„Der Bachelor“, „Shopping-Queen“, „Tatort“So aufwendig sind TV-Drehs in Corona-Zeiten
- Viele beliebte TV-Formate wie „Goodbye Deutschland“, „Der Bachelor“ oder „Das perfekte Dinner“ werden auch während der Corona-Pandemie produziert.
- Damit das überhaupt sicher gelingen kann, musste die ganze Produktion umgestellt werden – ein großer Aufwand, der auch nicht für jedes Format umgesetzt werden konnte.
- Die Kandidatinnen des „Bachelor“ sehen sogar einen Vorteil in der Corona-Produktion.
Köln – Egal ob am Ballermann oder am Rhein: Die Corona-Pandemie macht vor nichts und niemandem Halt. Wie das für deutsche Auswanderer konkret aussieht, können Fernsehzuschauer bei „Goodbye Deutschland“ beobachten: Geschlossene Cafés und Restaurants, Sorgen um die eigene Existenz, Überlegungen wieder zurück nach Deutschland zu fliegen – für manche Auswanderer beendet das Coronavirus den Traum vom Leben am Strand.
Dass die Sendung weiter läuft, liegt daran, dass die Produktion der beliebten Fernsehreihe des Kölner Senders VOX auch unter Corona-Bedingungen weiterläuft. Damit das klappt, setzt der Sender häufig vor Ort ansässige Redakteure und kleine Kamerateams ein. Deren Material wird für die Sendung mit selbst gedrehten Handy-Videos der Auswanderer oder aufgezeichneten Video-Interviews ergänzt.
Mehr Autos, weniger Insassen
Für Sven Mostegl, Bäcker-Auswanderer in Dubai, machen die Corona-Bedingungen aber keinen großen Unterschied zu vorher. „Das Team hat morgens beim Frühstück gefragt, ob es neue Regeln gibt, an die wir uns halten müssen – und das haben wir dann natürlich auch je nach dem umgesetzt“, erzählt er am Telefon. Ab und an hätten sie mit mehreren Autos fahren müssen, weil nur wenige Insassen pro Fahrzeug erlaubt waren. Caroline Robens, die auf Mallorca mit ihrem Mann Andreas Fitnessstudio und Restaurant betreibt, beklagt jedoch die Eingeschränktheit. „Weder wir, noch die Drehteams können einfach mal eben so fliegen, was natürlich viele Drehs unmöglich macht oder zumindest sehr verkompliziert“, so die Bodybuilderin. Das nerve einfach. „Und viel gibt es natürlich auch nicht zu drehen, da man viel ja gar nicht machen kann. Unser aller Alltag ist ja gerade sehr eingeschränkt“. Trotzdem freue sie sich, dass „Goodbye Deutschland“ trotzdem weitergehe – ein wenig Abwechslung sei immer gut.
Ähnlich sieht es bei anderen VOX-Formaten aus, wie Julia Kikillis, Sprecherin des Senders, mitteilt: „Beim ,perfekten Dinner’ und der ,Shopping Queen’ konnten die Dreharbeiten nach einer kurzen Pause Ende Mai/Anfang Juni wieder aufgenommen werden.“ Das Wichtigste sei der Schutz der Gesundheit aller am Dreh Beteiligten. Deshalb seien alle Maßnahmen immer den geltenden Bestimmungen angepasst worden.
Testen, testen, testen
Für die Koch-Sendung „Das perfekte Dinner“ konkret heißt das: Vor der Kamera sehen die Zuschauer wie die Hobby-Köche ihr Essen mit Maske und Handschuhen servieren, Dinner-Gäste unterhalten sich durch Plexiglas-Scheiben und der Abstand muss ebenfalls ständig gewahrt sein. „Seit Ende letzten Jahres werden unsere Hobbyköche unter strenger Kontrolle einer Health&Care-Managerin vor und während der Dreharbeiten regelmäßig auf das Coronavirus getestet“, ergänzt die VOX-Sprecherin. Hinter der Kamera gelten natürlich ebenfalls Maskenpflicht und Abstandsregeln sowie das Einhalten von Lüftungspausen.
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Damit eine Sendung überhaupt stattfinden kann, hat RTL einen besonders hohen Aufwand betrieben: Für die Produktion von „Der Bachelor“ wurde ein konkretes Hygienekonzept erarbeitet, das vorsieht, dass alle Protagonisten und Mitarbeiter, die mit dem Bachelor und den Kandidatinnen in Kontakt sind, auf Covid-19 getestet und sich nach negativem Testergebnis in eine fünftätige „Schutzzeit mit Kontaktreduzierung begeben“, wie RTL-Pressesprecher Claus Richter mitteilt.
„Nach Ablauf dieser Schutzzeit wurden alle erneut getestet.“ Erst dann begannen die Dreharbeiten. Nur mit diesem Konzept konnten der Bachelor und die Kandidatinnen ohne Maske agieren. Neben FFP2-Maskenpflicht für das Team und den sonst gängigen Hygienemaßnahmen gab es für alle zusätzlich zwei Mal pro Woche Corona-Tests.
