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Art Cologne 2024Die Welt ist schlecht, und die Messe könnte besser sein

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Ein Besucher der Art Cologne vor einem Kunstwerk von Ekrem Yalcindag.

Ein Besucher der Art Cologne vor einem Kunstwerk von Ekrem Yalcindag.

Nach gutem Beginn flachte die Art Cologne merklich ab. Führende Galeristen vermissen die alte Internationalität der Kölner Kunstmesse.

Am Eröffnungstag der Art Cologne sahen die meisten Galeristen noch zufrieden oder wenigstens zuversichtlich aus; die Stände waren gut besucht, und die Stimmung unter den Sammlern trotzte den welthistorischen Ereignissen. Allerdings scheint die Kölner Kunstmesse in den folgenden Tagen deutlich an Schwung verloren zu haben. Jedenfalls fielen die Resümees der befragten Händler am Sonntag überwiegend verhalten aus.

Bei Karsten Greve, einem der Zugpferde der Messe, war man beispielsweise „zufrieden“, aber nach dem guten letzten Jahr offenbar etwas enttäuscht. Boisserée setzte etwas vage Hoffnungen auf einen sonntäglichen Endspurt und Freerk C. Valentien meinte: „Es könnte besser sein.“ Der Stuttgarter Händler hatte eine kleine Sammlung grafischer Blätter von Max Ernst nach Köln gebracht und davon einiges in die alte Heimat des Künstlers verkauft.

Der Trend geht anscheinend zum Nachverkauf

Thaddaeus Ropac, letzte verbliebene Megagalerie auf der Art Cologne, hatte am Freitag einen stattlichen Verkauf gemeldet, doch hing das 875.000 Euro teure Werk, „Gestern und heute“ von Georg Baselitz, gar nicht am Stand der Salzburger Galerie. Arne Ehrmann sprach von einem „Tablet-Verkauf“, den er der Kölner Messe gutschrieb und ergänzte: „Für Kölner Verhältnisse haben wir relativ gute Geschäfte gemacht.“ Für deutlich bessere Geschäfte müssten wohl einige der Weltgalerien zurückkehren, die der Art Cologne in den letzten Jahren den Rücken kehrten; selbst der gebürtige Kölner David Zwirner findet den Weg über die Rheinbrücken nicht mehr.

Ehrmann versteht seine Teilnahme in Köln als „Verbeugung vor dem deutschen Markt“ und dessen treuer Sammlerschaft. Etwas überschwänglicher klang das bei Achim Hagemeier. Der Frankfurter Händler nannte die Art Cologne „das gelobte Land“, in dem jeder „früher oder später“ seine Geschäfte mache. Auch dieses Jahr sei noch „einiges in der Pipeline“. Geradezu einen Trend zum Nachverkauf sieht Natalie Gaida von der Zander Galerie: „Abschlüsse dauern derzeit generell länger“. Erst in einer Woche könne man einen Strich unter die Messe machen. Gaida war frisch von der zeitgleich stattfindenden Paris Photo angereist, auf der Zander ebenfalls ausstellt. Das dortige Publikum sei deutlich internationaler, so Gaida, kaum eine wichtige Institution habe gefehlt.

Die geschrumpfte globale Bedeutung der Art Cologne erklärt deren Leiter Daniel Hug gebetsmühlenartig mit einem Trend zur Regionalisierung. An dieser Erklärung ist sicherlich etwas dran, sie stellt allerdings nicht alle Teilnehmer der Art Cologne zufrieden. Vergleichsweise gelassen sieht es Ebi Kohlbacher, der betonte, immer gerne nach Köln zu kommen, auch wenn es hier im oberen Preissegment etwas dünn werde: „Es ist halt nicht Maastricht.“ Seine Besucher hätten sich vor allem für die modernen Klassiker interessiert, Gustav Klimt, Egon Schiele und Alfred Kubin. An der braunen Sitzwurst von Franz West klebte dagegen kein Verkaufspunkt, dafür aber ein mit Bleistift korrigierter Titel: Aus „Der Himmel zum Teufel“ wurde „Der Himmel im Arsch“.

Beim Teufel ist die Art Cologne glücklicherweise noch lange nicht, und selbstredend fanden sich auch mehr als „zufriedene“ Galeristen. Bei Ludorff wurde schon früh einiges neu gehängt, um durch Verkäufe gerissene Lücken zu füllen, und Max Mayer lobte die von Hug vor einigen Jahren eingeführte Collaborations-Sektion, in der sich zwei Galerien einen Stand (und die Kosten) teilen. Das Konzept funktioniere weiterhin sehr gut, so Mayer, der in diesem Jahr mit Deborah Schamoni kooperierte. Gar nicht witzig fand er allerdings die bei Boisserée lancierte Idee, die Messe wieder auf fünf Tage zu verlängern. „Ich glaube, dann würde das obere Stockwerk streiken.“