Batuhan Koc wusste früh, dass er sich selbstständig machen will. Trotz anfänglicher Naivität hat er sich als Gastronom durchgesetzt.
Junger Kölner übernimmt „La Strada“Wie ein 22-Jähriger mit dem Rückhalt seiner Familie drei Kölner Lokale führt
Wer hört, wie Batuhan Kocs Gastronomie-Karriere begann, mag kaum glauben, dass er heute zwei Lokale betreibt und nun noch ein drittes – in Köln sehr bekanntes – übernimmt. „Das Menü haben wir zwei Tage vor der Eröffnung gemacht. Das war zum Scheitern verurteilt“, sagt der 22-Jährige heute. Die Eröffnung seiner ersten Gastronomie „Zadem“ am Kaiser-Wilhelm-Ring ist jetzt rund zwei Jahre her. Gescheitert ist sie nicht – im Gegenteil. Das liegt auch an dem Rückhalt seiner Familie.
„La Strada“ feiert 50-jähriges Bestehen
„Wäre meine Familie nicht, würde ich das Ganze gar nicht machen. Es macht mir Spaß, weil wir alle gemeinsam hier sind.“ Mit seinem 20-jährigen Bruder Berkcan und seiner Mutter Hava betreibt Batuhan Koc neben dem „Zadem“ auch das erst vor wenigen Wochen eröffnete, kleine Café „Nane“ direkt um die Ecke vom „Zadem“ am Hildeboldplatz, und ab 1. Juli übernimmt er mit seiner Familie das „La Strada“. Das italienische Restaurant am Hohenzollernring feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen.
Für die Gäste des „La Strada“ soll der Wechsel nicht zu stark spürbar werden: „Im Großen und Ganzen bleibt es gleich,“ sagt Koc. Das Lokal werde weiter italienische Küche anbieten, mit leichten Veränderungen: „Für mich gehören zu einem guten Italiener eine gewisse Weinkarte, gutes Carpaccio und verschiedene Pasta-Sorten.“ Die Preise, etwa für Kaffee, müsse Koc leicht anheben, „aber human“.
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Dass die Übernahme des Lokals sich nun leicht mit der Eröffnung seines neuen Cafés „Nane“ überschneidet, habe sich eben so ergeben. Aber Koc gibt sich entspannt: „Die ersten vier Monate im ‚Zadem‘ haben wir den Laden alleine geschmissen. Seitdem habe ich sowieso keine Angst mehr.“
Koc erzählt, dass er nach der Schule unbedingt selbstständig werden wollte. Womit genau, war dabei weniger klar. „Seit wir 14 Jahre alt waren, haben wir immer gearbeitet. Unsere Mutter war ja alleinerziehend. So haben wir früh gelernt selbstständig zu sein.“ Nach dem Gymnasium habe er Vollzeit an einer Tankstelle gearbeitet, nebenbei ein BWL-Studium begonnen und nach Möglichkeiten gesucht, sich selbstständig zu machen. Und dann wurde das Lokal am Kaiser-Wilhelm-Ring frei. „Ich habe unterschrieben, ohne zu wissen, was ich mache“, sagt er.
Erst habe er über eine Shishabar nachgedacht: „Ich war 19 Jahre alt, das ist das Erste, was einem da einfällt.“ Aber seine Mutter sprach sich dagegen aus und er habe sich auf ihren Rat verlassen. Nach einem Jahr des Ausprobierens hat sich die Speisekarte etabliert: Von morgens bis nachmittags gibt es türkisches Frühstück in Kombination mit europäischem Brunch – zu der türkischen Eierspeise Menemen gibt es also auch Cappuccino mit Hafermilch und Avocado-Salat. Abends stehen diverse türkische Hauptgerichte und Cocktails auf der Karte. „Unser Ziel war zu zeigen, dass türkische Küche mehr ist als Döner, Lahmacun und Kebab“, sagt der gebürtige Kölner mit türkischen Wurzeln.
Im „Nane“ konzentriert sich das Angebot auf Backwaren und Kaffee, dort kämen viele Gäste aus den umliegenden Büros vorbei, sagt Koc. In dem kleinen Café kann man in Ruhe mehrere Stunden sitzen bleiben. „Hier stehe ich selbst gerne um neun Uhr und kontrolliere die Backwaren oder mache Kuchen mit meiner Mama.“
Nach der Übernahme des „La Strada“ plane Koc vorerst keine weitere Gastronomie: „Drei Läden reichen erstmal.“ Das nächste Ziel sei nun, dass seine Mutter nicht mehr arbeitet. „Es war nicht einfach für sie. Deshalb wollen wir sie unbedingt weiter entlasten.“