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Streaming-TippIn der Sky-Serie „Funny Woman“ wird eine Schönheitskönigin zur Komikerin

Lesezeit 4 Minuten
Gemma Arterton steht mit Bananen in der Hand in einem Fernsehstudio

Gemma Arterton ist Barbara Parker, der es in „Funny Woman“ gelingt, ihren Lebenstraum zu verwirklichen.

Gemma Arterton spielt in der neuen Sky-Serie „Funny Woman“ eine Frau aus der englischen Provinz, die sich als Fernseh-Komikerin ihren Lebenstraum erfüllen will.

Es sind die „Swinging Sixties“, in denen die neue Sky-Serie „Funny Woman“ spielt. Allerdings hat sich diese Tatsache noch nicht bis in das provinzielle Blackpool herumgesprochen. Hier ist noch alles beim alten, auch was klassische Geschlechterrollen angeht. Aus so einer möchte Barbara Parker (Gemma Arterton) unbedingt ausbrechen. Dazu bedient sie sich einer Frauenrolle, die klassischer nicht sein könnte. Sie wird bei einem Schönheitswettbewerb im Jahr 1964 zur „Miss Blackpool Belle“ gewählt.

Keine Überraschung, hat sie doch Ähnlichkeit mit einer Barbie-Puppe. Blondes, wallendes Haar, großgewachsen und eine schlanke Figur. In den 60-Jahren ein wahr gewordener Männertraum. Wohl auch der des lokalen Presse-Fotografen, dem die frisch gewählte Miss erst noch erklären muss, dass ihr Gesicht nicht auf der Höhe des BHs anfängt.

Gemma Arterton als „Miss Blackpool Belle“

Barbara Parker kann sich über ihren frisch erworbenen Titel als „Miss Blackpool Belle“ nur kurz freuen.

Barbara will natürlich weit mehr sein, als das blonde Barbie-Püppchen. Ihr großer Traum ist es, als Komikerin im Fernsehen Karriere zu machen. Also lässt sie kurzerhand ihren geliebten Vater sowie den Verlobten in der Provinz zurück und reist nach London. Hier angelt sie sich schnell einen Job als Hutverkäuferin, in dem sie erkennen muss, dass in so einem Kaufhaus ähnliche Frauenbilder vorherrschen wie in ihrer Heimat.

London war auch damals schon unbezahlbar

Nicht der Traumjob, aber nachdem sie Marjorie aus der Schuhabteilung kennenlernt, hat sie zumindest eine erste Bleibe in der Stadt. London war auch damals schon unbezahlbar. Die beiden jungen Damen hausen daher in einer Mini-Wohnung, die nur durch ein paar Vorhänge ein bisschen Privatsphäre gewährt. Auch wenn Barbara mehr sein will als nur attraktiv, weiß sie, ihre Schönheit für sich zu nutzen. Immerhin wurde sie ja gerade erst zur „Miss Blackpool Belle“ gewählt.

Sie muss erkennen, dass auch dies furchtbare Nebenwirkungen haben kann. So endet ein romantischer Abend mit einem viel zu alten Verehrer in einem Desaster und einer versuchten Vergewaltigung. Glücklicherweise sind nicht alle Kerle gleich, wie Barbara kurz darauf feststellt, als ihr der nächste alte Mann ein Angebot macht. Diesmal ist es der Theateragent Brian Debenham (Rupert Everett). Der verpasst ihr erst einmal einen Künstlernamen: „Sophie Straw“ und will sie als blonde Sexbombe im Bikini vermarkten. Das finden weder Barbara noch Sophie besonders witzig.

Theateragenten Brian Debenham (Rupert Everett) hält eine Zeitung in den Händen.

Theateragenten Brian Debenham (Rupert Everett) hilft Barbara bei ihren ersten Schritten im Showgeschäft.

Nach kurzer Diskussion über ihre weiteren Karriereschritte landet sie in einem Vorsprechen für eine TV-Sitcom mit ihren Comedy-Helden, dem Team der Radiosendung „The Awkward Squad“. Auch wenn die Jungs direkt erkennen, dass die wunderschöne Erscheinung mit dem wenig sexy-klingenden Akzent durchaus ein komödiantisches Talent hat, verläuft das Vorsprechen eher desaströs.

Abgang durch die Besenkammer

Da sie ihren Traum aber nicht so schnell aufgeben will, versucht Barbara es nach einem ebenfalls eher komischen Auftritt als Fächertänzerin in einem Stripclub noch einmal mit dem Vorsprechen bei den Jungs. Als Barbara eine weitere Absage vermutet, will sie überstürzt den Ort des Schreckens verlassen. Sie versucht den Abgang durch die Besenkammer, statt durch die Tür auf der anderen Seite des Raumes. Es sind solche kleinen, albernen Szenen, die „Funny Woman“ sehenswert machen. Diesmal bekommt Barbara den Job jedoch und kann endlich als „Funny Woman“ im Fernsehen glänzen.

Vier Männer und eine Frau sitzen rauchend auf einem Sofa.

Barbara Parker hat es geschafft und kann endlich mit ihren Helden aus dem Radio eine TV-Sendung gestalten.

Die englische Sky-Produktion basiert auf dem erfolgreichen Roman „Funny Girl“ von Nick Hornby aus dem Jahr 2014. Das ist wichtig zu wissen, da das alles natürlich stark an die Amazon Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ erinnert. Hier versucht sich eine zweifache Mutter in den 50er-Jahren eine Karriere als Stand-up-Comedian aufzubauen. Die Romanvorlage zu „Funny Woman“ war also früher da, funktioniert aber leider auch nicht ganz so gut wie die Amazon-Version.

Dem ehemaligen Bond-Girl Gemma Arterton ist jedoch anzusehen, dass ihr die Rolle als emanzipierte junge Frau sichtlich Freude macht. „Funny Woman“ ist eine witzige Reise in das England der 60er-Jahre, die immer dann gut funktioniert, wenn die Figuren etwas Zeit haben, sich zu entfalten. Vor allem in den späteren Folgen erhält die Geschichte dadurch etwas mehr Tiefe. Als Placebo für die Wartezeit auf die nächste Staffel der „Marvelous Mrs. Maisel“ funktioniert „Funny Woman“ auf jeden Fall.

Die Serie läuft als komplette Staffel auf dem Streamingdienst WOW und über Sky Q auf Abruf sowie immer donnerstags in Doppelfolgen ab 20.15 Uhr auf Sky Atlantic.


„Funny Woman“ von Morwenna Banks, mit Gemma Arterton, Rupert Everett, Arsher Ali, Tom Bateman, David Threlfall, Matthew Beard, Leo Bill, Alexa Davis, Clare-Hope Ashitey, Ted Sargent