Ein tödlicher Unfall, Schlägereien und mehrere Sexualdelikte überschatten ein „überwiegend friedliches“ Weiberfastnacht in Köln.
Bilanz zu WeiberfastnachtZwei Vergewaltigungen in Dixi-Toiletten – Weniger Straftaten als im Vorjahr
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Polizisten beobachten das Treiben auf der Zülpicher Straße.
Copyright: Arton Krasniqi
Trotz laut Polizei „überwiegend friedlicher“ Feiern an Weiberfastnacht und neben den karnevalstypischen Schlägereien und Sachbeschädigungen hatten Polizei, Zoll und Ordnungsamt auch wieder mit herausragenden Fällen zu tun. Bislang wurden zwei Vergewaltigungen bekannt. Am Hansaring ist ein Mann von einem Zug überrollt worden. Der Zoll hat im Zülpicher Viertel 53 Sicherheitskräfte befragt – und 52 Verstöße festgestellt. Und auch mehrere Kioskverkäufer müssen mit empfindlichen Strafen rechnen. Hier die Bilanz im Überblick.
Kölner Karneval: Zwei Vergewaltigungen in Dixi-Toiletten
Insgesamt zehn mutmaßliche Sexualstraftaten, darunter zwei Vergewaltigungen, wurden der Polizei bis Freitagmittag bekannt. Diese Zahl – wie auch die Zahl der übrigen Straftaten – kann noch steigen, weil viele Opfer erst später Anzeige erstatten oder bei der Polizei in ihrem Heimatort, wovon die Kölner Polizei erst mit Verzug erfährt. Voriges Jahr an Weiberfastnacht waren es insgesamt 76 Sexualstraftaten.
Gegen 17 Uhr am Donnerstag soll eine 18-Jährige in einer mobilen Toilette an der Kirche am Zülpicher Platz vergewaltigt worden sein, ein Tatverdächtiger wurde festgenommen. Der 18-Jährige soll die Frau kurz vorher kennen gelernt und sie in die Toilette gedrängt haben. Flüchtig ist dagegen ein Mann, der eine 19-Jährige gegen 14.30 Uhr in einer Dixi-Toilette auf den Uniwiesen vergewaltigt haben soll. Auch diese beiden hatten sich erst kurz zuvor kennen gelernt. Der blonde, blauäugige Mann mit auffälligen Wangenknochen habe ein Sträflingskostüm getragen und sich hinter der 19-Jährigen in das Toilettenhäuschen gedrängt, teilte die Polizei mit. Zeugenhinweise nimmt die Kripo unter Telefon 0221/229-0 entgegen oder per E-Mail (poststelle.koeln@polizei.nrw.de).
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Security-Mitarbeiter sollen Frau bedrängt haben
Um 17.10 Uhr soll zudem eine junge Frau von zwei mutmaßlichen Security-Mitarbeitern sexuell bedrängt worden sein - ebenfalls in einer mobilen Toilette. „Nacheinander sollen sich die Männer zu ihr in die Kabine gedrängt und sie zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben“, sagte ein Polizeisprecher. Sie sollen die Frau angefasst und an sich gedrückt haben. Sie konnte flüchten und die Polizei verständigen. Einen der beiden Verdächtigen, einen 20-jährigen Mann, fanden Beamte in der Nähe des Tatorts. Sie stellten seine Personalien fest und leiteten Ermittlungen ein. Nach dem zweiten Täter wird gefahndet.
Schon am Vormittag war Polizisten auf der Zülpicher Straße ein Mann aufgefallen, der Gesäße von Frauen fotografiert haben soll. Die Beamten kontrollierten zunächst die Bilder, die der 76-Jährige gemacht hatte und stellten anschließend seine Kamera sicher. Gegen ihn wird wegen sexueller Belästigung ermittelt.
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Polizisten kontrollieren die Taschen eines Mannes im Zülpicher Viertel.
Copyright: Alexander Schwaiger
Gewalttaten und Messer-Kontrollen
Insgesamt 36 Personen (Vorjahr: 113) zog die Polizei bis Freitagmorgen vorübergehend aus dem Verkehr und steckte sie ins Gewahrsam, weil sie aggressiv waren oder Platzverweise ignoriert hatten. In 76 Fällen (Vorjahr: 271) ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung. In einem Fall soll ein Türsteher einen Gast nach einer Auseinandersetzung vor einem Lokal mit einem Schlag ins Gesicht so verletzt haben, dass das Opfer ins Krankenhaus gebracht werden musste. Bei 370 Personen- und Taschenkontrollen stellten Polizisten mehrere Messer sowie sieben täuschend echt aussehende Waffen sicher.
Tödlicher Unfall am Hansaring
Am Hansaring geriet um kurz nach 19 Uhr ein Mann unter eine einfahrende S-Bahn und starb noch vor Ort. Die Polizei geht von einem Suizid aus. Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr betreuten zahlreiche Zeugen und Fahrgäste des Zugs.
Strafen für Kioskverkäufer
Schon in den vergangenen Tagen hatte das Ordnungsamt mit jugendlichen Testkäufern in 57 Kiosks geprüft, ob bei der Abgabe von Alkohol und Tabak das Alter der Käufer kontrolliert wurde – 38-Mal war das nicht der Fall. An Weiberfastnacht fielen weitere 22 von 30 überprüften Kiosks durch. Laut Stadt erwartet die Besitzer nun „empfindliche Strafen“.
Schwarzarbeit im Sicherheitsdienst
Zoll und Ordnungsamt haben an Weiberfastnacht 53 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 21 Sicherheitsfirmen kontrolliert. „Der Schwerpunkt lag im Zülpicher Viertel“, berichtete Zollsprecher Jens Ahland. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: 52-Mal hätten sich Hinweise auf Verstöße ergeben, bei manchen Security-Mitarbeitern gleich doppelt.
Bei 30 besteht der Verdacht, dass sie Bürgergeld beziehen und nebenbei unangemeldet gearbeitet haben, 15 sollen von ihren Arbeitgebern nicht bei der Sozialversicherung gemeldet und somit schwarz beschäftigt worden sein. Sieben Mitarbeiter sollen weniger als den gesetzlichen Mindestlohn verdient haben.