Kölner Tanz- und TheaterpreiseUnter den Gewinnern sind auch alte Bekannte

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Sibel Polat in „33 Frauen“

Köln – Vor 31 Jahren hatte Hans-Georg Bögner, der langjährige Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur, die Kölner Tanz- und Theaterpreise ins Leben gerufen. Die 32. Gala sollte eigentlich seine glanzvolle Abschiedsvorstellung werden. Doch nun musste Bögner seine letzte Gala – wie bereits vergangenes Jahr – im Livestream moderieren. Zur Seite stand ihm dabei zum dritten Mal die Schauspielerin Aischa-Lina Löbbert. Und später am Abend auch Norbert Minwegen, sein Nachfolger als Geschäftsführer der SK Stiftung.

Theater gespielt wurde in Köln trotz der Pandemie, zwischen Lockdowns, vor maskiertem Publikum oder übers Netz. Die Jurys hatten jedenfalls keine Mühe, würdige Gewinner zu finden. Dieses Jahr sind darunter viele alte Bekannte der Kölner Szene. Darsteller, Regisseure und Gruppen von denen man schon viel Gutes gesehen hatte.

So geht der mit 10.000 Euro dotierte Kölner Theaterpreis an die Köln/Düsseldorfer-Gruppe Subbotnik. Ihr prämiertes Stück „Zuhause“ ist denn auch eine Koproduktion von FFT Düsseldorf und Orangerie Theater Köln. Darin taucht die Gruppe in die Möglichkeitswelt der Kindheit ab, „Normen lösen sich hier wie Wassertropfen auf einer heißen Herdplatte in Luft auf“, schreibt Jury-Mitglied Norbert Raffelsiefen. Der Zuschauer komme aus dem Staunen und Wundern nicht mehr heraus.

Rotzig-feministische Late-Night-Show

Mit dem Kinder- und Jugendpreis (5000 Euro) wird dagegen ein Stück für junge Menschen ab 14 Jahren ausgezeichnet: In „33 Frauen“, einer Koproduktion der Gruppe ct.201 mit der Comedia, stellen Sibel Polat und Manuel Moser nicht nur berühmte Frauen und solche, die sehr viel mehr Ruhm verdient hätten, vor, sie tun es im Rahmen einer waghalsigen, rotzig-feministischen Late-Night-Show, zugleich auf Augenhöhe mit ihrem Publikum und dieses unverblümt herausfordernd.

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„Miss Gyné“ lautet der Gewinner-Titel des Tanzpreises (5000 Euro). Auch in dem von Bibiana Jiménez‘ Compagnie XX TanzTheater zusammen mit dem Theater der Keller produzierten Stück geht es um Feminismus. Beziehungsweise um den Hass und die Angst, die der weibliche Körper bei Manchen zu provozieren scheint. Der Choreografin ist mit ihrer Arbeit noch ein besonderes Kunststück gelungen: Es ist das erste Mal, dass eine Compagnie zweimal hintereinander den Kölner Tanzpreis gewinnt. „Trotz des bitteren Themas geht sie entspannt mit den Genderthemen um“, lobt Juror Thomas Linden, „und demonstriert, dass es möglich ist, den ideologischen Verkrustungen mit wachsamem Humor zu begegnen.“

Darstellerpreis für Krutmann

Es sind noch mehr Preis zu vergeben, an diesem Montagabend: Der Darstellerpreis (3500 Euro) geht an Thomas Krutmann, einen so gewissenhaften wie kraftvollen Protagonisten der Kölner Theaterszene. Und einen Unermüdlichen: Seit Ende des zweiten Lockdowns im August hat Krutmann in sechs Theaterproduktionen in NRW mitgewirkt.

Über den „Puck“, den mit 2500 Euro dotierten Nachwuchspreis für junge Schauspielerinnen oder Schauspieler, kann sich Kirsten Engelmann freuen. Die Jury zeigt sich vor allem beeindruckt von ihrer Bühnenpräsenz und Ausstrahlung, der man sich als Zuschauer nicht entziehen könne. Zu sehen ist Engelmann derzeit unter anderem in den „Bremer Stadtmusikanten“ in der Comedia.

Zweiter Preis für Polat

Der Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater (5000 Euro) geht an Susanne Schmelchers Inszenierung „Madonnas letzter Traum“ im Theater im Bauturm, nach dem Roman des Ende Oktober überraschend verstorbenen deutsch-türkischen Schriftstellers Doğan Akhanlı. „Roman und Inszenierung verschachteln virtuos Fiktion und historische Tatsachen, Literatur und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, begründet Jury-Mitglied Sandra Nuy. Für Sibel Polat ist es zudem der zweite Gewinn an diesem Abend, sie steht hier zusammen mit Marc Fischer auf der Bühne.

Bereits im Vorfeld bekanntgegeben wurde der Gewinner des Ehrentheaterpreises (2600 Euro). Es ist der Gründer, Geschäftsführer und künstlerischen Leiter der TanzFaktur, Slava Gepner. Die Jury setzt sich aus den bisherigen Ehrentheaterpreisträgern zusammen, die Laudatio hielt Kajo Nelles: Gepner sei es mit seiner unorthodoxen Herangehensweise gelungen einer jungen, dynamischen Tanzszene wieder einen Platz in Köln zu geben.

Der Autor ist Mitglied der Kinder- und Jugendtheaterjury

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