Uli Hoeneß macht die Grünen für das starke Abschneiden der AfD in Bayern verantwortlich und attackiert Cem Özdemir. Der wehrt sich.
„Trinken Sie Ihren Kaffee mit Schinkenwürfeln“Cem Özdemir bezeichnet Uli Hoeneß nach Kritik als Lügner
Cem Özdemir hat auf die schweren Vorwürfe von Fußball-Manager Uli Hoeneß reagiert und diesen als Lügner bezeichnet. „Herr Hoeneß, mit Verlaub, Sie lügen“, schrieb der Grünen-Minister auf X, vormals Twitter, und bezog sich damit auf Aussagen in einem Fernsehauftritt des 71-Jährigen.
Zuvor hatte Uli Hoeneß, ehemaliger Manager des FC Bayern München, im Sonntagsstammtisch im Bayerischen Rundfunk schwere Vorwürfe gegen die Grünen erhoben, sich bei seinen Argumenten aber des Öfteren verzettelt, was auch den anderen Gästen nicht verborgen blieb.
Uli Hoeneß attackiert Cem Özdemir und Grüne in Live-Sendung des BR
Dass die AfD bei der Landtagswahl in Bayern ein derart starkes Ergebnis einfahren konnte, habe die Ampel-Regierung zu verschulden, sagte Hoeneß. Vor allem die Grünen griff der 71-Jährige explizit an. Die Grünen seien „der beste Wahlhelfer für die AfD“. Als Beispiel nannte der Ehrenpräsident des FC Bayern München dann, die Grünen hätten die Atomkraftwerke abgeschaltet.
„Atom hat Frau Merkel entschieden, nicht die Grünen“, hakte Gastgeber Hans Werner Kilz ein. Der Einwand allerdings lässt Hoeneß kalt, die drei im vergangenen Jahr abgeschalteten AKW hätte „man laufen lassen müssen“. Das habe „kein Mensch verstanden“, so Hoeneß.
Uli Hoeneß beim BR in Rage – Gäste widersprechen Ehrenpräsident des FC Bayern München wiederholt
Doch Widerstand kommt auch von ARD-Börsenexpertin Anja Kohl. „Herr Hoeneß, selbst die Energiewirtschaft will die Atomkraftwerke nicht mehr anschalten. Es ist nicht rentabel.“ Hoeneß jedoch lässt sich auch hiervon nicht von seiner Meinung abbringen, er kenne „den Chef von RWE“, und dieser – jedenfalls erweckt Hoeneß diesen Glauben – sehe das offenbar wie er.
Mit der Migrationspolitik der Grünen sei er ebenso wenig einverstanden wie mit deren „Bevormundung“, so Hoeneß weiter. Auf Nachfrage, welche Bevormundung er meine, bringt er ein Beispiel. „Wenn der Özdemir mir vorschreiben will, dass ich keinen Zucker mehr in den Kaffee tun soll…“, beginnt Hoeneß, ehe Ursula Münch, Professorin für Politikwissenschaft, einhakt.
Hoeneß kritisiert vermeintliche Bevormundung der Grünen
Sie stellt klar, dass es nie um ein Verbot von Süßigkeiten gegangen sei, sondern nur um ein Verbot von Werbung für Kinderprodukte. Doch Hoeneß – mittlerweile in Rage – ist sich sicher, dass Cem Özdemir ihm den Zucker und auch das Fleisch verbieten wolle. „Das ist nicht seine Aufgabe.“
Mit diesen Doktrinen trieben die Grünen die Wähler in die Hände der AfD. Ähnliche Narrative hatte bereits die CSU im Wahlkampf verbreitet, auch die AfD greift die angebliche Bevormundung der Grünen immer wieder auf.
Ein bisschen zu viel des Guten findet offenbar auch der von Hoeneß angesprochene Agrarminister Cem Özdemir.
Cem Özdemir bezeichnet Uli Hoeneß als Lügner, der „Fake News“ verbreite
Der Grünen-Politiker reagierte am Dienstag auf X auf die Anschuldigungen und veröffentlichte sein Statement. „Das sind Fake News. Trinken Sie Ihren Kaffee schwarz, mit Milch, Zucker, Süßstoff oder auch mit Schinkenwürfeln, wenn Sie das wollen. Oder ärgern Sie sich vielleicht nur, weil der VfB in der Tabelle vor dem FCB steht?“, so Özdemir, der einen Zwinker-Emoji beifügte.
In Hessen erreichte die AfD mit 18,4 Prozent das bisher höchste Ergebnis bei Landtagswahlen in einem westdeutschen Bundesland seit ihrem Bestehen 2013, in Bayern verbesserte sie sich von 10,2 auf 14,6 Prozent.
Am Montag sagte Markus Söder der AfD weiter den Kampf an: „Ich halte mein Kreuz hin. Also ich bin da stark genug, auch diese Demokratie zu bewahren.“ Um den bundesweiten Höhenflug der AfD zu beenden, fordert Söder vom Bund inhaltlich eine Neugestaltung des Asylrechts.
Die Grünen sehen keine Veranlassung für eine inhaltliche Kurskorrektur. Ändern müsse sich allerdings der Stil der Ampel-Regierung, die in der Öffentlichkeit oft als zerstritten wahrgenommen werde, sagte der Parteivorsitzende Omid Nouripour in Berlin.