Kommentar zum WDR-„Stichtag“Am Auftrag soll man nicht sparen
- Die Zukunft der WDR-Sendung „Stichtag“ ist offen. Aktuell steht eine Abschaffung im Raum.
- Im Programmausschuss des Rundfunkrats wurde am Mittwoch über die Zukunft des Formats votiert. Ein Großteil der Mitglieder soll sich für den Erhalt ausgesprochen haben.
- Der WDR muss aufpassen, dass er seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht vergisst, kommentiert unsere Autorin.
Köln – Wer über einen längeren Zeitraum WDR2 hört, dem dürfte es schwerfallen, zwischen all der guten Laune und den leicht konsumierbaren Häppchen Inseln zu finden, die den öffentlich-rechtlichen Auftrag ernst nehmen. Der „Stichtag“ ist so eine Insel.
Da verwundert es nicht, dass die mögliche Abschaffung für Aufregung sorgt. Zumal die Autoren auch um die Zukunft des großen Bruders „Zeitzeichen“ bangen. Am Mittwoch war die Zukunft des Formats Thema im Programmausschuss des Rundfunkrats.
Votum ist ein deutliches Zeichen
Wie zu hören ist, sprach sich ein Großteil der Mitglieder für den Erhalt aus. Nun ist dieses Votum, eine einzelne Sendung betreffend, nicht bindend für die Geschäftsleitung, aber ein deutliches Zeichen ist es doch. Der Rundfunkrat ist nämlich nicht gerade dafür bekannt, sich offen gegen Direktorin Valerie Weber zu stellen.
An der grundsätzlichen Planung habe sich von WDR-Seiten nichts geändert, hieß es aus der Pressestelle. Sie verweist darauf, dass man das ja alles im größeren Kontext sehen müsse. Der WDR muss im Hörfunk sparen, weil der NDR Kooperationen aufkündigt.
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Das ist alles richtig, aber richtig ist auch, dass die Einstellung der „Stichtag“-Produktion weniger als 60.000 Euro einspart im Jahr. Bei einem Budget des WDR von fast 1,5 Milliarden Euro muss da die Frage der Verhältnismäßigkeit erlaubt sein.
Die Unterzeichner des offenen Briefes gegen die Einstellung, der in dieser Zeitung erschien, warnen zu Recht vor Geschichtsvergessenheit. Vergisst der WDR seinen Auftrag, ist seine Akzeptanz in der Gesellschaft selbst irgendwann Geschichte.