- Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben gemeinsam mit der Düsseldorfer Rheinbahn insgesamt 79 neu Bahnen beim kanadischen Hersteller Bombardier bestellt.
- 20 der Züge sollten nach Köln kommen. Doch nun gibt es Probleme mit den Fahrzeugen.
- Die KVB wartet nun auf ein Statement des Herstellers.
Köln – Bei der KVB deuten sich Probleme mit den bestellten Hochflurbahnen HF6 des Herstellers Bombardier an. Denn bei einem Praxistest bei der Rheinbahn in Düsseldorf sind eben jene Fahrzeuge durchgefallen. „Die Düsseldorfer Rheinbahn hat die Annahme der neuen Hochflurbahnen HF6 vom Hersteller Bombardier mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres gestoppt“, so ein Sprecher der Rheinbahn. So soll es Probleme mit den Steuerungselementen für Türen und Trittbretter, beim Material für den Waggonunterbau sowie bei unsachgemäß geschweißten Nähten geben. „Die jüngsten Entwicklungen belasten unser Verhältnis zu Bombardier derzeit stark. Wir müssen davon ausgehen, dass die Fahrzeuge nicht im vertraglich vereinbarten Zustand produziert worden sind“, ergänzt Michael Richarz, Vorstand Technik und Betrieb.
Rheinbahn und KVB hatten im Jahr 2015 beim kanadischen Hersteller Bombardier insgesamt 79 Bahnen in Auftrag gegeben. 20 der Fahrzeuge sollen auf Kölner Schienen unterwegs sein, der Rest im Gebiet der Düsseldorfer Rheinbahn eingesetzt werden. Funktionieren die Bahnen nicht einwandfrei in Düsseldorf, könnten auch die Kölner Bahnen von diesen Problemen betroffen sein. Bei der KVB äußert man sich derzeit noch vorsichtig: „Inwieweit diese Probleme Auswirkungen auf die Lieferung der Kölner Fahrzeuge haben, kann noch nicht abschließend beurteilt werden“, so Sprecher Matthias Pesch.
Erneuerung dringend notwendig
Die KVB werde von der Bombardier-Geschäftsführung eine offizielle Stellungnahme einfordern, in der auch die Konsequenzen für die Bestellung der Kölner Fahrzeuge sowie der weitere Zeitplan aufgezeigt werden. Insgesamt könnten derzeit gegebenenfalls Wagen für vier Fahrzeuge von den Fertigungsmängeln betroffen sein, davon seien zwei im Beginn des Rohbaus. „Die Auslieferung der ersten beiden Bahnen ist bislang für Dezember 2020/Januar 2021 geplant“, so Pesch.
Der Kauf der 20 Bombardier-Fahrzeuge gehört zu einem Modernisierungsprogramm, in dessen Rahmen die KVB 500 Millionen Euro ausgeben will. Die Erneuerung ist dringend notwendig. Denn 100 der insgesamt 382 Bahnen sind seit mehr als 20 Jahren in Köln unterwegs. Im Fokus stehen daher die Niederflurfahrzeuge der Baureihe 5000 und die Hochflurbahnen der Reihe 2300.
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In Düsseldorf hatte die HF 6 bereits in der Vergangenheit Probleme verursacht: Zunächst war die erste Bahn mit Verspätung ausgeliefert worden. Dann passierte noch ein größeres Malheur: Bei einer Testfahrt nach Duisburg im Jahr 2018 knallte eine Bahn gegen die Bahnsteigkante in der Station „Duissem“.
Ausfälle von KVB-Bahnen haben zugenommen
Beim Verkehrsclub Köln (VCD) macht man sich Sorgen, dass die neuen Bahnen nun später als geplant auf die Schienen kommen. „Wir haben jetzt schon zu wenige Bahnen“, sagt Ralph Herbertz vom VCD. „In den Spitzenzeiten fährt die KVB mit allem, was sie hat.“ Dabei müsste das Unternehmen gerade in der Corona-Zeit aufstocken, damit die Fahrgäste nicht eng aneinander gedrängt in den Bahnen sitzen und stehen müssten. Besonders die Fahrzeuge aus der letzten Generation seien fehleranfälliger als die Bahnen zuvor, weil mittlerweile viel Elektronik und Software in den Bahnen eingebaut werde. Elektronik verschließe schneller als mechanische Komponenten.
Die KVB hatte Mitte 2019 bestätigt, dass drei Prozent aller Fahrten ausfielen, weil die Fahrzeuge zu alt seien. Und: Die Ausfälle hätten im Vergleich zu 2015 oder 2010 zugenommen. 328 von 382 Bahnen sind täglich unterwegs. Bleiben nur 54 Bahnen als Reserve, von denen manche aber noch gewartet werden.