Köln – Die Stadt will möglicherweise das Angebot im Ankunftszentrum am Breslauer Platz reduzieren. Wie Sozialdezernent Harald Rau auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagt, könnten manche der Hilfen, die derzeit von Stadt und ehrenamtlichen Helfern am Hauptbahnhof angeboten werden, auf die Notunterkünfte in der Messe oder später auch am Südstadion, verlagert werden.
„Die Stadt prüft das derzeit. Wir wollen das Ankunftszentrum aber nicht schließen“, sagte Rau. Hintergrund sei, dass sich die Zahl der Geflüchteten, die aus der Ukraine nach Köln kommen, seit einiger Zeit verringere. Somit sei das Ankunftszentrum nicht mehr ausgelastet. Rau ließ offen, welche Dienstleistungen in die Notunterkünfte verlagert werden könnten.
Das Zentrum war Anfang März entstanden, als sich zunächst freiwillige Helfer, später aber auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, Feuerwehr und Stadt um die Menschen kümmerten, die meist mit dem Zug aus der Ukraine nach Köln gekommen waren. Im Ankunftszentrum erhielten sie eine warme Mahlzeit, Getränke und erste Informationen etwa zu Themen wie Wohnung, Arbeitserlaubnis und Sozialleistungen. Geflüchtete, die keine Freunde oder Verwandte hatten, bei denen sie wohnen konnten, wurden vom Zentrum aus in die Notunterkunft in der Messe oder andere Wohnheime der Stadt gebracht.
Waren in den ersten Tagen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar noch 400 bis 500 Menschen aus dem osteuropäischen Land nach Köln gekommen, waren es in den vergangenen Tagen lediglich 120, sagte Rau. Damit sei das Zentrum, in dem bis zu 1000 Menschen pro Tag betreut werden können, lange nicht ausgelastet. Entspannt hatte sich jüngst auch die Lage in der Notaufnahme in der Messe, wo die Geflüchteten zunächst untergebracht werden. Die Halle 3 ist eigentlich für bis zu 1000 Menschen ausgelegt, zuletzt lebten gerade einmal 150 Menschen dort.
Derzeit habe die Stadt 3700 ukrainische Geflüchtete in eigenen Räumlichkeiten untergebracht. Rau rechnet aber damit, dass bis sich zu 11.000 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Stadt befinden. Das Ausländeramt habe bislang 6500 Menschen erfasst, das Sozialamt Leistungen an 7000 Menschen vergeben. Die Flüchtlinge aus der Ukraine müssen sich nicht sofort bei der Stadt melden, da sie sich 90 Tage ohne Visum in Deutschland aufhalten dürfen. Viele von ihnen sind bereits bei Freunden, Verwandten oder anderweitig privat untergekommen.
Bis zu 11.000 Ukrainer in Köln
Die Stadt könne daher auch nicht schätzen, wie viele der Geflüchteten wieder in die Ukraine zurückgekehrt seien, sagte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Denn längst nicht alle ukrainische Flüchtlinge würden sich bei der Stadt melden. Unklar sei darüber hinaus auch, wie viele der ukrainischen Geflüchteten in andere Städte oder Länder weiterreisten. Dies gelte auch für die Rückkehr in die Heimat.
In den ersten Tagen hatte es Kritik an der Stadt wegen der Organisation im Ankunftszentrum gegeben. Helfer wie Malte Petrikat hatten kritisiert, dass die Stadt die freiwilligen Helfer lange mit vielen Aufgaben alleine gelassen hätten. So hätten die Helfer über viele Tage für Essen und Getränke gesorgt und viele Dolmetschende gestellt. Mittlerweile habe die Stadt und die Hilfsorganisationen das Geschehen im Zentrum aber im Griff, sagt Petrikat. Lediglich bei den Übersetzenden könnten die Helfer noch beträchtlich unterstützen.