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Kölner Museums-CheckDas Karnevalsmuseum, Haus der jecken Stadtgeschichte

Lesezeit 4 Minuten
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Narrenkappen im Karnevalsmuseum.

Köln – Am Elften im Elften beginnt der Karneval. Warum tut er das eigentlich im düsteren November, wenn man sich auf Tod und Vergänglichkeit besinnt? Die Antwort dürfte manchen Jeck verblüffen: In einigen alten Kirchenlehren war der Advent kein Countdown fürs Weihnachtsfest, sondern die Fastenzeit vor den Heiligen Drei Königen – und der Karneval läutet mit der Fastnacht die nächste, dieses Mal dem Osterfest vorhergehende Fastenperiode ein.

Man muss das nicht wissen, um an den tollen Tagen Spaß zu haben. Aber man kann auch viel Spaß dabei haben, dergleichen im Kölner Karnevalsmuseum zu lernen. Denn dieses Museum schunkelt seine Besucher weder in einen Rausch noch feiert es den kölschen Karneval als lokales Heiligtum; hier wird nicht aus der Bütt gepredigt, sondern ein Stück Stadtgeschichte mit dem nötigen Ernst, aber eben auch mit angemessener Fabulierlust präsentiert.

Feierfreudige Römer

Äußerlich ähnelt das Kölner Karnevalsmuseum am ehesten einem Baumarkt. Im Inneren geht es dafür dann mit den alten Römern los. Wobei: Feierten die überhaupt Karneval? Natürlich nicht. Aber sie wussten schon Feste zu feiern, die uns heute närrisch erscheinen, mit Umzügen, Masken und Verkleidungen.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Gut möglich, dass davon etwas in der römischen Colonia am Rhein hängen geblieben ist und auf Umwegen Eingang in die Karnevalstradition gefunden hat.

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Die Römer als Möchtegern-Karnevalisten: Die antike Öllampe mit  Maske ist eine Leihgabe des Römisch-Germanischen Museums.

Am roten Faden der Chronologie geht es durch die Jahrhunderte. Wir sehen den wilden, unorganisierten Karneval des Mittelalters, der in Köln erstmals am 5. März 1341 erwähnt wird und 1403 die ersten Verbote provoziert.

Der erste organisierte kölsche Karneval, wie er noch heute gefeiert wird, findet 1823 als Veranstaltung des patriotischen Großbürgertums statt; ab 1848 wird er demokratischer und ab 1933 zusehends braun gefärbt.

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Der Rosenmontagszug von 1836 auf dem Kölner Neumarkt, gemalt von Simon Meister (das Original hängt im Stadtmuseum). Ein Motto hatte der Zug auch: Stein der Weisen.

Die Abteilung zum Karneval während NS-Zeit beschönigt nichts und hebt mit Karl Küpper einen der wenigen Karnevalisten auf den Schild, die sich tatsächlich gegen die Barbarei der Nazis auflehnten.

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Das gab’s nicht oft – eine weibliche Jungfrau. Paula Zapf war 1938 die erste von zweien.

Doch auch die Karnevalsfolklore kommt nicht zu kurz: Willi Ostermann, die Bläck Fööss und die anderen Karnevalsmusiker werden vorgestellt, der alternative Karneval ist ebenso vertreten wie die Veedelszüge und alles, was an Orden, Kappen und Uniformen zur Verballhornung jedes Preußentums dazugehört.

Vor dem Kölner Karnevalsmuseum liegt keine Hemmschwelle, es ist so demokratisch wie die Zahl Elf, in der die eine jecke Eins gleichberechtigt neben der anderen steht.

