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Streaming-TippHilary Swank als Reporterin auf Mördersuche in Alaska

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Reporterinnen sitzen an einem Tisch.

Eileen (Hilary Swank, links) arbeitet mit der indigenen Reporterin Roz (Grace Dove) zusammen, um die Hintergründe eines Mordes zu recherchieren.

Als furchtlose Reporterin versucht Hilary Swank in „Alaska Daily“ auf „Disney+“ den Mord an einer indigenen Frau in Alaska aufzuklären. Sie entdeckt, dass dieses Opfer bei weitem nicht das einzige ist.

Es gibt sie tatsächlich noch: Serien, die in erster Linie für das US-amerikanische Fernsehen produziert werden, also eben nicht für Netflix, Apple oder Amazon Prime. „Alaska Daily“ läuft in den USA bei ABC, und wird hierzulande bei „Disney+“ in der Star-Rubrik gezeigt. Ein Teil des modernen Fernseh-Kosmos wird die Serie dadurch also doch. Dabei ist „Alaska Daily“ eine klassische Helden-Geschichte, mit Protagonisten, die in einer sich wandelnden Welt mit neuen Problemen und alten Vorstellungen klarkommen müssen. Wie der Titel vermuten lässt, steht der Journalismus im Fokus. Die lokale Berichterstattung, um ganz genau zu sein.

Alter Wegbegleiter lockt die Star-Journalistin in die Provinz nach Alaska

Eileen Fitzgerald (Hilary Swank) ist eine investigative Journalistin, die soeben in New York ihren Job verloren hat, weil sie über einen hochrangigen Militär-Offizier eine Story recherchierte, die dieser nicht abgedruckt haben wollte. Aus politischen Gründen musste sie ihren Schreibtisch räumen und arbeitet seitdem an einem Buch über dieselbe Geschichte. Eines Tages trifft sie einen alten Wegbegleiter, der ihr kurzerhand einen Job anbietet. Sie soll für „The Daily Alaskan“ eine Story über einen Mord an einer indigenen Frau recherchieren. Nach kurzem Zögern lässt sie sich auf das Abenteuer ein und sitzt kurze Zeit später im Flieger nach Alaska.

Auf ihrem Flug über rund 6000 Kilometer hat die junge Journalistin natürlich Gelegenheit zu recherchieren, auf was sie sich da eigentlich einlässt. Ein Foto des Redaktionsgebäudes, welches einen großzügigen Glaspalast zeigt, lässt sie etwas beruhigter die Reise genießen. Vor Ort muss sie dann allerdings feststellen, dass das Foto aus dem Internet nicht die aktuellen Gegebenheiten widerspiegelt. Auch „The Daily Alaskan“ hat seine besten Zeiten bereits erlebt und sich ordentlich verkleinern müssen. Die Redaktion ist Teil einer kleinen Einkaufsstraße und besteht nur noch aus rund 20 Journalisten, mit wenig jungem Blut und vielen älteren Kollegen, die nur mit einem Auge auf Klickzahlen schauen.

Zwei Journalisten an einem Schreibtisch in einem Newsroom.

Ihr neuer Arbeitsplatz liegt mitten in einer Einkaufstraße und der Newsroom ist doch eher klein. Das hatte sich Eileen ganz anders vorgestellt.

Auch wenn es der Serie dadurch gelingt, aktuellen Lokaljournalismus recht gut abzubilden, geht es ihr darum, die immer noch vorhandene Romantik des Berufsbildes zu schildern. Die Morduntersuchungen der Journalisten bilden dabei den Rahmen, während kürzere Geschichten die Schwerpunkte der einzelnen Episoden bilden. So entdeckt einer der jüngeren Kollegen bei seiner Recherche einen möglichen Terroristen. Dabei sollte er eigentlich nur über den Kohl-Wettbewerb beim jährlichen Stadtfest berichten.

Zwei Journalisten stehen in einem Newsroom.

Eileen hilft einem jungen Kollegen bei der Recherche zu seiner ersten Geschichte.

Für Eileen keine Besonderheit. Auch als sie nach einer Story eine Gewehrkugel per Post erhält, ist sie nicht aus der Fassung zu bringen. Als ausgebildete Großstadt-Journalistin ist sie einiges gewöhnt. Etwas pikiert ist sie dagegen, als der neue Chef ihr Roz (Grace Dove) an die Seite stellt. Eine indigene Reporterin, die davon ebenfalls nicht begeistert ist. Das ungleiche Team macht sich aber gleich an die Arbeit und trifft als Erstes die Mutter des getöteten Mädchens. Hier muss Eileen feststellen, dass diese Art des lokalen Journalismus auch eine persönliche Note mit sich bringen kann, die nicht immer ganz leicht abzuschütteln ist.

Schnell entwickelt sich ein vielschichtiger Handlungsstrang, der an eine wahre Geschichte angelehnt ist. Kyle Hopkins, Reporter der „Anchorage Daily News“, berichtete über das Verschwinden von zahlreichen indigenen Frauen in der Region und das tatenlose Zusehen der örtlichen Polizei. 2020 erhielt er dafür den Pulitzer-Preis.

Sympathische Figuren und eine große Portion Romantik

„Alaska Daily“ und vor allem Hilary Swank als Eileen gehen sehr respektvoll mit dieser Geschichte um. Swank ist in jeder Szene fokussiert und gibt eine Performance ab, die ähnlich gut ist, wie die bei ihrem Oscar-Gewinn für „Million Dollar Baby“. Auch die übrigen Darsteller können überzeugen, weshalb „Alaska Daily“ etwas aus der Zeit gefallen scheint, aber über alles verfügt, was eine gute TV-Produktion auszeichnet. Eine interessante, auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte, sympathische Figuren, die von guten Schauspielern verkörpert werden, und eine große Portion Romantik, die einmal nicht als Liebesgeschichte daher kommt.

„Alaska Daily“ läuft bei „Disney+“ ab Aschermittwoch unter der „Star“-Kachel in wöchentlichen Folgen. Dies ist dem ungewöhnlichen Umstand geschuldet, dass die Serie in den USA nur bis November lief und mit Folge sieben erst im März fortgesetzt wird. Bleibt zu hoffen, dass „Disney+“ hierzulande nicht eine ähnlich lange Pause einlegt. Dafür ist die Geschichte der Großstadtjournalistin in der kalten Provinz nämlich viel zu spannend.