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„Maischberger“FDP-Politiker geht Wagenknecht an: „Haben Sie keinen Respekt vor den Menschen, die ihr Leben opfern?“

Lesezeit 3 Minuten
Sahra Wagenknecht und Gerhart Baum gerieten im ARD-Talk „Maischberger“ aneinander.

Sahra Wagenknecht und Gerhart Baum gerieten im ARD-Talk „Maischberger“ aneinander.

Der ARD-Talk wurde vor allem zum Streitgespräch zwischen Sahra Wagenknecht und Gerhart Baum. Es wurde hitzig.

In der Mittwochabendausgabe von „Maischberger“ diskutierte Sandra Maischberger mit ihren Gästen die Frage, wie es im Ukraine-Krieg in den kommenden Monaten weitergeht. Die neuerlichen Forderungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach Kampfjets waren dabei ebenso Thema wie mögliche Szenarien für ein Ende des Krieges.

Die Gäste

  1. Gerhart Baum: Der 90-jährige FDP-Politiker war von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister.
  2. Sahra Wagenknecht: Die Linken-Politikerin ist seit 2009 Abgeordnete im Bundestag.
  3. Helge Schneider: Dem Komiker, Musiker, Schauspieler, Entertainer und Regisseur gelang in den 1990er Jahren der Durchbruch.
  4. Cherno Jobatey: Der Journalist arbeitet auch als Fernsehmoderator.
  5. Dagmar Rosenfeld: Die Journalistin ist Chefredakteurin der „Welt am Sonntag“.
  6. Markus Feldenkirchen: Der Journalist arbeitet als Autor für den „Spiegel“.

Die Sendung wurde schnell zum Showdown zwischen zwei Protagonisten, die immer wieder aneinander gerieten. Der FDP-Politiker Gerhart Baum und die ehemalige stellvertretende Parteivorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, diskutierten impulsiv – kamen sich allerdings im Laufe der Sendung keinen Schritt näher. Sie hatten sich bereits vor rund einem Jahr im ARD-Talk gestritten, ihre Positionen waren auch diesmal völlig diametral.

Sahra Wagenknecht und Gerhart Baum streiten sich bei Sandra Maischberger

Der 90 Jahre alte Gerhart Baum vertrat einmal mehr die Meinung, die Ukraine brauche wirtschaftliche sowie militärische Unterstützung. Wagenknecht, die direkt neben ihm saß, teilte diese Haltung wenig überraschend nicht.

Die Eskalationsgefahr sei „riesengroß“, befand die Linken-Politikerin. Sie forderte vehement eine diplomatische Lösung: „Verdammt noch mal, machen wir endlich Friedensinitiativen, versuchen wir, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen, statt immer weiter durch Waffenlieferungen zu eskalieren.“

Baum über Forderung von Wagenknecht: „Geht an der Realität vorbei“

Gerhart Baum konnte da nur mit dem Kopf schütteln. „Ihre Analyse geht an der Realität vorbei“, kanzelte er die Ausführungen der Politikerin ab. Wenn überhaupt könne die Ukraine ein Friedensangebot machen. Putin allerdings sei nicht friedensfähig und habe „nichts anderes als den Krieg“, so Baum weiter. „Unter welchen Bedingungen wollen Sie Frieden schließen?“, wollte er von Wagenknecht wissen. „Wie soll Putin vor seinem Volk erklären, dass er 100.000 Menschen geopfert hat?“

Wagenknecht unterstrich, der Westen müsse ein Kompromissangebot machen. In diesem Zusammenhang plädierte sie für eine international beaufsichtigte Abstimmung im Donbass. Überzeugen konnte sie damit die Runde bei Sandra Maischberger nicht.

Sandra Maischberger konfrontiert Sahra Wagenknecht mit Umfrage – die wiegelt ab

Die Moderatorin hielt Wagenknecht Zahlen vor, denen zufolge selbst im Falle eines russischen Atomschlages kaum Ukrainerinnen und Ukrainer bereit wären, den Kampf für Freiheit aufzugeben. Wagenknecht stritt die Aussagekraft der Umfrage an, was für Baum das Fass zum Überlaufen brachte. „Haben Sie keinen Respekt vor diesen Menschen, die ihr Leben opfern wollen?“, fragte Baum aufgebracht.

Er fürchte sich davor, „dass wir die russische Aggressivität wieder unterschätzen, wie wir das schon einmal gemacht haben. Und ich habe keine Angst vor irgendwelchen Drohungen von Putin“, so der ehemalige Bundesinnenminister.

Markus Feldenkirchen spricht sich gegen Lieferung von Kampfjets aus

Wie also weitermachen im Ukraine-Konflikt? Baum sprach sich für weitere Waffenlieferungen aus, wenn diese erforderlich seien. Spiegel-Autor Markus Feldenkirchen bezeichnete die neuerliche Forderung der Ukraine nach Kampfjets als problematisch.

„Ich finde, dass Kampfflugzeuge eine andere Qualität sind. Die russische Flugabwehr ist massiv“, erklärte Feldenkirchen. Die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine sei derzeit „ein Schritt zu nah an einer möglichen Eskalation“.

Von Maischberger darauf angesprochen, wo Baums rote Linie sei, blieb dieser unkonkret. Das Ziel sei „Frieden und Freiheit“, deswegen müsse Deutschland die Ukraine unterstützen. Wagenknecht hakt ein: „Das Ziel ist Frieden – und Sie liefern Waffen? Das ist nicht besonders rational.“