„7 vs. Wild“ ist das erfolgreichste deutsche Reality-Format. Mit Streaminganbieter Amazon Freevee wagt Erfinder Fritz Meinecke den nächsten Schritt.
Survival-Show erstmals auf AmazonWarum „7 vs. Wild“ Millionen Zuschauer fasziniert – und trotzdem in der Kritik steht
Mehr als 200 Millionen Aufrufe für nur wenige Folgen. Zuschauer in der sogenannten werberelevanten Zielgruppe, von der Fernsehsender nur träumen. „7 vs. Wild“ ist das erfolgreichste Reality-Format der vergangenen Jahre in Deutschland. Schon die ersten beiden Staffeln generierten eine Aufmerksamkeit, auf die Formate wie das Dschungelcamp oder die ganze Palette an RTL-Datingshows wohl neidisch blicken.
Sieben Menschen, ein verlassener Ort und nur ein Ziel: möglichst lange auf eigene Faust und ohne fremde Hilfe überleben. Ein simples Konzept mit unfassbaren Quoten – aber auch nicht frei von Kritik. Erfinder und Survival-Experte Fritz Meinecke eckt mit seinen Aussagen häufig an, Fans des Formats kritisierten im Vorfeld den Wechsel von Youtube zum werbeunterstützten Streaminganbieter Amazon Freevee. Trotzdem ist der Hype um die dritte Staffel „7 vs. Wild“ groß – warum eigentlich?
„7 vs. Wild“ Staffel drei: Amazon Freevee veröffentlicht erste Folge – Millionen Zuschauer in ersten beiden Staffeln
In den Zeiten von Lockdown, Teil-Lockdown, Isolation und Quarantäne wird „7 vs. Wild“ zum Erfolg, den selbst der damals schon auf Youtube große Fritz Meinecke nicht absehen kann. In der Isolation schauen Menschen vor dem Bildschirm anderen Menschen zu, die auch isoliert sind. Nur eben ohne Youtube, Spotify oder Netflix. Und das auch noch an Orten, die der Zuschauer in der Regel nie selbst zu sehen bekommen wird.
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Die Kandidaten fällen Bäume, filtern Wasser, suchen verzweifelt essbare Beeren in den Wäldern Schwedens oder auf einer Insel vor Panama. Wer „7 vs. Wild“ noch nie gesehen hat, der ist zu Recht zunächst skeptisch. Doch wer fünf Minuten lang Menschen dabei zusieht, wie sie mit einer GoPro-Kamera durch den Wald laufen und völlig alleine die Natur erkunden, den packt in vielen Fällen das Survival-Fieber.
„7 vs. Wild“ erzeugt „relatable Content“, wie es neudeutsch so schön heißt. Der Zuschauer fiebert sofort mit den ausgesetzten Teilnehmern mit, ist begeistert von ihren Ideen oder verzweifelt, wenn sie mit einem an der falschen Stelle aufgebautem Lager am nächsten Morgen klitschnass aufwachen. Immer mit dem Hintergedanken: „Wie würde ich damit umgehen?“ Dauerhafte Unberechenbarkeit – das macht das Konzept und den Erfolg von „7 vs. Wild“ aus.
„7 vs. Wild“: Fritz Meinecke äußert sich zu Deal mit Amazon – Kritik an Ausstrahlung über Freevee
Die Kritik, sich durch einen Deal mit Amazon Freevee zu verkaufen, spricht Fritz Meinecke kurz vor dem Start der dritten Staffel direkt an. „Freevee hat diese dritte Staffel erst möglich gemacht. Ohne Freevee würde es diese dritte Staffel nicht geben. Seid einfach fair, verbreitet keine negative Stimmung“, appelliert der Youtuber. Auf Freevee laufen die Folgen bereits seit dem 31. Oktober – auf Youtube ist die erste Folge am 29. November zu sehen.
Die treuen Zuschauer, die das Format auf Youtube groß gemacht haben, fühlen sich betrogen. Ist es verwerflich, den Schritt zu einem Streaminganbieter zu gehen? Sicherlich nicht, zumal es für Freevee kein Abo braucht, Werbeunterbrechungen gibt es dort genauso wie auf Youtube. Und Meinecke erklärte bereits zu Beginn der zweiten Staffel in Panama, dass die Kosten für das Projekt enorm seien.
Andere Reality-Formate setzen auf teils noch exzessivere Werbung. So bewirbt RTL in diversen Dschungelcamp-Prüfungen bereits seit Jahren Schokoriegel oder Chips, in Dating-Shows wird seit Kurzem mit einem eigenen Getränk geworben. „7 vs. Wild“ ist mittlerweile so groß, dass es schon lange kein Nischenformat mehr ist. Dass nicht jeder Zuschauer damit glücklich ist, ist nur logisch.
„7 vs. Wild“: Streamer „Knossi“ und „Papaplatte“ in der Wildnis
Die Unterstützung von Freevee ist in der Qualität der dritten Staffel spürbar. Es wirkt wie ein auf Hochglanz poliertes Dschungelcamp, in dem die Teilnehmer allerdings nicht von der Produktion dazu getrieben werden müssen, für Entertainment zu sorgen. Denn diese sind überwiegend über Plattformen wie Youtube oder Twitch groß geworden, wissen, wie sie alleine Zuschauer unterhalten können.
Der Streamer „Papaplatte“ etwa sagt bereits nach ein paar Minuten: „Das werden so geile Bilder“, während sein Mitstreiter Reeze in einen kleinen Waldbach fällt. Auch Teilnehmer wie Streamer und Moderator Jens „Knossi“ Knosalla oder Streamer „Trymacs“ wirken in den ersten Minuten wie aufgedreht.
Dagegen verhalten sich Meinecke oder TV-Urgestein Joey Kelly vergleichsweise ruhig, gehen bedächtig ihre Umgebung ab. Es sind auch die unterschiedlichen Herangehensweisen, die das Format für den Zuschauer so spannend machen. Worauf achten die Survival-Experten? Wie schlagen sich die Teilnehmer, die sonst nur Schreibtischstuhl und Bildschirm kennen?
„7 vs. Wild“: Belästigungsvorwürfe gegen Tierfilmer Andreas Kieling – Kandidat ausgeschlossen
Kelly muss zudem noch einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der 50-Jährige konnte nicht mit seinem eigentlichen Partner, Tierfilmer Andreas Kieling, antreten. Die Produktion hatte Kieling kurz vor dem Start aus dem Projekt geworfen, weil er sich gegenüber der Teilnehmerin Ann-Kathrin Bendixen unangemessen verhalten haben soll. Kieling soll sie bedrängt haben, bestreitet dies allerdings über seinen Anwalt.
Kelly wirkt sichtlich mitgenommen zu Beginn der ersten Folge, erklärt: „Für mich ist das hart. Ich dachte eigentlich, ich bin mit Andreas dabei.“ Stattdessen steht ihm Stuntman Jan Schlappen zur Seite. Beide kennen sich kaum, müssen sich für 14 Tage arrangieren.
Ob das funktioniert? Absolut unklar – aber genau das ist ja das Konzept von„ 7 vs. Wild.“