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„Alles läuf un rennt, jeder schreit: Et brennt!“ – Titelblatt eines Notenhefts zu Willi Ostermanns  Karnevalsklassiker „Kut erop! Kut erop! Kut erop!“

Das Karnevalsmuseum im Schnellcheck

Seit 2005 hat Köln ein Karnevalsmuseum – als erste Stadt unter den rheinischen Karnevalshochburgen. Die historische Ausstellung beginnt bei den Römern, obwohl die gar keinen Karneval gefeiert haben, und schlängelt sich mit zahlreichen Exponaten bis in die Gegenwart.

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Hereinspaziert. Der Eingang des Kölner Karnevalsmuseums.

Adresse

Kölner Karnevalsmuseum, Maarweg 134–136, Köln. Telefon (0221) 574000.

Anreise

KVB-Bahnlinie 1, Haltestelle Maarweg (ca. 10 Minuten Fußweg), Buslinien 141 und 143, Haltestelle Karnevalsmuseum. Der Parkplatz am Karnevalsmuseum ist kostenfrei.

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Nichts im Kopf als Köln und Karneval: Bei diesen Sessionsorden darf sich die Goldschmiedejugend mal richtig austoben, jedes Teil der „Fest in Gold“-Serie ist ein Unikat.

Öffnungszeiten und Führungen

Das Museum ist einmal monatlich von 10–16 Uhr geöffnet. Die nächsten Termine: 19. November und 3. Dezember

Gruppenführungen lassen auch neben den Öffnungstagen buchen.

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Warum so traurig? Die originale Bütt, in die Hella von Sinnen  1995 während der ersten Rosa Sitzung stieg.

Eintritt

6 Euro/4 Euro ermäßigt. Kinder bis sechs Jahre haben freien Eintritt.

Für Kinder

Jecke bis sechs Jahre haben freien Eintritt. Für Kinder von fünf bis acht Jahren werden zudem Führungen angeboten, bei denen sinnvollerweise das spielerische Erleben im Vordergrund steht.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Museen eignet sich das Karnevalsmuseum sogar bedingt zum herumtoben – es kann eigentlich nicht viel kaputtgehen.

Die Führungen dauern etwa 60 Minuten, es können jeweils zwischen 10 und 20 Personen teilnehmen. Der Eintritt kostet 11 Euro pro Person. Anmeldungen sind telefonisch möglich oder per E-Mail an: veranstaltungen@koelnerkarneval.de.

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Mit Krach die Geister des Frühlings wecken: der Kopf einer Teufelsgeige – in südlichen Gegenden häufiger in Gebrauch.

Attraktionen in der Nähe

Streng genommen müsste hier stehen: Fehlanzeige. Das Karnevalsmuseum liegt in einem Gewerbegebiet zwischen Braunsfeld und Ehrenfeld, mit dem Auto kommt man gut hin und auch wieder weg. Mit etwas Wohlwollen lassen sich der nicht allzu weit entfernte Melaten-Friedhof sowie der Stadtwald für Spaziergänge empfehlen.

Gastronomie

Auch hier muss das Karnevalsmuseum passen. Wer vom Hunger gepackt wird und ohne Stullen dasteht, der muss hoffen, dass er es noch bis Ehrenfeld schafft. Dort geht das Angebot querbeet – genau wie an der Aachener Straße, Ecke Maarweg.

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Vorbild für kölsche Charaktere und Kostüme: Commedia- dell’-Arte-Figur aus Meißner Porzellan.

Im Netz

Einen Einblick in die Sammlung bietet die Webseite des Karnevalsmuseums leider nicht. Und auch sonst hält sich der Spaß in engen Grenzen. Immerhin erfährt man alles, was man vor einem Besuch wissen muss: Etwa, dass es auch Kostümführungen (18 Euro/ 11 Euro ermäßigt) und zwischen März und September Kombiführungen Museum und Wagenbauhalle (24 Euro/11 Euro ermäßigt) gibt.

Stattdessen sei hier mal ein Buch empfohlen: „Kölner Karnevalsmuseum“, hrsg. von Michael Euler-Schmidt, 14,90 Euro. Es ist antiquarisch erhältlich.