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„Wir fühlen uns in Nippes sehr wohl“

Lesezeit 4 Minuten

Christian Miller ist Leiter der Berufsfeuerwehr Köln.

Seit Mai hat die Kölner Feuerwehr einen neuen Chef: Dr. Christian Miller löste Johannes Feyrer ab, der mit 60 Jahren in den Ruhestand ging. Bereits in früheren Jahren war Miller für die Kölner Feuerwehr als stellvertretender Abteilungsleiter tätig, bevor er für sechs Jahre zur Feuerwehr der Bundeswehr ging, wo er für die bundesweit zunächst 72 Bundeswehr-Feuerwehren zuständig war. Derzeit liegt sein Büro in einem Trakt des alten Versorgungsamtes an der Boltensternstraße in Riehl, da das Feuerwehr-Hauptquartier an der Scheibenstraße generalsaniert wird. Er ist nun 200 Tage im Amt.

Herr Miller, wie viele Feuerwehr-Dienststellen haben Sie seit ihrer Rückkehr nach Köln schon besuchen können?

Ich habe seit meiner Rückkehr nach Köln bereits alle Feuer- und Rettungswachen besucht, und befinde mich aktuell sogar schon in der zweiten Schleife. Bisher waren es alleine rund 100 Vorstellungstermine. Ich habe mich mit vielen Menschen ausgetauscht, sowie mit unseren Partnern im Krisenmanagement, wozu auch Rhein-Energie und Stadtentwässerungs-Betriebe gehören. Für 2020 habe ich mir vorgenommen, auch die Freiwilligen Feuerwehren zu besuchen.

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Woraus besteht für Sie der besondere Reiz am Feuerwehr-Beruf?

Es ist vor allem der Wunsch und Anspruch, den Leuten zu helfen, Not zu lindern und für die Sicherheit in Köln einen großen, positiven Beitrag zu leisten. Die Tätigkeit bietet die Gelegenheit dazu, wirklich etwas für die Bevölkerung zu tun, mit vielen Menschen umzugehen, sowie auch mit Technik, Management und organisatorischen Dingen. Alles in allem ein sehr schöner Mix.

Was war Ihr größter Einsatz bisher?

Zum Glück hatten wir keine richtig großen Einsätze nach Katastrophen-Ereignissen – wie dem Stadtarchiv-Einsturz oder dem Brand bei Ineos – mehr zu leisten. Ein größerer in jüngerer Zeit war der Brand eines Altbaus in der Südstadt, sowie der Rizin-Großeinsatz in Chorweiler. Nach dem Fund waren wir als Fachleute stark gefragt. Wenn der Biokampfstoff freigesetzt worden wäre, hätte es zu Katastrophenschutz-Maßnahmen geführt. Eine weitere große Sache war die Geiselnahme im Hauptbahnhof vor einem Jahr. Sie hallt bis heute nach, führte zu vielen Nachbesprechungen und -betrachtungen.

Wie viele Beschäftigte hat die Kölner Feuerwehr derzeit?

Sie besteht aus den vier Haupt-Bestandteilen Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehr, Jugendfeuerwehr sowie dem Rettungsdienst. Alle zusammen haben mehr als 3 000 Mitarbeiter – das sind schon so viele wie bei einem größeren mittelständischen Unternehmen. Besonders gut gefiel mir neulich mein Termin bei der Jugendfeuerwehr. Ich fand es erfrischend und hochspannend, diese Vielfalt zu erleben. Vielfalt ist zugleich eine der größten Stärken der Feuerwehr.

Wie kommen Sie mit dem Interimsquartier in Riehl zurecht, das wegen der Sanierung des Hauptquartiers notwendig ist?

Wir fühlen uns hier im alten Versorgungsamt sehr gut aufgehoben: Mittags gehen wir oft zu den Sozial-Betrieben Köln (SBK) essen, wir genießen das Grün, das wir um uns haben und spazieren in der Pause auch mal am Rheinufer. Und auch der alte Ortskern von Riehl, mit seinen Cafés und dem Wochenmarkt, ist richtig hübsch, wir nutzen das gerne. In der Boltensternstraße jedoch alle Arbeitsplätze unterzubringen, ist ein Kraftakt. Schließlich bauen wir hier am Standort zugleich die Berufsfachschule für Notfallsanitäter auf. In dem Maße, wo sie wächst, müssen wir Platz machen. Was auch nicht zu unterschätzen ist, ist das Pendeln zwischen Boltenstern- und Scheibenstraße. Meine Kollegen und ich fahren mehrmals die Woche hin und her. Insgesamt möchte ich aber betonen, dass wir uns mit der Feuerwehr-Zentrale hier im Stadtbezirk Nippes sehr wohl fühlen. Wir erfahren viel Unterstützung durch Bürger und Politiker, und das möchte ich gern mal zurückgeben.

ZUR PERSON

Dr. Christian Miller (43) kommt gebürtig aus der Nähe von Füssen im Allgäu. Nach einer Zeit im Wissenschaftsbetrieb an der Ludwig-Maximilians-Universität in München machte der promovierte Biochemiker bei der Kölner Feuerwehr die Ausbildung für den höheren Dienst. Der Vater von zwei Kindern lebt mit seiner Familie im Bergischen Land.