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Umgestaltung Neusser StraßeBürger favorisieren bei Befragung Fußgängerzone

Lesezeit 4 Minuten
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Neusser Straße

Nippes – Wie soll die Neusser Straße nach ihrer Umgestaltung aussehen, wie der Auto-, Rad- und Fußverkehr fließen, und welche sonstigen Umgestaltungen gilt es anzugehen? Wie viel Grün wird es geben? Darüber war die Öffentlichkeit aufgerufen mitzureden. Bei der Beteiligung im vergangenen Sommer haben die Bürgerinnen und Bürger gesprochen – und nun hat die Stadt die Auswertung der insgesamt 781 Beiträge und Wortmeldungen veröffentlicht. Im August 2021 konnte sich die Bürgerschaft auf dem Online-Beteiligungsportal „Meinung für Köln“, per E-Mail und Post oder am städtischen Infomobil beteiligen, das durch das Veedel tourte.

Oberstes Ziel ist die Verbesserung der Aufenthaltsqualität

Das zentrale Ergebnis: Eine bessere Aufenthaltsqualität steht mit knapp 100 Befürwortenden ganz hoch im Kurs, ebenso eine Begrünung und Entsiegelung der zentralen Nippeser Meile (knapp 90 Voten).Bei der Frage, wie im Geschäftszentrum rund um Kaufhof und Kappes der Verkehr grundsätzlich laufen soll, gehen die Meinungen auseinander: Hier liegt mit knapp 70 Stimmen der Wunsch nach einem komplett autofreien Zentrum zwischen Nelken- und Scharnhorststraße leicht vorne, gefolgt von einer Einbahn-Regelung für die Neusser mit leicht über 60 Stimmen, auf Platz drei mit knapp 50 Stimmen ein „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“ im genannten zentralen Abschnitt, mit 20 km/h Höchsttempo und einem gemeinsam von Kraft- und Radverkehr genutzten Straßenraum.

Die Stadt will jedoch weiterhin auf den „verkehrsberuhigten Bereich“ setzen: Eine komplette Fußgängerzone hätte zur Folge, dass bislang in diesem Abschnitt einmündende Straßen zu Sackgassen werden; dies hätte erheblichen planerischen Mehraufwand zur Folge, ebenso wie eine Mehrbelastung der umliegenden Straßen und hohe Stellplatzverluste wegen eventuell einzurichtender Wendehämmer. Eine Einbahnstraße sieht sie ebenso kritisch: Dies erzeuge gleichfalls Mehrverkehr, weil Umwege nötig würden. Auch der Busverkehr, und damit die Anbindung an die Bahn, wäre nur noch in einer Richtung möglich. Zudem werde auf Einbahnstraßen tendenziell schneller gefahren, weil der Gegenverkehr fehlt.

Mehr Grünflächen und breitere Gehwege

Die Rufe nach mehr Aufenthaltsqualität, Grün und Entsiegelung will die Stadt dagegen ins weitere Verfahren mitnehmen. „Oberstes Ziel der Umgestaltung ist, neben der verkehrlichen Verbesserung, die Aufenthaltsqualität zu optimieren“, betont die Verwaltung. Daher solle es deutlich breitere Gehwege geben. „Es sollen unter anderem mehr Flächen für Außengastronomie zur Verfügung gestellt, und zusätzliche Sitzangebote für Fußgänger geschaffen werden.“ Alle Bäume sollen erhalten bleiben, neue hinzukommen. „Ob und welche weiteren Maßnahmen zur Begrünung oder Entsiegelung vorgesehen werden, wird im weiteren Verlauf der Planung geprüft.“

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Das Vorhaben, die Neusser Straße umzubauen, stammt bereits von 2010. Damals präsentierte das Leverkusener Verkehrs-Planungsbüro Isaplan sein Modell für eine zwischen Kempener Straße und Niehler Kirchweg ampelfreie Hauptmeile mit mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr sowie mehr Grün. Von der kompletten Ampelfreiheit hat sich die Verwaltung jedoch verabschiedet, unter anderem wegen des Busverkehrs, der Probleme etwa mit dem zunächst angedachten Kreisverkehr an der Kreuzung Neusser / Blücher-/Schillstraße hätte. 2019 präsentierte die Stadt einen Umbauentwurf, der bei der Vorstellung im Bürgerzentrum Altenberger Hof auf viel Skepsis stieß; die neu gewählte Bezirksvertretung beschloss schließlich, den Prozess nochmal neu aufzurollen. Unabhängig davon plant die Stadt, die Neusser Straße in Nippes von der derzeitigen Bundesstraße 9 auf eine Gemeindestraße herabzustufen; hierzu will man einen Antrag bei der Bezirksregierung Köln stellen.

„Nach unserer Meinung sind die aufgeführten Probleme allesamt lösbar“

Der Regionalverband Köln des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) rief die Stadt in Reaktion auf die Ergebnisse auf, die Fußgängerzone im zentralen Bereich der Neusser Straße zu wagen, zumal sie unter den Vorschlägen eine einfache Mehrheit habe. „Nach unserer Meinung sind die aufgeführten Probleme allesamt lösbar, auch den Zeitverlust von mehreren Jahren kann der Verkehrsclub nicht nachvollziehen: Zum einen gibt es in dem zentralen Bereich nur noch wenige betroffene Querstraßen, da die Florastraße bereits heute abgebunden ist und die Einheitstraße und die Mauenheimer Straße ohne größeren Aufwand abgebunden werden können“, erläuterte Hans-Georg Kleinmann vom VCD. Die Fußgängerzone sei das Modell der Zukunft. „Wir sehen außerdem in Köln zunehmend, etwa auf Deutzer Freiheit und Ehrenstraße, dass man vermehrt Fußgängerzonen ausprobiert. Da hat sich bei der Stadt einiges bewegt. Ob Nippes schon so weit ist, wird sich nun zeigen“, resümierte Kleinmann.