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In Erinnerung an Trude HerrKölner Gesamtschule benennt sich nach kölschem Idol

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Trude Herr Gesamtschule

Trude Herr

Köln – Die Gesamtschule in Mülheim wird in Zukunft „Trude Herr Gesamtschule“ heißen. Die große Kölner Schule mit zurzeit 870 Schülern hat beschlossen, sich nach der 1991 verstorbenen Volksschauspielerin zu benennen. Am Montag gab der Schulausschuss des Stadtrates einstimmig grünes Licht. Somit bekommt das kölsche Idol ein bleibendes und lebendiges Denkmal.

Trude Herr steht für Bodenständigkeit

Die Schule, die bislang den wenig charmanten Namen „11. Kölner Gesamtschule Mülheim“ trägt, hat ein aufwendiges Verfahren zur Namensfindung hinter sich. „Wichtig war, einen Namen zu finden, zu dem wir einen Bezug haben“, so Schulleiterin Monika Raabe. Die in Kalk geborene Trude Herr ist in Mülheim groß geworden und dort zur Schule gegangen. Sie stehe für „Bodenständigkeit, genau wie unsere Schule“.

Kölns elfte Gesamtschule steht in Mülheim.

Mit dem Namen könne man den kulturellen Schwerpunkt des Schulangebots betonen. Es gebe ein Theaterprojekt sowie viele Gesangsangebote. Ob sich mit der Namensgebung auch die Förderung der kölschen Sprache verbindet, lässt Raabe offen. „Das ist schwierig“, findet sie. Aber über die Musik und den Karneval gebe es viele kölsche Anknüpfungspunkte. Man sei bereits mit dem Trude-Herr-Fanclub im Kontakt, um eine Ausstellung in der Schule zu organisieren.

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Nach einem Ideenwettbewerb konkurrierte Trude Herr am Ende mit der Edelweißpiratin Gertrud „Mucki“ Koch und der von den Nazis ermordeten Kölner Ärztin Lilli Jahn. „Es war keine einfache Entscheidung“, so Raabe. Nach der Lehrerkonferenz entschied sich auch die Schulkonferenz für die Sängerin und Schauspielerin, die nicht nur auf kölschen Bühnen begeisterte. Trude Herr hat in über 30 Kinofilmen mitgespielt. Mit den hochdeutschen Liedern „Ich will keine Schokolade“ und „Niemals geht man so ganz“ hinterließ sie zudem zwei unsterbliche Evergreens.

Kritik an Autoritäten und Obrigkeit

Zeitweise sorgte sie auch als Büttenrednerin für Aufsehen, hatte aber immer ein gespaltenes Verhältnis zum offiziellen Kölner Karneval. Die Tochter eines von den Nationalsozialisten verfolgten und inhaftierten Vaters wusste, wie man mit deutlichen Worten Autoritäten und der Obrigkeit die Leviten lesen konnte.

Die Gesamtschule entstand vor neun Jahren, nachdem die Hauptschule in der Stegerwaldsiedlung ihre Auflösung zugunsten der Gründung einer Gesamtschule beschlossen hatte. In diesem Jahr verließ der erste Abiturjahrgang die Schule, die an zwei Standorten –an der Ferdinandstraße und am Rendsburger Platz - arbeitet. Sie wird als „Talentschule“ vom Land NRW besonders gefördert und engagiert sich als „Schule gegen Rassismus“ für Vielfalt und Toleranz. Zuletzt hat sich die Schule mit einer Fotoaktion in allen Klassen mit der Bewegung „Black Lives Matter“ solidarisiert.

Formsache dauerte 15 Monate

Die Namensgebung der Schule ist ein weiteres Bespiel dafür, wie lange in Köln auch einfache Dinge dauern können. Die Schulleitung hatte die Stadtverwaltung bereits im Mai vergangenen Jahres über ihren Wunsch und die Beschlüsse der Schulgremien informiert. Nun, 15 Monate später, kann die Umbenennung umgesetzt werden.