AboAbonnieren

Kulturtipps für den JanuarDas empfiehlt Bettina Fischer fürs neue Jahr

Lesezeit 4 Minuten
Bettina Fischer, die Leiterin des Literaturhauses Köln, blickt in die Kamera

Bettina Fischer, Leiterin des Literaturhauses Köln

In unserer Serie geben Kölner Kulturprominente Ausgehtipps. Für den Januar empfiehlt Bettina Fischer, Leiterin des Kölner Literaturhauses, ihre liebsten Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen in Köln.

Bettina Fischer kennt sich nicht nur in der Kölner Literaturszene bestens aus – als Kunsthistorikerin interessiert sie sich auch dafür, was in Köln in der bildenden Kunst passiert: „Und da bekommt man hier eine ganze Menge geboten.“ Die Leiterin des Kölner Literaturhauses ist auch im Vorstand des KulturNetzKöln – einer spartenübergreifenden Interessensvertretung der freien Künstler*innen und Kulturschaffenden. „Dadurch haben sich für mich spannende Kulturangebote aufgetan, die ich vorher noch gar nicht wahrgenommen habe, obwohl ich ja schon lange hier in Köln lebe. Zum Beispiel, dass es hier eine sehr interessante Szene beim zeitgenössischen Zirkus gibt, international beachtet, von der man sich nur wünschen kann, dass sie präsenter in der Stadt sein wird.“

Allerdings mangele es für diese künstlerische Art des Zirkus’ an Auftrittsorten. „Dafür wird die Debatte um die Nachnutzung des Depots in Mülheim sicher interessant, bei der die freie Szene unbedingt mitgedacht werden muss.“ Auch das Kino liebt Bettina Fischer: „Ich wohne in der Südstadt und im Odeon entdecke ich immer Filme, auf die ich Lust habe.“ Fast jeden Tag fährt sie in der Severinstraße mit dem Fahrrad an dem Kino vorbei. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs steht auf der Werbetafel statt der Ankündigung eines neuen Films „Stop the war“. „Die Kultur zeigt auf vielen Wegen, dass sie die Welt wahrnimmt. Das berührt mich.“ Auch in Krisenzeiten bietet die hiesige Kulturszene dem Publikum einen Anker.

Im August fand der erste „Kinder- und Jugendbuchtag“ der Kölner Literaturszene im Kölner Filmhaus statt. „Das ist auch so ein wunderbarer Ort und ich bin wild entschlossen, das tolle Kinoprogramm dort mehr zu nutzen.“ Filme anzuschauen sei für sie eine Art Ausflug in die Welt, wie das Lesen. „Dieses gemeinsame Kino-Erlebnis in einem abgedunkelten Raum kann Netflix niemals ersetzen. In meiner eigenen Arbeit schaffe ich auch Begegnungen. Und das Erste, was ich nach dem Lockdown gemacht habe, war wieder ins Kino zu gehen.“

So sehr Bettina Fischer die Kölner Kulturszene liebt – es gibt natürlich auch Probleme, mit denen sie bei ihrer Arbeit im Literaturhaus oder für das KulturNetzKöln konfrontiert wird. So leide die freie Szene unter bürokratischem Aufwand: „Zum Teil gibt es wildwuchsartige Strukturen, die unglaublich viel Zeit binden. Und die möchte man natürlich lieber investieren, um eine interessante, eine lebendige Kultur in dieser Stadt auf die Beine zu stellen. Ich bin zuversichtlich, dass das auch schlanker geht.“ Da sei es gut, dass sich die freie Szene immer mehr vernetzt und so auch solidarischer werde: „Denn das bringt am Ende natürlich viel mehr, als wenn jeder für sich alleine kämpft.“

Philosophie-Reihe

Die Philosophin Eva von Redecker hat im Kölner Schauspielhaus eine regelmäßige Gesprächsreihe „Eva and the Apple“. Derzeit ist ja vieles, was sehr gewiss schien, plötzlich nicht mehr so. Umso mehr lohnt es sich, öffentlich über die neuen Ungewissheiten zu sprechen. Am Mittwoch, 11. Januar, ist der Buchpreisgewinner Kim de l’Horizon eingeladen, den ich persönlich erleben möchte. Es geht um das Spielzeitmotto „Rausch“. Ich finde es super, dass es im Schauspielhaus jetzt auch einen Gesprächsraum gibt.

Francesco Hayez' Gemälde Susanna im Bade zeigt eine nackte Frau in Rückenansicht, während sie den Betrachter über die Schulter anblickt.

Francesco Hayez, Susanna im Bade, 1850

Ausstellung

„Susanna im Bade“ im Wallraff-Museum zeigt das Motiv der Frau im männlichen Blick - vom Mittelalter bis MeToo. Wie das biblische Motiv verständlicher wird und andererseits die Vielschichtigkeit der Motivgeschichte und in der Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen präsentiert wird, ist sehr anregend. Der Besuch der Ausstellung lohnt sich unbedingt. Die Ausstellung läuft bis zum 26. Februar 2023, der Eintritt kostet 13 Euro (ermäßigt 9 Euro). Regelmäßig werden öffentliche Führungen angeboten.

Konzert

Der Musiker Rochus Aust bespielt den Turm der Lutherkirche in der Südstadt rund um das Thema klangbasierte Künste. Musik, die auch viel mit Sounds, Geräuschen zu tun hat. Am letzten Mittwoch im Monat gibt es die „Soirée Sonique“ – immer mit Gästen, auch international. Das ist spannend, weil das eine interessante Mischung aus Kunst und Musik ist. Solche Erlebnisse jenseits des Gewohnten können die Augen öffnen. Am Mittwoch, 25. Januar, 20 Uhr mit „Instants Vidéo Marseille“.