Die Arbeiten an zwei neuen elektronischen Stellwerken am Kölner Mediapark und in Hürth-Kalscheuren gehen in die Endphase.
ZugverkehrAb 2026 soll im Großraum Köln alles besser werden – sagt die Bahn
Es zählt zu den wichtigsten Aufgaben von Ricarda Kiehl, bei den Bahnkunden im Großraum Köln Zuversicht zu verbreiten. Verdi, Weselsky, Bauarbeiten. Wer soll da noch im Detail unterscheiden, warum mal wieder kein Zug fährt? Schon durch das Tragen der Warnweste signalisiert die Projektleiterin der Deutschen Bahn für die Modernisierung der Stellwerkstechnik im Bahnknoten Köln am Mittwoch auf dem menschenleeren Bahnsteig in Köln-West: Hier wird nicht gestreikt, hier wird malocht.
Die alten Stellwerke haben 60 Jahre und mehr auf dem Buckel
Und wie. Seit 1. März montieren Bautrupps zwischen dem Kölner Hauptbahnhof und Brühl sowie Hürth-Kalscheuren und Erftstadt neue Signale, bauen 23 Signalbrücken und Ausleger, verlegen 60 Kilometer Kabel und erneuern fünf Heizanlagen für rund 60 Weichen, damit die in harten Wintern nicht mehr einfrieren. Das alles ist ohne eine Unterbrechung des Zugverkehrs undenkbar. Außer Bauzügen fährt in diesen Abschnitten nichts mehr. Und das noch bis zum 23. März.
Das alles ist nötig, um vier alte Stellwerke, die mindestens 60 Jahre auf dem Buckel haben, durch zwei neue zu ersetzen, die statt mit elektromechanischer Relaistechnik elektronisch und Computer gesteuert arbeiten und technisch schon darauf vorbereitet sind, in Zukunft den Zugverkehr voll digitalisiert, also komplett ohne Signale zu steuern.
Alles zum Thema Deutsche Bahn
- S-Bahn Direktverbindung zwischen Bonn und dem Kölner Flughafen könnte in weite Ferne rücken
- Kreuzung Neuer Bahnknotenpunkt in Bedburg bringt Probleme für Autofahrer
- „Schlag ins Gesicht“ DB stellt Ausbaupläne für Bahnknoten Köln infrage – Was das bedeutet
- Starkregenschutz Anwohner in Scheven müssen auch drei Jahre nach der Flut weiter warten
- „Der Nahverkehr darf nicht benachteiligt werden“ Dokumentation des Offenen Briefs von go.Rheinland an den DB-Konzern
- Brückenarbeiten RB25 fährt erst ab Mai wieder bis Lüdenscheid
- Kölner Hauptbahnhof Raucher auf Zug-Toilette löst Großeinsatz der Feuerwehr aus
Umrüstung kostet rund 110 Millionen Euro
Eines dieser Stellwerke steht in der Nähe des Bahnhofs West im Mediapark, das andere in Hürth-Kalscheuren. Gesteuert wird das Ganze aus einer Zentrale in der Maybachstraße am Hansaring. Die Fahrdienstleiter dort überwachen und steuern den Zugverkehr nur noch über Monitore. Ein freier Blick auf das Gleisanlagen-Gewirr des Hauptbahnhofs ist dafür schon lange nicht mehr erforderlich. „Die Alt-Technik ist sehr störanfällig, die Ersatzteilversorgung nicht immer gewährleistet“, sagt Kiehl. Das gesamte Projekt kostet rund 110 Millionen Euro. „Durch die neue Technik erhoffen wir uns mehr Flexibilität und Stabilität bei der Zugabfolge, weniger Ausfälle und mehr Pünktlichkeit“, sagt Kiehl.
Das klingt verlockend und soll ab Ende 2025 Wirklichkeit werden, wenn der gesamte Zugverkehr im Bahnknoten Köln auf die neue Technik umgerüstet ist. Bisher ist das nur bei der S-Bahn der Fall. Was die Bahn den Pendlern im Großraum Köln vor allem Richtung Bonn bis dahin und darüber hinaus noch alles an Baustellen zumuten muss, fasst ein Bahnsprecher zusammen.
In Bad Godesberg entsteht ein weiteres neues Stellwerk, der Ausbau der S-Bahnlinie 13 läuft auf Hochtouren, die Strecken von Bonn und Köln in die Eifel sollen nach der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 elektrifiziert werden. Das sei ein „riesiges Bauprogramm, unter dem vor allem die Bonner Kunden und Fahrgäste stark leiden, weil wir entweder auf der linken oder der rechten Rheinseite irgendwo eigentlich immer bauen und die Züge umgeleitet werden oder Fahrgäste auf Busse umsteigen müssen.“ Das sei notwendig, weil man in der Vergangenheit zu wenig in Schiene investiert habe.
Nach der Umstellung Ende 2025 sind die alten Stellwerke überflüssig. Zwei davon, der Bau in Köln-Süd und das Weichenwärterhäuschen am Bahnhof West, werden abgerissen, weil sie auf Bahnanlagen stehen und nicht gefahrlos betreten werden können.
Die beiden Gebäude in Hürth und in unmittelbarer Nähe der Fußgängerbrücke, die vom Mediapark zur Inneren Kanalstraße führt, können stehenbleiben und werden wahrscheinlich über die Immobilientochter der Bahn zum Kauf angeboten. „Das Stellwerk West bietet einen großartigen Ausblick“, sagt Florian Bonn, Leiter der Stellwerksprojekte in Köln. „Leider fahren die Züge sehr nah daran vorbei. Das muss man schon mögen. Es ist in einem guten Zustand. Vielleicht gibt es den ein oder anderen Interessenten.“
Bei der Wohnungsnot in Köln ist das durchaus denkbar.