Sicherer als im privaten Umfeld gefühlt
Für die Kandidatinnen der aktuellen Bachelor-Staffel bedeutete das aber auch ein Verzicht auf exklusive Sonnenorte, an denen sie sonst den begehrten Junggesellen gedatet hätten. Für manche Kandidaten war das aber nicht so schlimm. „Ganz im Gegenteil“, sagt Kandidatin Denise. „Hier wohnt man ja auch und hat vorher schon normal gedatet.“ Daher sei es ihr sogar ganz lieb gewesen, dass in bekannten Gefilden gedreht wurde. „Mit den Corona-Maßnahmen habe ich mich sehr sicher gefühlt“, so Denise. „Ich habe mir da gar keine Sorgen gemacht, habe mich in der Zeit dort sogar noch viel sicherer und geschützter gefühlt als in meinem privaten Umfeld.“
Bei der Quizshow „Wer wird Millionär“ sieht das Hygienekonzept hingegen eine Registrierung inklusive Gesundheitsfragebogen bei Ankunft im Studio vor, aber auch einen Antigen-Schnelltest für Kandidaten und Interviewpartner. Zudem gibt es Spuckschutz-Wände in engen Arbeitsbereichen des Produktionsteams, Türklinken werden regelmäßig desinfiziert und das Catering in Gruppen eingeteilt. Das Produktionsteam hat zudem getrennte Laufwege, ist sowieso dezimiert und trägt während der kompletten Aufzeichnung FFP2-Masken.
Kein „Domino Day“ wegen Corona
Solch aufwändige Konzepte konnten bei RTL aber nicht für alle Formate umgesetzt werden. „,Die Passion’ konnten wir als großes Open-Air-Event mit vielen Zuschauern nicht realisieren“, berichtet Claus Richter. „Ebenso haben wir den ,Domino Day’ verschoben. Fiktionale Produktionen mit Massenszenen werden wir schieben und hoffentlich in diesem Jahr noch drehen können.“
Ähnlich sieht es beim öffentlich-rechtlichen Sender WDR aus, der nach dem Ende des ersten Lockdowns im Frühjahr die Produktion von fiktionalen Programmen wieder aufgenommen hat – unter strengen Hygienemaßnahmen. „Alle Beteiligten, die Produzenten, aber auch die Schauspielerinnen, Schauspieler und Teams haben sich dabei sehr konstruktiv gezeigt und für alle Herausforderungen schnell gute Lösungen gefunden“, lobt Alexander Bickel, Leiter des Bereichs Fernsehfilm, Kino und Serie seine Kolleginnen und Kollegen. So konnten im Laufe des Jahre auch einige verschobene Produktionen nachgeholt werden, lediglich im Kino-Bereich warten die Teams noch.
Unsichtbare Kamera-Tricks
Um aber überhaupt drehen zu können, testet auch der WDR „früh und umfangreich“ auf Coronainfektionen, misst regelmäßig die Körpertemperatur der Darsteller und des Set-Teams. „Standard“, wie es Bickel ausdrückt, genauso wie Quarantäne-Regelungen vor Produktionsbeginn. „Gedreht wird auf Abstand und mit cleveren Maßnahmen wie für die Kamera unsichtbare Plexiglasscheiben zwischen den Darsteller*innen.“
So können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer wie gewohnt auf ihren „Tatort“ und ihre Lieblingsserien freuen – trotz Corona-Pandemie. Dass die übrigens meist nur am Rande im Film thematisiert wird, liege daran, dass die Drehbücher noch vor Ausbruch des Coronavirus geschrieben wurden, erklärt Bickel.
Shopping nicht möglich
Wer derzeit aber immer noch in einer Zwangspause steckt ist Designer und Modeexperte Guido Maria Kretschmer mit seiner „Shopping Queen“. Im Sommer war das Drehen noch möglich – die Geschäfte waren geöffnet. Das Hygienekonzept sah zu diesem Zeitpunkt ausreichend Abstand zum Produktionsteam und den Kandidatinnen vor – Küsschen waren tabu. In den Läden zogen die Frauen entweder Maske oder Face Shield über, das während der damaligen Produktion noch als Schutz geduldet war. Um auf genügend Abstand zu achten, trafen die Kandidatinnen auch nicht mehr in ihren privaten Wohnungen aufeinander, sondern im Studio.
„Außerdem stylen sich unsere ,Shopping Queens’ inzwischen selbst, um gesichtsnahe Kontakte zu vermeiden“, ergänzt Julia Kikillis. Zusammen mit ihren Shoppingbegleitungen durften sie auch nicht mehr im pinken Bus fahren, sondern trafen sich erst vor dem Geschäft. „Dass diese Regeln eingehalten werden, wird von einem Hygienebeauftragten überwacht“, so die VOX-Sprecherin. Bisher soll es funktioniert haben – dem Sender sei keine Corona-Infektion durch die Produktion bekannt.