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Verwahrlosung an Kölner Ringen„Erfüllt von Fremdschämen und Empörung“

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Schmutz und Verwahrlosung prägen das Bild an den Ringen teilweise. 

  1. In einem Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker beschwert sich Marlene Taschen – der Verlag hat seinen Sitz am Hohenzollernring – über die Zustände an den Ringen.
  2. Die ehemalige Prachtmeile gehe „protestlos und kontinuierlich zugrunde“, schreibt sie.
  3. Wie kann die Sauberkeit dort verbessert werden und welchen Stellenwert haben die Ringe bei der städtischen Planung?
  4. Kölns Baudezernent Markus Greitemann äußert sich in diesem Text zur Situation zwischen Friesen- und Rudolfplatz und zu den Plänen der Stadt.

Köln – Die Kölner Ringe sind teilweise in einem miserablen Zustand – vor allem zwischen Friesenplatz und Rudolfplatz sieht es ungepflegt aus. Schmutz, ein Wirrwarr von Fahrradleichen und E-Scootern, kunterbunt gestellte Außengastronomie, Leerstände, wilder Müll.

Das Zuständigkeitslabyrinth in der Stadtverwaltung sei eine entscheidende Ursache dafür, dass es auf den Ringen abwärts gehe, meint nicht nur Ring-Kenner Hans-Günter Grawe, der seit 2017 für die Industrie- und Handelskammer als Handelskümmerer der Werbe- und Interessengemeinschaften arbeitet, vor kurzem bei einer Ring-Begehung mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“ Beschwerden kamen nun auch vom Taschen-Verlag, der am Hohenzollernring seinen Hauptsitz hat.

Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Welchen Stellenwert haben die Ringe bei der städtischen Planung?

Für die Altstadt wurde ein Stadtraummanagement-Team eingesetzt, das die verschiedenen Zuständigkeiten der Ämter zusammenführt und so schnelleres Handeln möglich machen soll. Wäre das nicht auch einen Chance für die Ringe?

Markus Greitemann, Dezernent für Stadtentwicklung und Bauen, ist da zurückhaltend: „Die Entwicklung der Ringe ist während meiner Amtszeit ein wichtiges Element. Aber es ist auch eine Frage der Prioritätensetzung. Die Altstadt ist ein international bedeutender Bereich in der Stadt und verdiente damit, dieses Stadtraummanagementteam dort zu installieren.“ Heißt also, die Ringe – einst als Prachtmeile um die historische Innenstadt angelegt – stehen nicht oben auf der Prioritätenliste.

Wann wird das Aufräum-Pilotprojekt an den Ringen fortgeführt?

Seit 2018 gibt es ein Gestaltungshandbuch für die Stadt, das für eine einheitlicheres Bild sorgen soll. Vor zwei Jahren wurde zwischen Friesenplatz und Ehrenstraße ein entsprechendes Pilotprojekt gestartet. Mit einer Spezialkehrmaschine wurde das Pflaster von Kaugummis befreit, es wurden kleinere Fahrradständer platziert, die Mülleimer in die Flucht der Bäume gesetzt, damit sie nicht so auffallen.

Laternen und Bänke wurden im vorgeschriebenen Grau gestaltet, auf der Farbe haften Graffiti und Aufkleber nicht. Danach ist allerdings nichts mehr geschehen. Auch in den nächsten zwei Jahren wird das so sein. „Wir wollen das Projekt weiter fortführen“, sagt Greitemann. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass im nächsten Doppelhaushalt 2021/22 dafür Mittel zur Verfügung gestellt werden. Das heißt, es könnte 2022 weitergehen.“

Taschen-Verlegerin schreibt an OB

In einem Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker beschwert sich Marlene Taschen – der Verlag hat seinen Sitz am Hohenzollernring – über die Zustände an den Ringen. „Erfüllt von Fremdschämen und Empörung wende ich mich heute an Sie mit dem dringenden Anliegen, der Verwahrlosung im Bereich Rudolfplatz-Friesenplatz wirkungsvoll und dauerhaft Einhalt zu gebieten“, heißt es in dem Schreiben. Die ehemalige Prachtmeile gehe „protestlos und kontinuierlich zugrunde“. Insbesondere in den Abendstunden würde die Lage immer bedrohlicher. „Mein Vater, der Verleger Benedikt Taschen, überzeugter Kölner, hat vor 30 Jahren das Gebäude am Hohenzollernring 53 als Firmensitz angemietet. Er hat seinerzeit ein Vermögen in die Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes investiert und es zu einer international renommierten Adresse ausgestaltet.“ (cv)

Wie kann die Sauberkeit auf den Ringen verbessert werden?

Der Ring wirkt streckenweise sehr dreckig, in den Hauseingängen von leerstehenden Gebäuden sammeln sich Müll und Schlimmeres. Greitemann: „Die AWB haben die Reinigungszyklen bereits verdoppelt, die Stadt hat die Instandhaltungszyklen erhöht.“ Er appelliert jedoch an das Verantwortungsgefühl der Anlieger. Auch sie sollten sich engagieren.

Kann die Stadt nicht für mehr Ordnung sorgen? Wo eine Fahrradleiche steht, kommen viele hinzu.

Hier sieht Greitemann die Pflicht der Stadt erfüllt: „Das Ordnungsamt macht regelmäßig Kontrollrunden. Aber auf den Rädern muss erst ein Aufkleber aufgebracht werden, dann gilt eine Sechs-Wochen-Frist, in der sich der Besitzer noch melden kann. Diese Frist ist gesetzlich vorgeschrieben und kann von uns als Stadt nicht verkürzt werden.“

Rundgang Ringe

Leerstand, Tristesse und Schmutz – zwischen Friesenplatz und Rudolfplatz wirkt der Ring ungepflegt.

Warum dauern die Umsetzungen von Plänen so lange?

„Die Schnittstellen in einer Großstadt wie Köln zwischen allen Beteiligten sind extrem komplex“, sagt Greitemann – und findet damit quasi dieselbe Begründung wie die Kritiker. Ein gutes Beispiel dafür ist auch das Aufräumprojekt am Hansaring, das 2015 stolz von der Stadt vorgestellt wurde. Vor allem das Bild der U- und S-Bahnhaltestelle sollte dauerhaft verbessert werden.

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Die neu installierte Stadtraummanagerin sagte damals, die Aufgabe sei sehr komplex, da neben der Bahn und der KVB auch die Rhein-Energie, die AWB, die Bezirksvertretung Innenstadt, die Kölner Außenwerbung sowie fünf städtische Ämter zuständig seien. Das Geld reichte für mehr Reinigungen, bessere Beleuchtung, Ordnung der Plakatierung und Entfernung von schäbigen Pollern. Danach passierte nicht viel.

Markus Greitemann – der Attendorner ist seit Februar 2018 im Amt – plädiert dafür, die Lage nicht zu dramatisieren. Köln habe viele Ecken, um die man sich kümmern müsse. Aber: „Ich finde es großartig, dass die Stadt gewisse Gebrauchsspuren hat. Köln wird eben intensiv genutzt. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam mit den Bürgern und Bürgerinnen dafür Sorge zu tragen, dass unsere Stadt und sein Erscheinungsbild lebens- und liebenswert bleibt.“