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„Wegen Ratte geschlossen“Studenten an Uni Köln leiden unter „grauenhaften Zuständen“ in Containern

Lesezeit 4 Minuten
Ein gelber Post-It-Zettel zeigt den Hinweis "Wegen Ratte geschlossen", daneben ist das Bild einer Ratte gezeichnet.

Die Containerbauten leiden unter Feuchtigkeit. Eine anonyme Zuschrift beklagt grauenhafte Zustände, auch eine Ratte soll in der Teeküche hausen.

Das Hauptgebäude wird derzeit saniert. Ein Blick in den Interimsstandort, den Mitarbeiter kritisieren. Ratten und Feuchtigkeit machen Probleme.

„Wegen Ratte geschlossen“ – so steht es auf einem gelben Notizzettel, den eine niedliche Zeichnung des tierischen Eindringlings ziert. So harmlos dieser Hinweis wirkt, so besorgniserregend ist er für die Mitarbeiter vor Ort. „Drinnen liegt noch ein frischer Köttel drin“, sagt ein Mitarbeiter der juristischen Fakultät der Uni Köln, der anonym bleiben möchte.

Wir befinden uns im Containerbau C1. Dieser liegt auf dem Campus zwischen dem Hörsaalgebäude auf dem Albertus-Magnus-Platz und der Universitäts- und Stadtbibliothek. Die Container C1 und C2 wurden 2013 bis 2014 im Zuge der Philosophikum-Sanierung als Interimsstandorte errichtet.

Ein Containerbau mit drei Stockwerken steht auf einer Fläche an der Uni Köln

Die Containerbauten leiden unter Feuchtigkeit. Eine anonyme Zuschrift beklagt grauenhafte Zustände.

„Ein Schädlingsbekämpfer war Ende März da, er hat Köder und Fallen aufgestellt“, erzählt der Mitarbeiter. Die Ratte müsse durch ein Loch im Bereich der Spülmaschine durchgeschlüpft sein. „Wenn man unter die Küchenzeile schaut, kann man es sehen.“ Der Mitarbeiter habe sich schon mehrmals an den universitären Service Help Desk gewandt: Dieser leitet Anliegen an die zuständigen Stellen weiter. Doch getan habe sich seitdem nichts. „Ich habe schon Mails geschickt, neulich sogar eine Hauspost, weil die nicht reagieren. Die sollen diese Küchenzeile mal abbauen, damit man das Loch schließen kann.“

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Ratte in Container C1 der Uni Köln: Wohl schon seit einem Jahr

Der Universität ist das Ratten-Problem auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bekannt. Man habe „umgehend Gegenmaßnahmen eingeleitet“, teilte ein Uni-Sprecher mit. An der akuten Situation hat sich jedoch nichts geändert. Davon zeugt ein weiterer Hinweis an der Tür. Dort fasst ein Blatt unter dem Stichwort „Ratten-Info“ den immer noch aktuellen Zustand zusammen: Der Schädlingsbekämpfer sei am 27. März da gewesen. Man sei auf die Ratte aufmerksam geworden, da sie Müll in der Teeküche verteilt hat. „Ich bin mittlerweile zurückhaltend hier. Ein Kollege holt seinen Kaffee auch nur noch im Phil-Café“, sagt der Mitarbeiter.

Ein Mitarbeiter hat einen Küchenschrank geöffnet, wo recht frisch aussehender Rattenkot zu sehen ist. Ein Schädlingsbekämpfer hatte Ende März dort Fallen und Köder aufgestellt. Der neue Rattenkot ist laut einem Mitarbeiter aber danach erst aufgetaucht.

Ein Mitarbeiter hat einen Küchenschrank geöffnet, wo recht frisch aussehender Rattenkot zu sehen ist. Ein Schädlingsbekämpfer hatte Ende März dort Fallen und Köder aufgestellt. Der neue Rattenkot ist laut einem Mitarbeiter aber danach erst aufgetaucht.

Eine Kopie der „Ratten-Info“ erreichte den „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Vorfeld des Container-Besuchs. In einer anonymen Zuschrift beklagt sich ein Student über „grauenhafte Zustände an diesem Teil der Universität“. Der Student berichtet: „Als ich durch diesen Container ging, war ich ein wenig geschockt. Den Mitarbeitern war dies sichtlich unangenehm. Sie meinten, dass wohl schon seit mehr als einem Jahr immer wieder Ratten hier seien.“

Räume in C1 wegen Feuchtigkeit geschlossen

Hinzu kommt das Problem der Feuchtigkeit: Mehrere „Räume der Container seien aufgrund von Nässe wohl gar nicht mehr nutzbar“, schreibt der Student. Das bestätigt auch der Mitarbeiter vor Ort. Der Universität ist die Feuchtigkeit ebenfalls bekannt: „So dichten wir das Dach ab, wo es Feuchtigkeitsschäden gibt. Die bauliche Situation von C1 wird derzeit untersucht“, sagt der Sprecher.

Im Treppenhaus des Containers fällt der Blick direkt auf eine große, feuchte Stelle am Boden, die sich bis in die Wand zieht. „Vor vier Wochen hieß es auf einmal, dass der Container drei Tage gesperrt werden muss. Sie haben die Wand aufgemacht, um das Leck zu schließen, aber seitdem ist es noch viel feuchter“, klagt der Mitarbeiter.

Im Treppenhaus des Conterbaus C1 gibt es massive Feuchtigkeitsschäden in Boden und Wand.

Im Treppenhaus des Conterbaus C1 gibt es massive Feuchtigkeitsschäden in Boden und Wand.

Ihm sei zu Ohren gekommen, dass die in C1 untergebrachten Büros bald in andere Räume verlegt werden sollen. Der Dekan höchstpersönlich sei vor Kurzem durch die Gänge marschiert, und habe sich ein Bild vor Ort gemacht. „Es heißt, man will uns zentral halten. Aber es gibt keine Räume. In Zollstock befinden sich die anderen Büros der juristischen Fakultät, aber der Standort ist für die Studenten ungünstig.“

Im C1 sind etwa die Studien- und Karriereberatung der Jura (StudKBZ) untergebracht. Die Heimstätte der Büros hier ist eigentlich Bauteil 9 des Hauptgebäudes, das seit 2020 saniert wird. Zunächst war die Sanierung dieses Bereichs auf zwei Jahre geschätzt worden. Ob die Büros vor der Rückkehr ins Hauptgebäude nochmal in ein anderes Interim ziehen, ist aber nicht klar.

Nicht klar, ob die Büros vor Rückkehr ins Hauptgebäude nochmal umziehen

Der Unisprecher teilte hierzu mit, dass erst nach Abschluss der aktuellen Bausubstanz-Prüfung des Containers „Umzugsnotwendigkeiten und -planungen erarbeitet werden können.“

Derweil soll die Sanierung des gesamten Hauptgebäudes laut Unisprecher bis 2030 abgeschlossen sein. Rektor Joybrato Mukherjee hat im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ betont, dass die Pflege der „Visitenkarte der Universität“, also von Hauptgebäude und Albertus-Magnus-Platz, eine hohe Priorität habe.

Doch auch die Uni könne sich „von den Entwicklungen, wie wir sie überall auf dem Baumarkt sehen, wie Baukostenexplosion, Fachkräftemangel, in einigen Fällen auch der Konkurs oder Schlechtleistung bei Gewerken, die wir dringend brauchen“, nicht frei machen.