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SimulationsanlageFeuerwehrleute im Kreis Euskirchen trainieren mit Feuer, Hitze und Rauch

Lesezeit 5 Minuten
Drei Feuerwehrleute hocken in einer Brandsimulationsanlage auf dem Boden. Über ihnen sind Flammen.

Heiße Flammen, dichter Rauch: In der mit Paletten befeuerten Simulationsanlage trainieren die Feuerwehrleute unter realistischen Bedingungen.

252 Feuerwehrleute aus dem Kreis absolvieren ein hartes Programm in der für kurze Zeit in Schleiden stationierten Brandsimulationsanlage.

Dichte Rauchschwaden und der permanente Geruch von Holzfeuer: Wer vermutet hat, dass am Brandschutzzentrum des Kreises in Schleiden seit fast zwei Wochen der Weltrekord im Dauergrillen in Angriff genommen wird, der irrt. Stattdessen geht es um das Gegenteil, nämlich darum, Feuer zu bekämpfen. Zum zweiten Mal hat der Kreisfeuerwehrverband Euskirchen (KFV) die Ausbilder der Firma Delta SP aus Sulingen bei Bremen mit ihrem Trainingscontainer zum Brandschutzzentrum eingeladen. 252 Feuerwehrleute aus dem Kreis nehmen an dem Training teil.

Denn bekanntlich ist alle Theorie grau, ähnlich wie der Qualm, der regelmäßig aus dem Container quillt. Doch auch die gehört zu dem Programm, das die fünf Trainer vermitteln. Vier Stunden erfahren die Feuerwehrleute Wissenswertes über das Verhalten der Rauchgase, die Gefahr einer Durchzündung und die möglichen Taktiken.

Feuerwehrleute trainieren das richtige Öffnen von Türen

Dann wird es ernst: Die Schutzkleidung wird übergestreift, es geht in den Container. Der ist von einer niederländischen Firma ausschließlich für diesen Zweck gebaut worden. Die Ausstattung ist entsprechend spartanisch und vom Ruß tiefschwarz gefärbt. Am vorderen Ende ist eine mit einer Stahltür versehene Kammer, die wie ein Ofen mit Schamottsteinen ausgestattet ist.

Hier tobt das Feuer, das von den Trainern regelmäßig mit Holzpaletten gefüttert wird, die von den Firmen Peter Greven in Iversheim und Propet Koller in Kall bereitgestellt werden. In der Realität wäre dies das Zimmer, in dem es brennt.

Vier Feuerwehrleute in kompletter Schutzkleidung stehen vor einem Container, aus dem Rauch dringt. Dort absolvieren sie ein Training.

Noch mal kurz ans Tageslicht, dann wird es für die Teams aus verschiedenen Kommunen wieder ernst im Container.

Zahlreiche Männer und eine Frau, einige von ihnen in Feuerwehr-Uniformen, stehen vor dem Container der Brandsimulationsanlage, in dem Feuer zu sehen ist.

Das Training schauen sich neben Landrat Markus Ramers auch zahlreiche Leiter der Feuerwehren im Kreis an.

Vor der Tür hocken die Feuerwehrleute. Die Tür einfach aufreißen und hineinstürmen kommt nicht infrage. Das Öffnen der Tür ist ein Risiko für die Feuerwehrleute. Möglicherweise hat es in einem geschlossenen Raum längere Zeit gebrannt, das Feuer hat den Sauerstoff aufgezehrt, es haben sich brennbare Gase entwickelt. Wenn nun die Zimmertür unbedacht geöffnet wird und Sauerstoff plötzlich in den Raum kommt, kann es zur Rauchgasexplosion kommen – eine extrem gefährliche Situation. Die Einsatzkräfte sind in Gefahr. Der Brand kann unkontrollierbar werden.

Im Container in Schleiden ist es heiß und die Sicht ist miserabel

Umso wichtiger für die Feuerwehrleute, diese Materie nicht nur theoretisch serviert zu bekommen, sondern sie tatsächlich am eigenen Leib zu erleben. Denn im Container ist es, ähnlich wie im realen Einsatz, heiß und die Sicht wegen des Rauchs miserabel. Das unterscheidet die nun in Schleiden praktizierte Form der Brandsimulation mit Festbrennstoffen grundsätzlich von Anlagen wie der in Stockheim, die mit Gas betrieben wird.

