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iPod-Produktion eingestelltAb jetzt ist Musik nichts Besonderes mehr

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iPods aus der Sammlung Karl Lagerfelds, die in Köln versteigert wurde.

Cupertino – 1. Juli 1979 war die Welt eine andere geworden, oder, genau gesagt, viele andere: Der japanische Elektronikkonzern Sony hatte seinen Walkman auf den Markt gebracht. Fortan konnte man mit seinem eigenen Soundtrack durch die Welt gehen. Der öffentliche Raum wurde zum privaten Film. Der Walkman-Hörer outete sich als Geheimnisträger, welcher Musik er lauschte und wie er mit ihr seine Welt wahrnahm, vermochte kein Außenstehender zu sagen.

Die Auswahl erforderte einiges an Vorausplanung: Welche Musikkassette sollte welchen Gang begleiten? Hatte man an die Ersatzbatterien gedacht? Als dem Walk- der Discman folgte, hatte sich außer der Klangqualität nicht viel geändert. Jetzt musste man eben CDs auf seinen Ausflügen mitschleppen, die waren nicht weniger unhandlich.

Erst als Steve Jobs am 23. Oktober 2001 in Cupertino der staunenden Welt den iPod präsentierte, veränderte sich das öffentliche Hörerlebnis noch einmal grundsätzlich. „1000 Songs in Deiner Tasche“, lautet das Versprechen des Apple-Chefs. So viele MP3-Dateien konnte die 5-Gigabyte-Festplatte des formschönen Gerätes fassen. Da hätte man schon eine ganze Menge Kassetten in seinem Rucksack tragen müssen.

Jetzt hat Apple das Produktionsende seines letzten iPod-Modells, des iPod touch, verkündet.

Das war absehbar. Im vergangenen Jahr, weiß die „New York Times“, hat Apple drei Millionen iPods verkauft – und rund 250 Millionen iPhones. Erstaunlich ist dabei nur, dass sich im Jahr 2021 überhaupt noch drei Millionen iPod-Käufer fanden.

Aber was war eigentlich so revolutionär am iPod? Schließlich hat Apple den MP3-Player nicht erfunden. Der Konzern hat noch nicht einmal die beiden wichtigsten Bestandteile des iPods entwickelt: Das Mini-Festplatten-Laufwerk stammte von Toshiba, das Musik-Verwaltungsprogramm iTunes von einer Firma, die Apple 2000 aufgekauft hatte.

Clickwheel und Shuffle machten den Unterschied

Steve Jobs große Kunst bestand in der Zusammenführung bereits existierender Komponenten zu einem formschönen, ultrafunktionalen Ganzen. Frühere MP3-Player orientierten sich in der Bedienung noch am Walkman. Jobs erkannte, dass gerade die Anwählbarkeit und Austauschbarkeit von Dateien den Unterschied machte.

Der haptisch äußerst befriedigende Clickwheel und die Shuffle-Funktion betonten genau diese Vorteile: Wo Kassetten und CDs noch eine bestimmte Abfolge von Musikstücken nahelegte, bestimmte fortan der Hörer, was er wo zu welchem Moment abspielen wollte.

Musik als Schmiermittel für Macintosh-Computer

Ursprünglich sollte das Schmiermittel Musik mehr Kunden an Apples Macintosh-Computer binden, die damals gegenüber dem Windows PC ein Nischendasein fristeten. Jobs schwebte ein geschlossenes System vor: iTunes funktionierte nur auf Apple-Computern. Die Musikindustrie, von Musiktauschbörsen wie Napster bedrängt, hatte zähneknirschend dem Preis von 99 Cent pro heruntergeladenem Song zugestimmt.

Doch erst als Apple den vergleichsweise günstigen iPod Mini herausbrachte und kurz darauf iTunes auch für Windows-User zugänglich machte, explodierten die Verkäufe und kleine weiße In-Ear-Kopfhörer wurden zum Zeichen der Zugehörigkeit.

Fast zur gleichen Zeit brachte Motorola das erste Mobiltelefon heraus, das sich mit iTunes synchronisieren ließ. Unglücklich darüber, dass nun eine Fremdfirma mit völlig anderen Designvorstellungen zu Apples Produktpalette gehörte, trieb Jobs die Entwicklung eines eigenen Smartphones voran.

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Der Rest ist Geschichte: Apple stieg zur Weltmacht auf. Der iPod jedoch verschwand im iPhone, iTunes diente als Vorbild für den heutigen App-Store. Das bedeutete auch, dass Musik vom Hauptanreiz zu einer von vielen Unterfunktionen herabgestuft wurde. Den endgültigen Todesstoß für den iPod aber führte Spotify aus. Mit dem Siegeszug des schwedischen Streamingdienstes war iTunes obsolet geworden. Wozu sollte man sich noch einzelne Dateien kaufen, wenn man für 10 Dollar im Monat Zugriff auf Millionen Songs haben kann?

Im Walkman konnte man rund 20 Songs mit sich herumtragen und wer vorher mühsam ein Mixtape zusammengestellt hatte, bestimmte auch die Auswahl. Der erste iPod fasste rund 1000 Tracks, die sich beliebiger Reihenfolge abspielen ließen.

Unvorstellbare Wahlmöglichkeiten

Jetzt hat der mobile Hörer im Augenblick Zugriff auf große Teile des Gesamtkatalogs aufgenommener Musik, ein Reichtum an Wahlmöglichkeiten, der 1979 unvorstellbar erschien. Und dennoch ist die Spotify- oder die Apple-Music-App nur jeweils eine unter vielen Anwendungen auf dem Smartphone.

So wie der iPod in die Zukunft wies, war er zugleich der letzte seiner Art: Ein Gerät, das keine andere Funktion hatte, als die Musik abzuspielen, das ihr Ausschließlichkeitsstatus zusprach. Den hat sie nun endgültig, unwiederbringlich verloren.