Filmklassiker aus der Weimarer RepublikDas bietet der neue Streaming-Dienst LaCinetek
Köln – Im Jahre 2013 erkannten drei Filmregisseure und ein Filmbewahrer im Zuge eines Gesprächs, dass es für Filme, die als Kulturgut zu begreifen sind, bislang noch kein legales Angebot im Internet gibt. Aus diesem Denkanstoß heraus entstand LaCinetek als erste europäische Online-Bibliothek für Filmkunst. Um ein entsprechendes Angebot aufzubauen, befragte man internationale Filmschaffende, eine Liste mit jeweils 50 für sie relevanten Titeln einzureichen. Nach aktuellem Stand liegen 111 solcher Listen vor, erstellt von Altgrößen (Scorsese, Wenders) und internationalen Arthouse-Filmenden, von Maren Ade bis zum koreanischen Oscar-Preisträger Bong Joon Ho.
LaCinetek bietet jetzt auch Filme aus der Zeit der Weimarer Republik
Zudem werden über eigens kuratierte Reihen „Verborgene Filmschätze“ aus dem Fundus von sechs französischen Institutionen und der Deutschen Kinemathek erstmalig in öffentlichem Rahmen wieder sichtbar gemacht. Sechs solcher Titel finden sich auch im aktuellen Programm „Seeing Weimar“, wo es ab sofort 26 Filme zu sehen gibt, die zwischen 1919 und 1933 entstanden.
Das Spektrum reicht von der gepfefferten Gesellschaftskomödie über den expressionistischen Gruselfilm zu Kriminalfilmen mit phantastischem Einschlag. Es gibt Großproduktionen mit überbordendem Trickaufwand, den nüchternen Blick auf Alltagsleben in der Neuen Sachlichkeit, aber auch den dokumentarischen Exotikfilm europäischer Prägung.
Klassiker von Fritz Lang, F.W. Murnau und G.W. Pabst
Diese bunte Palette aus den 20er Jahren findet ihre Entsprechung in den frühen Tonfilmen, in denen Musik als experimentell genutztes Ausdrucksmittel für in der gegebenen Auswahl bevorzugt dramatische Stimmungslagen erobert wurde. In der Liste der Titel finden sich Werke von Fritz Lang (u.a. Dr. Mabuse, der Spieler; Metropolis; Spione; M – Eine Stadt sucht einen Mörder), F.W. Murnau (Nosferatu, eine Symphonie des Grauens, Der letzte Mann, Faust – eine deutsche Volkssage, Tabu) und G.W. Pabst (Die freudlose Gasse, Die Büchse der Pandora, Die 3 Groschen-Oper; Westfront 1918; Kameradschaft) und allerlei Großtaten von „Das Cabinet des Dr. Caligari“ über „Menschen am Sonntag“, „Ariane“ und „Der blaue Engel“ bis zum auf Bali angesiedelten, frisch restaurierten Exotikdrama „Insel der Dämonen“, das im Februar 1933 uraufgeführt wurde.
Auffällig an der Auswahl ist es, dass bis auf zwei Filme von Ernst Lubitsch (Die Austernprinzessin, Die Bergkatze) keine dezidiert fröhlichen oder komödiantischen Stoffe berücksichtigt wurden. Filmkunst ist eben auch im internationalen Austausch zuvorderst eine ernste Sache.
Streaming-Plattform für bedeutsame Filme des 20. Jahrhunderts
Das Ziel von LaCinetek ist es, cineastische Leidenschaft zu vermitteln. Derzeit sind bereits über 850 bedeutsame Filme des 20. Jahrhunderts im Katalog, darunter über 600, die zuvor nicht als Video-on-Demand zur Verfügung standen. Damit erfüllt LaCinetek eine Aufgabe, der sich hierzulande bis in die 80er Jahre das öffentlich-rechtlichen Fernsehen stellte, eben Filme (auch in eigens kuratierten Reihen) vorzustellen und erfahrbar zu machen. Die Website selbst ist frei zugänglich, es können sämtliche Filmlisten der beteiligten Filmschaffenden durchgesehen und zur Diskussion gestellt werden.
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Filme können ab 2,99€ für zwei Tage ausgeliehen und dabei als Stream oder auf einem speziell dafür herunterzuladenden Digitalplayer angeschaut werden. Ab 7,99€ sind Filme auch käuflich erwerbbar, allerdings erwirbt man keine DVD, sondern eine Datei, die in der Folge zwar beliebig oft im Stream oder auf dem zur Verfügung gestellten Player gesichtet werden kann, ein Download der Datei auf den eigenen Computer ist aus Gründen des Copyrightschutzes nicht möglich. Die praktische Umsetzung all dessen ist auch für Laien leicht verständlich erklärt.