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Deutscher Fensehpreis 2018Kein Schwein schaut uns zu

Lesezeit 3 Minuten
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Moderatorin Barbara Schöneberger bei der Verleihung des 19. Deutschen Fernsehpreises im Kölner Palladium. 

Stell dir vor, es ist Deutscher Fernsehpreis, und keiner bekommt es mit. Nachdem die Auszeichnung in den vergangenen zwei Jahren nur in wenigen Ausschnitten den Weg zum Zuschauer gefunden hatte, wurde er dieses Jahr gleich ganz unter Ausschluss der Öffentlichkeit verliehen.

„Kein Schwein schaut uns zu, keine Sau interessiert sich für uns“, sang Moderatorin Barbara Schöneberger dann auch gleich zu Beginn. Die 43-Jährige konnte einem fast ein bisschen leidtun, denn nach drei Jahren Fernsehpreis ohne Fernsehen sind alle Witze über diesen Irrsinn längst gemacht.

Es ist aber auch kaum zu verstehen: Einer der größten Fernsehmärkte der Welt traut seinem eigenen Produkt so wenig, dass er es seinen Konsumenten lieber vorenthält.

Stimmung im Kölner Palladium: Trotz der Verleihung gut

Als Branchenevent wird es von den Stiftern, den vier großen Sendern, nun verkauft. Als solches funktioniert es sogar. Die Stimmung im Kölner Palladium, wo der Preis nach zwei Verleihungen in Düsseldorf dieses Jahr erstmals stattfand (Schöneberger: „Im letzten Jahr waren wir in einer Mehrzweckhalle in Düsseldorf, heute sind wir in einer Lagerhalle in Köln“) war bei Rinderfilet und Wildkräutersalat gut. Allerdings hatte man phasenweise das Gefühl: nicht wegen, sondern trotz der Verleihung.

Bei der stimmte nämlich fast nichts. Schöneberger moderierte das Ganze sehr routiniert, vielleicht fast ein bisschen zu routiniert weg. Ihr konnte man dennoch keinen Vorwurf machen. Ansonsten passte wenig beim dieses Jahr von Sat.1 ausgerichteten Preis. Der Ton im Saal war eine Katastrophe, die Preisträger oft kaum zu verstehen. Es gab keine Laudatoren, Schöneberger vergab alle Ehrungen im Eiltempo.

„Babylon Berlin“ und „4 Blocks“ sind die Gewinner des Abends

Nicht mal der Macht der Bilder schien man zu trauen. Nur zu den übergeordneten Kategorien (etwa Fiktion, Information) gab es kurze Filme, zu den einzelnen Kategorien nicht. Da wurden flugs die Namen der Nominierten vorgelesen, Schöneberger verkündete den Gewinner, der sprach drei Worte und war schon wieder weg.

Oder er war gar nicht erst da. So stand die Moderatorin mit der Auszeichnung für die beste Sportsendung (Boris Becker und Matthias Stach für ihre Kommentare bei den US Open bei Eurosport) ziemlich verloren auf die Bühne, weil sich niemand fand, der für die abwesenden Gewinner den Preis entgegennehmen wollte.

Neben einigen fragwürdigen Entscheidungen („Luke – Die Woche und ich“ gewann gegen das „Neo Magazin Royale“, RTL 2 macht nun angeblich die beste Information mit „Endlich Klartext“, die beste Comedy ist laut Jury „Magda macht das schon“) wurde auch vieles ausgezeichnet, das ein bisschen Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Darunter die großen Gewinner des Abends „Babylon Berlin“ (ARD, Sky) mit vier Preisen und „4 Blocks“ (TNT Serie) mit drei Ehrungen.

Und auch die Drehbuchautoren, die im Vorfeld eine große Diskussion ausgelöst hatten, weil sie völlig zu Recht dagegen protestiert hatten, dass man sie nicht eingeladen hatte, hätten es verdient gehabt. Die Stifter hatten zwar rasch eingelenkt und die nominierten Autoren eingeladen, die hatten aber im Vorfeld der Verleihung bei einem Pressegespräch des Verbands Deutscher Drehbuchautoren extra noch einmal darauf hingewiesen, dass der Kampf für mehr Anerkennung und Mitbestimmung gerade erst begonnen habe.

Als zum Ende der gut zweistündigen Verleihung der Geräuschpegel an den Tischen schon so hoch war, dass man von dem, was auf der Bühne geschah, kaum noch etwas mitbekam, gab es dann doch nochmal so etwas wie feierliche Stimmung.

Der Ehrenpreis der Stifter ging an Thomas Gottschalk, den Joko Winterscheidt in seiner Laudatio als letzten großen Entertainer des Landes bezeichnete. Gottschalk nahm den Preis, in Anspielung an die Ablehnung durch Marcel Reich-Ranicki vor etlichen Jahren, dankend an. Und das wollte nach dieser Preisverleihung wirklich etwas heißen.