Die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Planer wurde 2024 beendet. Nun plant die Uni eine umfassendere Sanierung – mit hohen Kosten.
Neuer Planer gesucht„Gravierende Mängel“ – Uni-Sanierung muss neu geplant werden

Das Hauptgebäude von oben: Man erkennt die „Kammstruktur“, nach vorne gehen die Bauteile 1-3, nach hinten zum Grüngürtel hin, Bauteile 4 bis 9. Das Hauptgebäude am Albertus-Magnus-Platz soll nun umfassender saniert werden als bisher geplant. Baubeginn ist wohl erst 2028.
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Die Sanierung des Hauptgebäudes der Universität zu Köln am Albertus-Magnus-Platz muss neu geplant und ausgerichtet werden. Dafür sucht die Uni eine Firma, die das Projekt steuert. Das geht aus einer öffentlichen Ausschreibung der Uni Köln hervor. Darin heißt es: „Die Universität zu Köln plant unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer, ökologischer und wirtschaftlicher Kriterien die Sanierung des Hauptgebäudes in Form eines Neuaufsetzens.“
Bisher hieß es, dass die abschnittsweise Sanierung der neun Gebäudeteile bis 2030 fertiggestellt sein soll. Das ist nun hinfällig: Laut der Kostenaufstellung sollen die Bauarbeiten 2028 beginnen und 2033/2024 enden. Die Baukosten sollen sich auf rund 164 Millionen Euro belaufen, rechnet man den Risiko-Zuschlag in Höhe von 58 Millionen Euro hinzu, kommt man auf rund 222 Millionen Euro.
Das wichtigste Gebäude der Uni Köln mit ihren rund 45.000 Studierenden wird also noch deutlich länger, als von vielen Mitarbeitenden und Studierenden erhofft, eine Baustelle bleiben. Die Sanierung soll im laufenden Betrieb stattfinden, auch der vordere Eingangsbereich inklusive der großen Aula für bis zu 1000 Personen ist betroffen.
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Zusammen mit dem Albertus-Magnus-Platz bezeichnete Rektor Joybrato Mukherjee das Hauptgebäude als „Visitenkarte“ der Uni mit einem hohen repräsentativen Charakter. Doch in weiten Teilen ist das Gebäude mit der Nummer 100 marode, die Bausubstanz punktuell asbestbelastet.

Ein Gang der juristischen Fakultät im Hauptgebäude. Das Foto wurde im April 2024 aufgenommen.
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Sanierungsarbeiten im Hauptgebäude der Uni Köln 2024 gestoppt
Alle bereits begonnenen Sanierungsarbeiten wurden im vergangenen Jahr gestoppt, von den bereits erstellten Planungen ist offenkundig nichts mehr zu verwenden. In der Ausschreibung heißt es, es ist „nicht davon auszugehen, dass verwertbare Vorleistungen vorhanden sind“. Gewonnene Erkenntnisse der Voruntersuchungen sollen aber mit in die neue Planung einfließen.
Die Gebäudehülle und die Verbinderbauten werden derzeit jedoch weiter gesichert, auch Brandschutzmaßnahmen im Innenbereich werden weiter ausgeführt.
Die Entscheidung, das Projekt komplett neu zu denken, fiel im Juli 2024, als die Uni die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Generalplaner wegen „gravierender Mängel in der Umsetzung“ beendete, wie eine Uni-Sprecherin auf Anfrage mitteilt. „Im ursprünglichen Plan waren nur Brandschutzmaßnahmen und die Sanierung der denkmalgeschützten Fassade Gegenstand der Maßnahme.“
Die ursprüngliche Planung fußte auf „Grundsatzentscheidungen der UzK, welche aus heutiger Sicht nicht mehr vertretbar“ seien. Neu ist, dass das Hauptgebäude nun auch energetisch saniert werden und den gegenwärtigen Ansprüchen „moderner Forschung und Lehre“ genügen soll. „Wir investieren in neue Möglichkeiten für digital gestütztes Arbeiten und hybride Lehre sowie in die multifunktionale Nutzung der Räume. Das macht das Verfahren aufwändiger, aber auch nachhaltiger“, so die Sprecherin.
Bisherige Kosten zur Sanierung des Hauptgebäudes: 26 Millionen

Zwei Bauteile des Hauptgebäudes, die in den Grüngürtel herausragen, sind während der Sanierung verhüllt. (Archivfoto von 2022)
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Zu den bisherigen Sanierungskosten teilt die Sprecherin mit: „Mit Stand erstes Quartal 2025 wurden rund 26 Millionen Euro verausgabt, und zwar für die Brandschutzsanierung und somit für unumgängliche Instandhaltungsthemen. Dazu gehört auch die denkmalgeschützte Fassade.“
Was soll ab 2028 konkret passieren? Die äußere Hülle der Bauteile (BT) drei bis sieben soll saniert werden. Die Fassade der BT eins und zwei, also die vorderen Gebäudeteile, wurden bereits vor über zehn Jahren saniert, insgesamt seien 70 Prozent der Fassadenarbeiten abgeschlossen. Zudem müssen der bauliche Brandschutz „vollständig ertüchtigt“ und die Dächer und Zwischendächer der BT eins bis neun erneuert werden. Auch die Haustechnik muss komplett instandgesetzt werden, heißt: elektronische Anlagen, zentrale Lüftungsanlagen sowie das Heizsystem. Die Außenanlagen der Innenhöfe, die an den Grüngürtel angrenzen, sind ebenfalls Teil der geplanten Maßnahmen.
Studierende und Mitarbeiter müssen auf Interimsstandorte ausweichen
Studierende und Mitarbeitende müssen sich also in den kommenden Jahren erneut auf Baulärm gefasst machen, wobei die Uni bei der Planung auf Prüfungsphasen Rücksicht nehmen will. Und wohin weichen dann die Mitarbeiter aus, die dann abschnittsweise von den Baumaßnahmen betroffen sind? „Zu möglichen zukünftigen Standorten gibt es noch keine Entscheidung.“ Die Interimsbedarfe ergeben sich nach konretem Stand der Arbeiten und der jeweiligen Bauabschnitte.
Die Mitarbeitenden der juristischen Fakultät, die bis 2020 in den Gebäudeteilen acht und neun beheimatet waren, müssen möglicherweise noch länger in ihren Ausweichquartieren verharren. Weitere Fehler bei den Arbeiten an der Gebäudehülle führen dazu, dass sie erst im Frühjahr 2026 statt 2025 fertig sein sollen.
Die Mitarbeiter von BT acht und neun befinden sich aktuell in angemieteten Büroflächen in Zollstock, andere sind in den Containerbauten C1 und C2 zwischen Hörsaalgebäude und der Uni-Bibliothek (USB) untergebracht. Mitarbeitende und Studierende beklagten dort „grauenhafte Zustände“. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ war vergangenes Jahr vor Ort: Die Probleme der seit 2012 genutzten Container reichen von Feuchtigkeit bis hin zu Rattenbefall. Eine Lösung für die Interimsproblematik soll es noch in diesem Jahr geben.