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20 Tote auf Straßen im KreisPolizei Euskirchen startet Hinweisportal als Präventionsprojekt

Lesezeit 6 Minuten
Das Symbolfoto zeigt eine bei einem Unfall beschädigte Ampel, deren rotes Leuchtzeichen auf dem Kopf hängt. Im Hintergrund ist ein beschädigter Rettungswagen zu sehen.

Im Rahmen der Verkehrsunfallprävention hat die Polizei nun ein Hinweisportal installiert.

Über ein Hinweisportal können der Polizei im Kreis Euskirchen rücksichtslose Verkehrsteilnehmer gemeldet werden.

Die Polizei sucht den Anzeigenhauptmeister im Kreis Euskirchen? Ruft sie zu modernem Denunziantentum auf? Mitnichten. Mit der Einrichtung eines Hinweisportals, in dem rücksichtslose Verkehrsteilnehmer gemeldet werden können, startet die Polizei eine weitere Präventionsmaßnahme. „Werde zum Helden – rette Leben im Straßenverkehr“ hat die Kreispolizei dies betitelt. Griffig, aber mit sehr ernstem Hintergrund. 20 Menschen sind in diesem Jahr bereits auf den Straßen des Kreises Euskirchen gestorben – im gesamten Jahr 2023 hat die Unfallstatistik der Polizei acht Verkehrstote ausgewiesen.

Auch wenn nicht alle Unfälle derart schreckliche Folgen haben, ermittelt die Polizei häufig risikoreiches Fahren, Alkohol und Drogen als Ursache. Genau da möchte sie mit dem neuen Programm ansetzen, und das auf mehreren Ebenen.

Polizei im Kreis Euskirchen setzt auf die Kraft des sozialen Umfelds

Zum einen setzt man auf die enorme Wirkung des sozialen Umfelds, wie Martina Mensching, die Leiterin der Direktion Verkehr, erklärt. Angesprochen da sind in erster Linie Bei- und Mitfahrer – im Auto, auf dem Motorrad oder als weitere Biker in einer Gruppe. Sei etwa ein Fahrer einer Motorradgruppe gedankenlos und zu schnell unterwegs, könne der Hinweis der anderen sehr wirksam sein: „Wir wollen alle heil nach Hause kommen.“

Ihnen sagt das Bauchgefühl, dass das nicht gut ist. Sie fragen sich: Was kann ich tun?
Martina Mensching, Verkehrsdirektorin Polizei Euskirchen

Es gibt jedoch auch die Fälle, wo das soziale Umfeld nicht greift. Mensching weiß von Fällen, wo sich etwa Angehörige an die Polizei wenden, wenn die familieninternen Gespräche und Hinweise nicht fruchten. Und es gibt die, die mehrfach heftige Verstöße beobachten: Dass vielleicht jemand immer wieder zu schnell fährt, vielleicht häufiger betrunken fährt, vielleicht gar keinen Führerschein hat. „Ihnen sagt das Bauchgefühl, dass das nicht gut ist. Sie fragen sich: Was kann ich tun?“, sagt Mensching.

Ein Hinweis führt nicht sofort zu einer Anzeige und Strafe

Für diese Fälle wurde das Hinweis-Portal eingerichtet, wo derartige Beobachtungen formuliert werden können. Automatisch zu Anzeigen und Strafen führt das nicht. Es sei vielmehr der Beginn einer Kette, indem die Polizei aktiv werden kann, betont Mensching. Wie Polizei-Sprecher Franz-Küpper erklärt, werden die Hinweise in der Direktion Verkehr gesichtet und bewertet – dabei dürften offensichtlich grundloses Anschwärzen oder schlichter Blödsinn schnell herausgefiltert werden.

Und selbst ernstzunehmende Hinweise führen nicht auf direktem Weg vor den Kadi – hier hat die Polizei die Aufgabe, eine Angelegenheit mit Beweisen zu unterfüttern und gerichtsfest zu machen. Wenn es also Hinweise auf jemanden gibt, der etwa häufig alkoholisiert oder ohne Führerschein fährt, können die Besatzungen der Streifenwagen darauf ein waches Auge haben.

Aufeinander-Achten funktioniert beim „Wachsamen Nachbar“ seit Jahren

Und dann gibt es die Gefährderansprache: Das ist ein von der Polizei gerne und oft genutztes Mittel, das sie beispielsweise auch bei großangelegten Verkehrskontrollen anwendet. Dabei geht es um – manchmal auch sehr deutliche – Hinweise, aber nicht direkt um Strafen.

