Moderat beim c/o-Pop-FestivalTechno-Könige bei Tageslicht
Köln – Eine Startrampe für deutsche Pop-Musiker soll die c/o pop laut Norbert Oberhaus sein. Der Geschäftsführer der „cologne on pop GmbH“ erinnert sich zur Eröffnung der 14. Ausgabe des Festivals an die Gründung zurück: Diese war eine Reaktion auf die Abwanderung der Popkomm nach Berlin. „Es war klar, dass ein Festival alleine nicht reichen würde, um die Lücke zu füllen, die die Popkomm hinterlassen hat“, sagt er in den Rheinterrassen. Deswegen sind in den letzten Jahren unter anderem die Klubkomm, ein Netzwerk Kölner Clubs und Veranstalter, das Projekt „We are Europe“ als Zusammenschluss europäischer Musikfestivals, und die Nachwuchsförderung popNRW entstanden.
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Die parallel zum c/o pop-Festival stattfindende Convention bietet in Kooperation mit popNRW am Freitag in der IHK Köln den „New Talent Day“ an. Carla Barzen von popNRW sieht darin die Chance, „Independent-Labels mit neuen Künstlern zusammenzubringen“. Am Donnerstag stand die Convention unter dem Motto des „Brand and Music Day“. Ralph Christoph, Head of Program der c/o pop, sieht darin eine wichtige Maßnahme, um den Standort Köln in der Musikszene zu stärken und mit der vornehmlich in Düsseldorf ansässigen Brand-, also der Markenbranche, zu verbinden.
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Das Musikfestival startete am Mittwochabend mit dem syrischen Sänger Omar Souleyman. Seine Karriere begann er in den 1990er Jahren als Hochzeitssänger. Damals hielt er sich noch an die Stilvorgaben des Folkloretanzes Dabke, der im Nahen Osten weit verbreitet ist. Die Aufnahmen seiner Auftritte schenkte er stets dem Brautpaar, so dass Souleyman bis dato in Syrien über 500 Kassetten veröffentlicht hat. Heute wird sein Stil meist unter dem Rubrum Weltmusik eingeordnet – gemeinsam mit einem DJ mischt Souleyman Dabke und Folk mit Elektronica. Dazu singt er sowohl auf Arabisch als auch auf Kurdisch.
Mit seiner lässigen Sonnenbrille und der Kufiya, einem Kopftuch für Männer, gilt er auch als König des syrischen Techno. Sein siebtes Studioalbum „Bahdeni Nami“ erschien 2015 auf dem Label Monkeytown Records des Berliner Produzenten-Duos Modeselektor. Am Tanzbrunnen spielte er früh am Abend vor noch wenig Publikum, das sich zwar vom packenden orientalischen Rhythmus der Dabke zum Tanzen anstecken ließ. Dennoch schaffte es Souleyman mit seinen ruhigen minimalistischen Gesten nicht, die potenzielle Stimmung, die den Techno-Elementen seiner Musik eigen ist, auf sein Publikum zu übertragen.
Auf den Syrer folgten Gernot Bronsert und Sebastian Szary, die sich als Modeselektor mit Sascha „Apparat“ Ring zu Moderat zusammenschlossen haben. Aus der Berliner Techno-Szene kommend, zeigte sich die Super-Gruppe überrascht, ihr Publikum auch sehen zu können – es war erst ihr zweiter Auftritt bei Tageslicht. Trotzdem umgaben die DJs von Modeselektor den Tanzbrunnen durch ihre Samples erfolgreich mit Club-Atmosphäre. Intensität und meditative Einfachheit – mit diesem Wechselbad bannten sie ihr Publikum.
Dabei überlagerte Sascha Ring die Beats mit mal hallendem, mal dumpf verzerrtem Gesang und bediente Keyboard sowie Gitarre. Eine Videoprojektion spielte im Hintergrund mit delikaten, meist geometrischen Formen. Vor allem die Hits „Reminder“ und „Bad Kingdom“ versetzten das altersmäßig gemischte Publikum in Wallung, dann räumte Moderat ohne Zugabe die Bühne.
Auf der c/o pop spielten sie eines ihrer vorerst letzten Konzerte – von September an gehen sie in eine längere Pause.