Es ist interessant, die Veränderung im Rauch und die Schichtung zu verfolgen.
Daniel Stopa, Brandschutzzentrum

Daniel Stopa vom Brandschutzzentrum erklärt: „Hier ist wirklicher Rauch, den man riecht, wenn die Maske nicht dicht ist.“ Auch werde die Sichtscheibe durch den Ruß mit einem schwarzen Film überzogen, was in Stockheim nicht der Fall sei. „Es ist interessant, die Veränderung im Rauch und die Schichtung zu verfolgen“, so Stopa.

Dazu haben die Feuerwehrleute bei dem Training mit den Sulinger Fachleuten reichlich Gelegenheit. Das Trainingsprogramm ist auf die Bedürfnisse der Feuerwehrleute aus dem Kreis angepasst. Für diejenigen, die das Training bereits vor zwei Jahren absolviert haben, sind andere Szenarien möglich. So kann etwa durch eine Klappe in der Containerdecke das Vorgehen bei einem Kellerbrand trainiert werden.

Das Löschwasser soll möglichst sparsam eingesetzt werden

Kühlung und der Einsatz der Wärmebildkamera ist für die Sulinger Fachleute das Mittel der Wahl, um Rauchgasdurchzündungen vorzubeugen. Zur Kühlung werden etwa kurze Sprühstöße Wasser auf die heiße Decke und die heiße Tür gegeben. Doch es gelte beim Innenangriff, Wasser sparsam einzusetzen, erläuterte Tobias Kircher von Delta SP. Der in heißen Räumen entstehende Wasserdampf könne wieder eine Gefahr darstellen. Zudem gehe es darum, weitere Schäden durch Löschwasser möglichst zu vermeiden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Trainings ist das Vertrauen in die Schutzkleidung. Wenn es doch zu einer Durchzündung kommt, erfahren die Feuerwehrleute, wie gut sie durch ihre Kleidung geschützt sind. Und wie wichtig es ist, den sichereren Platz am Boden zu wählen. „Das bringen wir den Leuten bei der Ausbildung bei, doch wir sehen dann auch, dass sie bei Übungen aufrecht gehen“, so Sebastian Dietrich, stellvertretender Leiter der Hellenthaler Feuerwehr. Wer aber die Realbrandausbildung durchlaufen habe, mache das nie wieder, stellte er mit einem Augenzwinkern fest.

Feuerwehrleute aus dem Kreis Euskirchen sind begeistert

Die Situation habe er einmal vor Jahren beim Brand des Harperscheider Sägewerkes erlebt, berichtet Hellenthals Feuerwehrchef Daniel Pützer: „Da kommen plötzlich die Flammen auf dich zu.“ Doch er selbst nehme nicht an dem Trainingsprogramm teil: „Wir haben die Leute angemeldet, die wirklich im Einsatz vorne stehen und den Erstangriff machen.“

Und die sind begeistert. Schwitzend sitzt die Gruppe, die aus Weilerswister, Mechernicher und Schleidener Feuerwehrleuten zusammengestellt ist, bei der Besprechung mit ihrer Trainerin, bevor es zum nächsten Durchgang wieder in den Container geht. „Auf jeden Fall ist das gut, das muss man machen“, sagt Thomas Röttgen aus Gemünd. „Das Training sollte jeder Atemschutzgeräteträger durchlaufen“, so Dirk Forwick. Es helfe, das Verhalten des Rauches kennenzulernen.

Doch das muss auch finanziert sein. Aus zehn Kommunen im Kreis Euskirchen kamen die Teilnehmer, die Städte und Gemeinden tragen die Kosten. Doch das stelle kein Problem dar, sagt der Leiter der Mechernicher Feuerwehr, Jens Schreiber: „Da rennt man bei der Verwaltung offene Türen ein.“ „Es gibt im Rat keine Probleme bei den Haushaltsberatungen bei diesem Posten“, so die Erfahrung von Pützer.

Organisiert wird das Training vom Kreisfeuerwehrverband. Doch dass es so reibungslos abgelaufen sei, sei den Mitarbeitern des Brandschutzzentrums zu verdanken, die 252-mal die Atemluftflaschen gefüllt und dafür gesorgt haben, dass die verschmutzten Masken wieder sauber zum Gebrauch bereitstanden. „Das waren harte Tage“, sagt Markus Klinkhammer vom Brandschutzzentrum – nicht nur wegen der Mehrarbeit durch das Training, sondern auch durch die zwei Großbrände, die an den vergangenen beiden Sonntagen in Dürscheven und Scheven zu bewältigen waren.