Das Meisterkonzert des Orchesters der Accademia Nazionale di Santa Cecilia aus Rom brachte Gershwin und Rachmaninow in einem attraktiven Programm zusammen.
Kölner PhilharmonieDaniil Trifonov spielte Gershwin als sei dieser Prokofjew
George Gershwin wurde als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in Brooklyn geboren; für Sergej Rachmaninow waren die USA vor allem Zuflucht vor Krieg und Revolution. Das mag erklären, warum die beiden in Bezug auf die amerikanische Musikkultur eine so unterschiedliche Assimilationsbereitschaft zeigten: Während sich Gershwin etwa die Musiksprache des Jazz vollständig zu eigen machte, trug Rachmaninow auch im komfortablen Exil auf Long Island stets die verlorene russische Heimat im Herzen.
Das Meisterkonzert des Orchesters der Accademia Nazionale di Santa Cecilia aus Rom brachte die beiden Komponisten in einem attraktiven Programm zusammen, das auch wechselseitige Referenzen zeigte: Gershwins Concerto in F ist unverkennbar durch Rachmaninows Klavierkonzerte inspiriert; dessen Sinfonische Tänze op. 45 wiederum kokettieren deutlich mit Gershwins sinfonischem Jazz - nicht nur durch den Einsatz des Saxophons.
Klar in der Linie, kompromisslos im Rhythmus
Nun hätte man erwarten können, dass sich Daniil Trifonov dem Gershwin-Konzert gewissermaßen auf der Rachmaninow-Schiene näherte. Tatsächlich spielte der russische Starpianist das Stück aber eher so, als sei es von Prokofjew komponiert: klar in der Linie, kompromisslos im Rhythmus, markant in den Akzenten der linken Hand. Der melancholisch schlendernde Eingang, den viele Kollegen durch sanfte rhythmische Unwucht in Blues-Nähe rücken, klang bei ihm wie mit dem Metronom durchgetaktet.
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Ganz klar, Trifonov wollte das Stück von aller Broadway-Seifigkeit befreien, ihm klassizistische Konturen geben. Wie er den streckenweise akkordschweren Klaviersatz belichtete und durchlüftete, das hatte pianistisch auch fraglos große Klasse. Ob das Stück aber in seinem Charakter angemessen erfasst wurde, das war hier weit eher zu fragen als bei der Bach-Rachmaninow-Zugabe (Prélude aus der E-Dur-Partita), deren vorantreibende Motorik Trifonov perfekt mit duftig-tänzerischer Poesie verblendete.
Das römische Orchester hatte den Abend mit Gershwins „Cuban Overture“ begonnen, einem farbenfrohen Postkartengruß aus jener unbeschwerten vorrevolutionären Zeit, da Kuba noch das Bordell der USA war. Die Italiener und ihr Principal Guest Conductor Jakub Hrůša brachten das Stück nicht so recht auf einen schlanken Rumba-Fuß; Schlagzeug und Blech spielten sich massiv in den Vordergrund.
Auch Rachmaninows Sinfonische Tänze waren eher auf gesunde Kraft und Opulenz angelegt als auf die bedrohliche Atmosphäre eines Ballsaals, in dem der maskierte Tod das Tanzbein schwingt. Um sich auf das apokalyptische Flair dieser Musik einzulassen, ist Jakub Hrůša wohl doch zu sehr ein freundlicher böhmischer Musikant - was in zwei Tänzen aus Smetanas „Verkaufter Braut“ auch auf gewinnende Weise hörbar wurde.