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„Wir hoffen, Ihnen gefällt unsere Idee“Nackt, rassistisch und an Melonis Brust – „Charlie Hebdo“ provoziert Elon Musk

Lesezeit 4 Minuten
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zusammen mit Tech-Milliardär Elon Musk in Rom. Beide wurden nun von „Charlie Hebdo“ mit Spottbildern bedacht. (Archivbild)

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zusammen mit Tech-Milliardär Elon Musk in Rom. Beide wurden nun von „Charlie Hebdo“ mit Spottbildern bedacht. (Archivbild)

Die französische Satire-Zeitschrift nimmt mit Karikaturen den US-Milliardär Elon Musk aufs Korn – und zeigt dabei keine Zurückhaltung.

Am 7. Januar gedachte Frankreich der Opfer der islamistischen Anschläge in Paris von vor zehn Jahren, auch die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ war damals ein Ziel des Terroranschlags. Bei der Attacke auf die Zeitschrift sowie Angriffen auf eine Polizistin und auf einen koscheren Supermarkt in den Tagen danach waren insgesamt 17 Menschen getötet worden. Die drei Täter wurden von Sicherheitskräften erschossen.

Allein bei dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“, bei dem zwei Brüder in der Redaktion mit Kalaschnikows ein Blutbad anrichteten, kamen damals zwölf Menschen ums Leben, darunter einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs. Zuvor hatte das Blatt, das für seine blasphemischen Provokationen bekannt ist, Mohammed-Karikaturen verbreitet. Eine Woche nach dem Gedenken zeigt „Charlie Hebdo“ nun, dass es auch nach der Attacke kaum an Bissigkeit eingebüßt hat.

„Charlie Hebdo“ über Elon Musk: „Die extreme Rechte der Zukunft!“

In der aktuellen Ausgabe widmen sich die Franzosen dem amerikanischen Tech-Milliardär Elon Musk, der zuletzt vor allem damit aufgefallen ist, rechtsradikale und rechtspopulistische politische Kräfte in Europa zu unterstützen. Nun ziert der Sonderberater des designierten US-Präsidenten Donald Trump das Cover des Satiremagazins – und daneben prangt der Slogan: „Elon Musk … die extreme Rechte der Zukunft!“

„Charlie“ nimmt den Milliardär jedoch nicht nur mit der französischen Printausgabe der Zeitschrift ins Visier, sondern provozierte Musk auch auf der Plattform X, die der Amerikaner im Oktober 2022 gekauft hatte, als sie noch als „Twitter“ bekannt war. Die Redaktion veröffentlichte dort am Donnerstag zahlreiche, mitunter sehr derbe Karikaturen über Musk, bei denen der Milliardär nicht gut wegkommt.

„Charlie Hebdo“ trollt Musk: „Unsere Idee der Meinungsfreiheit“

„Hallo, Elon Musk! Wir hoffen, Ihnen gefällt unsere Idee der Meinungsfreiheit. Bitte zögern Sie nicht, uns mitzuteilen, welches Design Ihnen am besten gefällt“, schrieb die Satire-Zeitschrift zu den ersten sieben Spottbildern. Später veröffentlichte die Redaktion noch einmal sechs weitere Bilder.

„Hier ist noch eine Ladung“, schrieben die Satiriker dazu und markierten Musks X-Profil in dem Beitrag. Mehr als 2,5 Millionen Mal wurden die Karikaturen seit ihrer Veröffentlichung bei X abgerufen – und sammelten Zehntausende Likes. Am Freitagnachmittag veröffentlichte „Charlie“ schließlich noch einmal sieben weitere Karikaturen mit Darstellungen von Musk (und Donald Trump) deutlich unter der Gürtellinie.

Karikaturen zu Elon Musk: Der Milliardär an Melonis Brust

Bei den Motiven, ganz „Charlie Hebdo“, nimmt das Blatt derweil keine Gefangenen. Einige der Bilder wurden von X mit einer Jugendschutzwarnung versehen und können deshalb nicht in Artikeln eingebettet werden. Dazu gehört auch ein Bild, auf dem der Tech-Milliardär als Säugling abgebildet ist, der an der Brust der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni saugt, die finster dreinschaut und einen Hitlergruß zeigt. „Sankt Meloni mit dem kindlichen Musk“, schrieb Zeichner „Félix“ zu seinem Werk.

Auf der nächsten Zeichnung ist Musk nackt gezeichnet – sein Gehirn trägt er dabei auf der Spitze seines Penis. „Eine großartige Idee pro Minute“, steht dazu auf dem Bild. „Ich hatte eine Hirntransplantation“ liest der Betrachter zudem in einer Sprechblase.

Elon Musk mit Pömpel am Gesäß von Donald Trump

Ein anderes Motiv zeigt den Milliardär, wie er sich mit einem Pömpel am Gesäß von Donald Trump zu schaffen macht. „Musk entfesselt die Meinungsfreiheit“, steht nebendran.

Auch als Rassist zeichnete „Charlie Hebdo“ den Milliardär. Auf einem der Bilder sitzt Musk in einem Tesla Cybertruck und lässt sich von anderen Menschen im Stile früherer Kolonialherren durch einen Urwald tragen. „Musk: Herstellung von Autos für Herrenrassen“, steht daneben geschrieben.

„Charlie Hebdo“ lässt bei Musk-Karikaturen kaum Themen aus

Thematisch lässt „Charlie Hebdo“ bei den Karikaturen wenig aus: Auch Musks Abneigung gegen Transpersonen, inklusive der eigenen trans Tochter, werden ebenso thematisiert, wie „Cyberbullying“ in den sozialen Netzwerken.

Nachdem Meta-Chef Mark Zuckerberg erklärt hat, dass auch Facebook und Instagram ähnlich X auf weniger Faktenchecks und Moderation setzen wollen, ist in Frankreich eine Debatte über den Umgang mit den sozialen Netzwerken entbrannt.

Musk, der im Stundentakt Beiträge auf X verfasst, dürfte die Bilderserie wohl bemerkt haben, eine Reaktion auf die Karikaturen gab es von dem Milliardär, der „Charlie Hebdo“ wohl ebenfalls zu den von ihm verhassten „Mainstreammedien“ zählen dürfte, bisher jedoch nicht. Der Trump-Berater schrieb lieber Beiträge über sein SpaceX „Starship“ - und arbeitete sich weiter an einem seiner größten Feindbilder ab. „Die New York Times ist böse Propaganda“, verkündete der Milliardär.

Der Artikel wurde nach der Veröffentlichung weiterer Karikaturen aktualisiert.