Auch wenn die Polizei weiß, dass sich möglicherweise der eine oder andere bemüßigt fühlt, jemanden in die Pfanne zu hauen, setzt sie vielmehr auf das Prinzip des Aufeinander-Achtens, wie es etwa seit vielen Jahren beim Programm „Wachsamer Nachbar“ bei der Einbruch-Prävention erfolgreich geschieht. Nun also auch der Bereich Verkehr: „Wenn wir damit nur einen schweren oder gar tödlichen Unfall verhindern können, ist es ein Erfolg“, sagt Küpper.

Bei Feststellungen von besonders rücksichtslosem Verkehrsverhalten, so die Polizei, können beobachtete Fahrzeuge mit Kennzeichen und Personenbeschreibung des Fahrers sowie des genauen Hergangs unter https://internetwache.polizei.nrw/ über das Hinweisportal der Polizei gemeldet werden.


20 Menschen starben 2024 im Kreis Euskirchen bei Verkehrsunfällen

18 Menschen haben dieses Jahr bereits auf den Straßen im Kreis Euskirchen ihr Leben verloren. Im gesamten Jahr 2023 weist die Unfallstatistik der Polizei acht Verkehrstote aus. Schwerpunkte, etwa mit Blick auf die Unfallorte, sind nicht auszumachen. Die Statistiker der Polizei werden die Fälle laut Sprecher Franz Küpper jedoch noch genau betrachten und analysieren, ob es Zusammenhänge gibt.

Am 14. Januar kam ein 41 Jahre alter Mann aus der Stadt Zülpich auf der L33 bei Weilerswist ums Leben. Sein Auto war frontal mit einem anderen Wagen zusammengestoßen.

Am 5. Februar wurde ein 27-jähriger Pedelec-Fahrer auf der L61 bei Mechernich von einem Auto erfasst. Er starb wenig später im Krankenhaus.

Am 11. Februar, in der Nacht zum Rosenmontag, wurden zwei junge Männer auf der L163 bei Metternich auf dem Rückweg nach einer Karnevalsparty von einem Auto erfasst. Ein 20-Jähriger starb noch an der Unfallstelle, ein 18-Jähriger wenig später im Krankenhaus.

Am 22. Februar geriet ein 68-Jähriger aus Kall auf der B51 bei Blankenheim in den Gegenverkehr und stieß dort mit einem Lkw zusammen. Er starb später im Krankenhaus.

Am 12. April kam ein 34-Jähriger ums Leben, nachdem er auf der B265 bei Wolfgarten mit einem Traktor kollidiert war.

Am 15. April prallte ein 52-Jähriger aus der Gemeinde Nörvenich auf der B265 bei Weiler in der Ebene mit seinem Auto gegen einen Baum und starb.

Am 9. Mai kam es auf der L178 bei Billig zu einer Kollision zwischen einem Auto und einem Motorrad. Die Autofahrerin (73) aus dem Kreis Borken starb an der Unfallstelle, der Motorradfahrer (59) aus der Stadt Euskirchen in der Klinik.

Am 3. Juni kam ein 20-Jähriger aus der Gemeinde Kall auf der L206 bei Keldenich bei einem Frontalzusammenstoß ums Leben.

Am 8. Juni prallten zwei Motorradfahrer auf der L165 im Bad Münstereifeler Höhengebiet zusammen. Beide Biker, ein 19-Jähriger aus Zülpich und ein 31-Jähriger aus dem Rhein-Erft-Kreis, starben.

Am 25. Juni kam ein 52 Jahre alter Mann aus der Gemeinde Weilerswist auf der K11 bei Kessenich mit seinem Dreiradroller von der Straße ab, prallte gegen einen Baum und starb.

Am 7. Juli kam ein Motorradfahrer auf der L165 bei Bad Münstereifel-Esch ums Leben.

Am 13. Juli stürzte ein 25 Jahre alter Motorradfahrer aus den Niederlanden auf der K41 zwischen Reetz und Freilingen und starb noch an der Unfallstelle.

Am 15. September ist ein 65 Jahre alter Motorradfahrer auf der B265 zwischen dem Abzweig Weißer Stein und Losheimergraben auf die Gegenfahrbahn geraten und frontal mit einem Auto zusammengestoßen und gestorben.

Am 11. Oktober wurde ein 73-jähriger Fahrradfahrer bei Udenbreth von einem Lkw erfasst und starb.

Am 15. Oktober kam ein 18 Jahre alter Autofahrer zwischen Nettersheim und Barhaus von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Er erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Am 17. Oktober wurde ein 68 Jahre alter Fahrradfahrer in Euskirchen nahe der Erlenhof-Kreuzung von einem Auto erfasst. Er starb an der Unfallstelle.

Am 29. Oktober wurde eine 93-jährige Seniorin auf der Theodor-Heuss-Straße in Weilerswist von einem Auto erfasst. Sie starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Zudem starb am 12. Januar eine 21-Jährige aus der Gemeinde Dahlem wenige Kilometer hinter der Kreisgrenze in Stadtkyll nach einer Kollision mit einem Traktor.