Hamburg – Freitagmorgen, 8 Uhr, doch kein Ton von der bekannten Tagesschaumelodie ertönt. Die ARD-Nachrichten, eigentlich eine verlässliche Größe, fielen aus.
Der NDR bestätigte Focus Online die Probleme, schwieg aber zunächst zu den Gründen. Mittlerweile ist klar: Unmittelbar vor der 8 Uhr-Sendung war eine für den Sendeablauf unverzichtbare Mitarbeiterin kollabiert. Eine ärztliche Erstversorgung im Regieraum von ARD-aktuell in Hamburg war erforderlich. „Die Kollegin wird jetzt im Krankenhaus behandelt. Wir wünschen ihr alles Gute“, erklärte Chefredakteur Kai Gniffke.Die Tagesschau um 8.30 Uhr wurde wie geplant gesendet.
Schon einmal ausgefallen
Einen Tagesschau-Ausfall gab schon einmal vor rund zehn Jahren. Damals war an einem Sonntagmorgen ein Verteiler für die öffentliche Stromversorgung in der Nähe des ARD-aktuell-Studios bei Bauarbeiten beschädigt worden. Zwei Mal schon sah es kurz so aus, als müsse die Tagesschau ausfallen. Während der Hamburger Sturmflut im Februar 1962 und während eines Warnstreiks der NDR-Techniker im Jahr 1988 stand die Sendung auf der Kippe.
Die "Tagesschau" läuft immer um 20 Uhr. Sollte im Ersten Programm etwas dagegen stehen, wie zum Beispiel eine Live-Übertragung wichtiger Ereignisse, dann kommt sie zunächst nur in den Dritten Programmen. Zeitversetzt kann dann laut NDR je nach Weltlage auch parallel und immer live eine aktualisierte "Tagesschau" aus dem Studio 2 der Redaktion "ARD aktuell" gesendet werden.
Die "Tagesschau" ist Marktführer bei den deutschen TV-Nachrichten. 2010 sahen nach ARD-Angaben 9,08 Millionen im Durchschnitt die 20-Uhr-Ausgabe (2009: 8,86 Millionen, 2008: 8,74 Millionen). Dabei werden allerdings die jeweiligen Zuschauerzahlen der Ausstrahlungen im Ersten, in den Dritten Programmen und bei 3sat sowie Phoenix zusammengezählt. Die ARD-Ausstrahlung schalteten (1.1. bis 27.12.) nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Media Control jeweils 5,35 Millionen Menschen ein (durchschnittlicher Marktanteil: 19,0 Prozent).
Am 26. Dezember 1952 lief die erste "Tagesschau" - zunächst nur drei Sendungen pro Woche: montags, mittwochs und freitags. Ab 1. Oktober 1956 kommt sie montags bis samstags, seit dem 3. September 1961 auch am Sonntag.
Ab Herbst 1959 wurde die Aktualität gesteigert mit Telefongesprächen mit Washington und Moskau. Erste Direktschaltungen nach Rom, London, Paris oder Wien waren möglich. Ab 2. Juni 1960 ermöglichte die Post (damals Bundespost) per Blitzschaltung das nahtlose Einspielen aktueller Berichte von den Rundfunkanstalten im ganzen Bundesgebiet.
Auch im Schweizer Fernsehen (SF) heißt die Nachrichtensendung "Tagesschau" (seit 1953). Die Hauptausgabe wird um 19.30 Uhr gesendet. Sie dauert länger als die normalerweise 15-minütige deutsche "Tagesschau": etwa 25 Minuten.
Dagmar Berghoff war am 16. Juni 1976 die erste Frau bei der bis dahin nur von Männern verlesenen "Tagesschau". Am 23. Juni 1976 hatte sie ihren ersten "Primetime"-Auftritt um 20.00 Uhr. Unvergessen und ein Renner bei YouTube ist ihr WC-Versprecher am 2. April 1988: Sie verlas einen Erfolg von Tennis-Star Boris Becker und machte aus dem WTC-Turnier in Dallas das "WC-T-Turnier". Sie kicherte und rang um Fassung, auch bei den Lottozahlen hielt der legendäre Lachkrampf an. Nach eigenen Worten hatte Berghoff vor der Sendung mit Redakteuren gescherzt, sie würde womöglich sagen "im WC". Kalkuliert wollte sie "Boris Becker hat im..." lesen, dann aufschauen - nur für die Kollegen - und schließlich alles richtig machen. Doch der Plan misslang.
Ein Autounfall des 2003 Drittplatzierten der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" war der "Tagesschau" im Februar 2004 eine Meldung wert. Die Redaktion bekam zahlreiche empörte Anrufe und Briefe. Sie verteidigte sich, die Nachricht sei zwar "nicht relevant", aber "interessant" gewesen. Man müsse berücksichtigen, dass sich das Nachrichtenverhalten gewandelt habe.
Der Schriftsteller zeigte im Juni 1953 viel Geduld mit der "Tagesschau". Weil die Kamera der ersten Praktikantin der Nachrichtensendung, Swenne Lauert, bei einem Interview auf dem Bahnhof Hamburg-Altona streikte, musste der medienscheue Literat gleich dreimal aus einem Zug aussteigen. (dpa)
Vor etwas mehr als sechzig Jahren, am zweiten Weihnachtsfeiertag 1952 ging die Tagesschau erstmals auf Sendung. Anfangs wurden wöchentlich drei Ausgaben gesendet. Heute werden bis zu 23 Ausgaben am Tag gesendet, in der Hauptausgabe um 20 Uhr schalten bis zu zehn Millionen Zuschauer täglich ein. Damit ist die Tagesschau die meistgesehene Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen.