Marimba-Virtuose und Schlagzeuger Christoph Sietzen war mit dem Wave Quartet zu Gast in der Kölner Philharmonie.
Marimba-Quartett in der Kölner PhilharmonieWarum Bach diesen Adaptionen bedenkenlos zugestimmt hätte
An Werken für das Marimbaphon ist kein Mangel. Aber wenn man, wie der Schlagzeuger Christoph Sietzen, ein besonderes Faible für die Barockmusik hat, kommt man um Bearbeitungen kaum herum. Der Luxemburger ist in dieser Spielzeit Portraitkünstler der Kölner Philharmonie, wo er gemeinsam mit seinen Kollegen vom Wave Quartet zu Gast war – seinem ehemaligen Lehrer Bogdan Bacanu sowie Emiko Uchiyama und Nico Gerstmayer.
Das Wave Quartet hat bereits 2009 alle drei Doppel-Klavierkonzerte von Johann Sebastian Bach in Arrangements für vier Marimbaphone und Orchester eingespielt. Diesmal stand das C-Dur-Konzert BWV 1061 auf dem Programm, daneben das g-Moll-Konzert BWV 1058 für ein einzelnes Klavier, das aber seinerseits die Bearbeitung des Violinkonzerts a-Moll ist. Im Barockzeitalter waren solche Adaptionen gängige Praxis; der alte Bach hätte den Wave-Versionen vermutlich bedenkenlos zugestimmt.
Marimba statt Piano: Das Wave Quartet präsentierte Bach-Adaptionen
Und in der Tat: Was ansonsten zwei oder vier Pianistenhände tun, verteilte sich hier ohne Substanzverlust auf zwei oder vier Marimbas. Man erlebte mit wachsender Faszination, wie die barocktypischen Figurationen, Kadenzen und Verzierungen ohne Einbußen aus den großen Holzstabspielen herauswuchsen – dazu mit einer duftigen, pointillistischen Eleganz, wie sie weder auf dem Cembalo noch auf dem modernen Klavier zu erwirken wäre.
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Indes gab es auch Einschränkungen: Der rasch zerfallende Marimbaton machte es schwierig, in den langsamen Sätzen stabile Linien zu bauen; auch traten in sehr tiefen und sehr lauten Passagen immer wieder störende Obertöne hervor, was akustisch nicht zu vermeiden ist. Dazu entbehrte es nicht einer gewissen Ironie, dass man als Partner für diese originell timbrierten Versionen mit der Academy of Ancient Music ausgerechnet ein Ensemble engagiert hatte, das auf authentischen Barockklang spezialisiert ist.
Christoph Sietzen beeindruckte mit Schlagzeug-Klassiker
Bei Bach löste sich dieser Widerspruch auch nicht wirklich auf; konstruktiv umgesetzt wurde die Begegnung der Epochen dagegen in einem neuen, im Auftrag der KölnMusik entstandenen Werk von Giorgio Musolesi. In „Metli, metro, melissomelos“ unterstützt der 1998 geborene Italiener zwei Schlagzeuger durch eine Art Background-Chor aus zwölf Streichern, die bedarfsweise (das Stück spielt unter anderem in der U-Bahn) auch in kleine Schalltrichter wispern oder eine Hupe betätigen.
Deutlich stärker war der Eindruck, den Christoph Sietzen mit einem Klassiker der Schlagzeug-Literatur hinterließ, Iannis Xenakis’ „Rebonds“ aus den Jahren 1987-89. Diese zugleich heftig insistierende und sich beständig wandelnde Musik hatte eine haptische Wirkung, der man sich kaum entziehen konnte. Im Programm folgten ihr Variationen aus der Feder des piemontesischen Renaissance-Meisters Constanzo Festo - Musik, die so stark in der Kontemplation war wie das Xenakis-Stück in der Ekstase.