Blumenberg – Manchmal trifft man im Leben eine falsche Entscheidung und kann sie nur schlecht korrigieren. Hätte er vorher gewusst, dass es am Wochenende in Blumenberg keine Busverbindung gibt, hätte er sich für ein anderes Altenheim entschieden, sagt Hans Kremer. Um seinen Ärger über die schlechte Verkehrsanbindung loszuwerden, war er zur Zukunftskonferenz „Blumenberg mitgestalten“ erschienen. Der 92-Jährige wohnt seit Mai vergangenen Jahres im Lazarus-Haus an der Ernstbergstraße, zuvor hatte er mehr als 30 Jahre lang in Fühlingen gelebt. Nicht im Traum habe er sich vorstellen können, dass Blumenberg verkehrstechnisch wesentlich schlechter angebunden sein könne als Fühlingen, schließlich sei er nur innerhalb Kölns umgezogen, so Kremer.
Die Zukunftskonferenz fand im Pfarrsaal St. Katharina von Siena statt und hatte Workshopcharakter. Im Saal standen Stehtische, sogenannte „Themen-Inseln“, dort wurde diskutiert. Vorgegeben waren die drei Themenbereiche Sauberkeit und Sicherheit, Freizeitgestaltung und Infrastruktur. Wer wollte, konnte Ideen und Vorschläge sogleich an eine Pinnwand heften. Zum Schluss wurden die Ergebnisse im Plenum zusammengetragen. Es moderierte die WDR-Journalistin Anke Bruns, rund 40 Blumenberger nahmen teil.
Sein Briefwechsel mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) umfasse mittlerweile einen eigenen Aktenordner, doch die Resonanz sei gleich null gewesen, niemand habe sich für zuständig erklärt, berichtete Hans Kremer weiter. Rund 60 Euro bezahle er im Monat für das KVB-Ticket, doch könne er es nur eingeschränkt nutzen. „An 130 Tagen im Jahr wird Blumenberg nicht bedient, ich habe das extra ausgerechnet.“ Die S-Bahn sei keine Alternative wegen der steilen Rampe hinunter zum Gleis. Aufmerksam hörte Sozialraumkoordinator Benjamin Stieb zu und versprach: „Wir nehmen das Thema auf jeden Fall mit auf.“ Ohnehin kursiert derzeit im Viertel eine Unterschriftensammlung für eine Eingabe an die KVB, die Busverbindung auch am Wochenende aufrecht zu erhalten. Bis dato haben rund 750 Menschen unterschrieben.
Stieb hatte die Zukunftskonferenz im Auftrag der Stadtteilkonferenz organisiert – das ist ein Runder Tisch mit Vertretern hauptsächlich aus den Ortsvereinen und sozialen Einrichtungen. Dazu zählen unter anderem das Jugendzentrum Blu4Ju, Bezirksjugendpflege, Interessengemeinschaft (IG) Blumenberg, Kitas, Grundschule, Lazarus-Haus, der Deutsche Familienverband (DFV) sowie die städtische Wohnungsgesellschaft GAG. Die Zukunftskonferenz fand zum zweiten Mal nach 2010 statt. „Einige Themen, die wir damals schon behandelt haben, sind weiter aktuell, die wollten wir noch einmal ins Bewusstsein bringen“, sagte Stieb. Zudem habe das von der GAG durchgeführte „Nadel-Projekt“ eine gute Grundlage geliefert. Dabei erkundeten im Sommer Blumenberger bei sieben Spaziergängen ihr Veedel. Unbeliebte Orte wurden auf dem Stadtplan mit einer roten Nadel markiert, beliebte dagegen mit einer grünen.
Mal abgesehen vom Dauerbrenner Verkehrsanbindung – es fehlten Angebote für ältere Menschen, sagte Irmgard Stolpen von der IG Blumenberg. „Für Senioren gibt es hier nichts, ich wünsche mir einen Gesprächskreis und Tanzgymnastik.“ Und Ulla Bohnhardt, Blumenbergerin seit fast 30 Jahren, regte an, die Bepflanzung an der S-Bahn-Trasse von Bürgern selbst pflegen zu lassen, zur Verschönerung des Ortsbildes. Die Ergebnisse der Zukunftskonferenz werden demnächst auf einer Homepage zur Sozialraumkoordination in Blumenberg, Chorweiler und Seeberg-Nord veröffentlicht.