäl Sick zur Entlastung des Heumarkts ins Leben gerufen worden.
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Die Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ überrascht das Dreigestirn mit dem Song „Draum vun Kölle“
Copyright: Maria Gambino
11.11. am Tanzbrunnen in Köln: Dreigestirn bekommt eigenes Lied
Als das designierte Dreigestirn um kurz nach 12 eintrifft, kämpft sich die Sonne durch die Wolken. Auf das Trifolium der Stattgarde Colonia Ahoj wartet eine Überraschung. „Endlich widder Peace, Love und Fruhsinn“: „Die Grosse“ hat dem Prinzen, der Jungfrau und dem Bauern ein Lied gewidmet. Auf der Melodie von „San Francisco“ singen sie passend zum Sessions-Motto „FasteLOVEnd – Wenn Dräume widder blöhe“ den Song „Draum vun Kölle“. „Wenn man das Motto hört, denkt man an Flower Power, San Francisco und 1968. Deswegen haben wir diesen Song genommen“, sagt Präsident Zöller. Der Prinz bedankt sich auf der Bühne: „Wir stehen für Toleranz und gelebte Vielfalt.“
Hinter der Bühne machen sich Cat Ballou warm. Vorne tritt noch eine Tanzgruppe auf. Die Band bewegt sich zur Musik, Frontsänger Oliver Niesen macht Stimmübungen mit einem Schlauch in seiner Wasserflasche. Nach dem Auftritt sagt er: „Die Stimmung war fantastisch. Am Tanzbrunnen ist es immer familiär, von Jung bis Alt alles vertreten und die Sonne kam heraus.“ Jecke und Bands sind sich einig: Der 11.11. am Tanzbrunnen, das passt.